Gespannt auf Joker Alou Kuol
Helfen im Zweitliga-Endspurt die Sandhäuser Nationalspieler Maurice Deville und Alou Kuol?

Von Wolfgang Brück
Sandhausen. Er ist der älteste von sieben Brüdern. Als er drei war, floh die Familie vor dem Krieg im Sudan nach Ägypten. Ein Jahr später fand sie in Australien eine neue Heimat. Die Eltern gingen putzen, um den Lebens-Unterhalt zu verdienen. Er selbst schob in jungen Jahren Zwölf-Stunden-Schichten als Küchenhilfe. In der Geschichte fehlt noch das Happy-End. Alou Kuol arbeitet daran. Im Januar kam der 20-jährige Angreifer des VfB Stuttgart nach Sandhausen. Er ist ausgeliehen, soll im Sommer zurück zum Bundesligisten.
Bisher schaffte es Kuol beim Zweitligisten weder auf die Bank und schon gar nicht auf den Platz. Viel Zeit bleibt nicht mehr sieben Spiele vor Saison-Schluss. Am Hardtwald kann der letzte der acht Winter-Neuzugänge erst mal keine Werbung für sich machen. Kuol ist unterwegs mit der australischen U 23-Nationalelf.
Dort hält man viel vom Kurzzeit-Sandhäuser. "Alou ist ein aufregender Spieler. Er hat eine gute Schuss-Technik, ist kopfballstark und explosiv", lobt sein australische Trainer Alen Stajcic.
Der Neue, der neugierig macht, sei auf einem guten Weg, hört man. Er habe gewaltige Fortschritte gemacht, taktische Defizite aufgearbeitet. Das macht Hoffnung, dass ihm das Schicksal von Nono erspart bleibt. Vor sieben Jahren kam der Spanier von Betis Sevilla nach Sandhausen – und machte kein einziges Spiel.
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Für die U23 des VfB erzielte Kuol sieben Tore in 18 Viertliga-Spielen. Davor empfahl er sich für den Vier-Jahres-Vertrag in Stuttgart mit sieben Toren bei 25 Einsätzen für den australischen Erstligisten Central Coast Mariners. "Ich bin kein langweiliger Mensch. Ich sage, was ich denke", beschreibt sich der angehende Profi selbst. Alois Schwartz, den Freunde "Alu" nennen, hat mit Alou noch einen Trumpf im Ärmel.

Der zweite Sandhäuser, der in der Länderspiel-Pause bei seiner National-Mannschaft ist, hat schon bewiesen, dass er für die Joker-Rolle taugt. Maurice Deville traf in der Saison 15/16 für den damaligen Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern vier Mal nach Einwechslungen. In Sandhausen wartet Deville, dessen Papa Franck schon Nationalspieler in Luxemburg war, noch auf seine Tor-Premiere. In sieben der neun Restrückrunden-Spiele durfte der 29-jährige Stürmer, der für seine 1,93 Meter erstaunlich schnell ist, in der Schlussphase ran.
Jetzt können sich die Sandhäuser Nationalspieler bei ihren internationalen Einsätzen Selbstvertrauen holen. Deville steht vor einem Jubiläum. Kommt er am Freitag gegen Nordirland zum Einsatz, wäre es sein 60. Länderspiel für Luxemburg, das am darauf folgenden Dienstag noch in Bosnien-Herzegowina antritt. Danach werden die Karten in Sandhausen für den Zweitliga-Endspurt neu gemischt. Für das anspruchsvolle Restprogramm mit den Spielen am übernächsten Sonntag in Bremen, danach gegen Dresden und St. Pauli, in Nürnberg, gegen Schalke, in Paderborn und gegen Kiel hat Schwartz zwei Joker in der Hinterhand.



