In Kiel geht's um viel (Update)
Der SVS kämpft gegen einen Negativrekord und den Abstieg in die 3. Liga an.

Von Claus Weber
Sandhausen. Nur eines seiner bislang 14 Auswärtsspiele hat der SV Sandhausen gewonnen, die letzten neun Partien auf fremden Plätzen allesamt verloren. Das ist vereinsinterner Negativrekord. In der Auswärtstabelle liegen die Kurpfälzer damit auf dem letzten Platz – während sie auf dem Heimtableau Sechster sind.
Den Fluch wollen sie an diesem Dienstagabend (18.30 Uh, Sky) bei Holstein Kiel endlich brechen. Gerhard Kleppinger weiß, dass es mit dem Klassenverbleib nur klappen kann, wenn in Kiel, am Sonntag in Heidenheim oder zum Abschluss am 23. Mai in Bochum noch was aufs Punktekonto kommt. Auf das einzige verbleibende Heimspiel am 16. Mai gegen Regensburg will es der Coach nicht ankommen lassen.
"Wir wollen in Vorleistung treten und unseren 15. Tabellenplatz mit aller Gewalt verteidigen", sagt der Trainer. Nur einen Punkt Vorsprung haben die Sandhäuser auf den Relegationsrang, vier Zähler sind es auf den ersten Abstiegsplatz.
So nah dran an einem Auswärtssieg wie am Donnerstag in Fürth waren die Kurpfälzer noch nie. Bis zur 77. Minute lagen sie 2:1 in Führung – um am Ende doch noch 2:3 zu verlieren. "So lange die Körner gereicht haben, haben wir alles rausgehauen", sagt Kleppinger. Doch ein Patzer von Torwart Kapino und ein Eigentor von Verteidiger Zhirov waren zu viel, um beim Tabellenzweiten bestehen zu können.
"Wir sind bei den Gegentoren Pate gestanden", kritisierte der Coach, "in Kiel müssen wir diesmal hinten sauber bleiben." Wie man es besser macht, dafür sind die Holsteiner das beste Beispiel. Nur 27 Tore haben sie in 28 Partien kassiert – das ist Bestwert der Liga. "Ihr absoluter Trumpf ist das Defensivspiel", sagt "Kleppo", "sie arbeiten sehr gut gegen den Ball."
Am Samstagabend allerdings kassierte der Zweitliga-Vierte im DFB-Pokal-Halbfinale beim Bundesliga-Fünften in Dortmund fünf Tore in nur einer Halbzeit. Ob Kiel nach der Pokalschlappe mit Wut im Bauch antritt oder vor lauter Enttäuschung völlig geknickt ist, das mag Kleppinger nicht beurteilen. "Aber so eine Niederlage kann schon in den Kleidern hängen bleiben", weiß der Trainer. Andererseits können sich die Kieler, die in der zweiten Pokalrunde immerhin Bayern München aus dem Wettbewerb warfen, nun ganz aufs große Ziel Bundesliga-Aufstieg konzentrieren. Mit einem Sieg gegen Sandhausen würden sie am Hamburger SV vorbeiziehen und auf den Relegationsplatz klettern.
Es geht also um viel in Kiel. Während die Hausherren nach dem Pokalfight müde sein dürften, hatte Sandhausen endlich mal wieder sechs Tage Zeit zum Regenerieren. "Die Akkus sind wieder aufgeladen", sagt Kleppinger, "wir konnten endlich auch mal wieder an der Taktik feilen, haben intensiv an unseren Abschlüssen und unserer Box-Verteidigung gearbeitet."
Vermutlich wird der Coach die gleiche Startelf wie in Fürth auf den Platz schicken. Nur Wulle, Schmidt und Halimi fehlen, Scheu ist bereits ins Training zurückgekehrt und könnte bald wieder eine Option sein.
So könnte Sandhausen beginnen: Kapino – Nauber, Kister, Zhirov – Diekmeier, Taffertshofer, Nartey, Bachmann – Biada – Behrens, Keita-Ruel.
Update: Montag, 3. Mai 2021, 19.51 Uhr