Zwietracht Waldhof

Bei der Bekanntgabe des Investors offenbaren sich tiefe Risse beim Tabellenführer der Fußball-Regionalliga Südwest

20.04.2016 UPDATE: 21.04.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 29 Sekunden

Lobpreisen den abwesenden Investor und begrüßen die Unterstützung in Höhe von einer Million Euro: Waldhof-Präsident Seffen Künster, Pressesprecher Domenico Marinese, Finanzvorstand Klaus-Rüdiger Geschwill und Sportvorstand Klaus Hafner (von links). Foto: vaf

Von Frank Enzenauer

Mannheim. Auch der Stuhl des Hauptdarstellers blieb unbesetzt. Bernd Beetz, der hilfreiche Investor des SV Waldhof, fehlte am Mittwochmittag auf der - merkwürdigen - Pressekonferenz im Container am Carl-Benz-Stadion. Der 65-jährige Unternehmer ist auf Geschäftsreise in Südamerika und konnte deshalb nicht erklären, warum er den Mannheimer Fußball-Regionalligisten mit einer Million Euro beglückt und somit die Gründung einer Spielbetriebs-GmbH ermöglicht.

Das Waldhof-Präsidium hatte es offenkundig eilig, "die extrem wichtige Entscheidung", so Klubchef Steffen Künster, zu verkünden. Kurzfristig wurden Journalisten zur Fragerunde eingeladen, derweil meinungsstarke Vereinsmitentscheider dem Treffen fern blieben. Geschäftsführer Stephan Pfitzenmeier war ebenso abwesend (und gestern auch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen) wie Stefan Kleiber, Vorsitzender der "Mannheimer Runde", einer Gruppe engagierter Sponsoren, sowie Aufsichtsratschef Thorsten Riehle. Der SPD-Stadtrat hatte sich tags zuvor in lokalen Medien überaus kritisch und mit klaren Worten zum Beschluss des Präsidiums geäußert. Künster räumte auf Nachfragen ein: "Es gibt unterschiedliche Auffassungen" und sprach von "Reibungen".

Dem Vernehmen nach soll der Aufsichtsrat nur unzureichend mit der Personalie Beetz einverstanden gewesen sein. Dagegen lobte am Mittwoch SVW-Präsident Künster den Großunterstützer als "perfekten Partner". Beetz, ein gebürtiger Mannheimer, sei "bestens vernetzt" in der Stadt und Region, "ein absoluter Waldhof-Fan", und habe als früherer Top-Manager in der Kosmetikbranche ausgezeichnete Kontakte zu überregional agierenden Unternehmen. Auch Finanzvorstand Klaus-Rüdiger Geschwill sprach sich auf dem Podium entschieden für den Millionengeber aus: "Herr Beetz ist ein sehr seriöser Mann, solvent und verlässlich."

Sollte die Außerordentliche Mitgliederversammlung am 6. Juni im Waldhöfer Franziskushaus dem Vorschlag des Präsidiums mehrheitlich folgen und den Weg zur Ausgliederung der Profimannschaft in eine Spielbetriebs-GmbH endgültig frei machen, erhielte Bernd Beetz als Gegenleistung drei Stimmen im siebenköpfigen Aufsichtsrat, erklärte Steffen Künster, zudem werde dann das Präsidium um zwei auf fünf Personen erweitert und die Stelle des Geschäftsführers neu definiert. Die Gefahr der Einmischung des Investors ins operative Geschäft befürchtet Künster nicht - er sagte dazu: "Herr Beetz gibt einmalig eine Million Euro - ohne Wenn und Aber."

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Bis zum Mitgliederentscheid sind freilich Machtkämpfe zu erwarten, auch Ränkespiele. So tauchten jüngst Informationen auf, wonach die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen Steffen Künster wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung bei einer Firma in Holzgerlingen ermittle. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart bestätigte dies der Rhein-Neckar-Zeitung.

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