American Football: Sind die Heidelberg Jaguars schon bald in der Bundesliga?
Das neu gegründete American Football-Team der Heidelberg Jaguars hat ehrgeizige Pläne

Schon fit für die Saisonpremiere: Die Heidelberg Jaguars mit Defense-Trainer Damir Todorovich (55). Foto: privat.
Von Christoph Ziemer
Heidelberg. Aller Anfang ist schwer. Besonders, wenn es sich um ein ehrgeiziges Projekt handelt. Einfach so einen Verein aus dem Boden zu stampfen, das ist gewiss keine einfache Aufgabe. Petter Nyman lässt sich allerdings nicht so einfach erschüttern. Im Oktober 2016 hat der Schwede in Heidelberg einen neuen American Football-Club gegründet - trotz lokaler Konkurrenz. Geht es nach Nyman, sollen seine Heidelberg Jaguars schon in wenigen Jahren in der Bundesliga spielen - so lautet das ambitionierte Ziel. Die Qualität im Kader sei enorm, ist sich Nyman sicher: "Wir wollen die Mannschaft erst einmal festigen, keine Verletzten haben und so das Fundament für nächste Saison legen. Und dann wollen wir jedes Jahr aufsteigen."
Wie der Verein zu seinem Namen kam? "Ganz einfach", grinst der 43-Jährige: "In der Region gibt es schon so viele Löwen. Die Jaguars sind unser Alleinstellungsmerkmal." In drei Jahren wolle man die führende Football-Kraft im Rhein-Neckar-Raum sein, sagt Nymann: "Dafür arbeiten wir hart. 2016 war es schon nicht einfach, die Verbandsregularien zu erfüllen und überhaupt eine spielfähige Truppe zusammenzubekommen. Jetzt wollen wir zunächst einmal unsere Mannschaft festigen und weiter wachsen." Dieses Jahr beginnt der Spielbetrieb in der Bezirksliga, schon 2018 soll der erste Aufstieg gelingen - bis hinauf in die GFL, die höchste deutsche Spielklasse. Was macht ihn so optimistisch?
Zahlreiche Spieler sind vom Lokalrivalen, den Heidelberg Hunters, zu den Jaguars gewechselt. "Die Jungs bringen hier gute Stimmung rein, und so etwas spricht sich schnell herum"; weiß Nymann. Drei Spieler pro Woche würden sich derzeit dem Verein anschließen, ab April dürfen die Jaguars nach langer Wartezeit ihre Trainingssitzungen endlich auf dem Emmertsgrunder Sportplatz austragen. Zweimal pro Woche. 45 aktive Footballspieler zwischen 18 und 40 Jahren zählt der noch junge Verein bereits, mit steigender Tendenz. American Football komme im Fernsehen manchmal etwas brutal rüber, weiß der 43-Jährige: "Dabei ist das im Prinzip ein Schachspiel. Du versucht, deinen Gegner auszumanövrieren und brauchst als Mannschaft eine klare Struktur. Mit Diven kannst du nichts gewinnen."
Dass bei den Jaguars der Zusammenhalt stimmt, fällt in den Aufgabenbereich von Trainer Lyndon Johnson, der offiziell als "Headcoach" fungiert, während Damir Todorovic für die Defensive zuständig ist. Der Zusammenhalt im Verein sei eng, die Klubphilosophie klar: Jeder hilft jedem, alle packen gemeinsam mit an, gegenseitiger Respekt und ein vorbildlicher Umgang mit den Mitmenschen - das sind die Werte, die die Heidelberg Jaguars auch in der Öffentlichkeit vertreten wollen. "Wir sind ein inklusiver Verein", betont Nyman. "Bei uns ist wirklich jeder willkommen, wir möchten jeden unterstützen." Auch zwei Asylbewerber trainieren derzeit bei den Jaguars.
Für die Heimspiele verspricht Nymann "eine Familienfeier mit Spektakel". Man wolle am Sonntagnachmittag der gesamten Familie etwas bieten. Viele Freitickets sollen an die Fans verteilt werden, das Geld wolle man dann mit dem Verkauf von Bratwurst und Pommes verdienen, hofft der Schwede: "Es ist klar, dass wir den Familien nicht zu tief in die Tasche greifen wollen. Die Leute sollen sich bei uns wohlfühlen." Auch Kooperationen mit anderen Vereinen sind bereits angedacht.
Derzeitiges Hauptproblem ist das liebe Geld. 120 Euro zahlen Mitglieder pro Jahr, einige Sponsoren konnten bereits gewonnen werden. "Das wird uns durch die Saison bringen"; hofft Nymann, der derzeit rund 40 Stunden Arbeit pro Woche in seine Jaguars investiert. Alte LKW-Planen wurden aufgetrieben, um daraus Tackle-Dummies selbst zu nähen - das Original kann sich der Verein derzeit schlichtweg nicht leisten. 30 Schulterhelme und Schulterpanzer konnte der Klub gebraucht für 50 Euro statt 500 Euro in Köln kaufen. Sponsoren seien höchst willkommen sagt Nymann, der selbst studierter Wirtschafts-Ingenieur ist und während des Studiums in den USA Rugby und Eishockey gespielt hat.
Am 30. April beginnt das große Abenteuer mit dem ersten Spiel gegen die Mannheimer "Rhein-Neckar Bandits/Knights" - ein Lokalderby zum Auftakt, es ist das perfekte Drehbuch für die Heidelberg Jaguars. "Ich habe in den USA gelernt, dass der Zusammenhalt in Mannschaften dadurch gestärkt wird, was man gemeinsam als Team tut, ohne Ego-Trips. So schafft man Zusammenhalt." Genau das, was die Jaguars für ihre Premierensaison brauchen können.