Rostock siegt und beendet Sandhausens Serie
Den entscheidenden Treffer erzielte Stürmer John Verhoek per Kopf in der 49. Minute.

Von Christoph Offner
Sandhausen. Zahlen lügen nicht. Oder doch? Der SV Sandhausen hatte gegen den FC Hansa Rostock in beinahe alle relevanten Statistiken die Nase vorne. Mehr "Expected Goals" (2,08 zu 1,03), mehr Torschüsse (14 zu 5), mehr Ballbesitz (51 zu 49 Prozent) sowie eine bessere Passquote (79 zu 75 Prozent). Und doch schauten sich Erika Zenga und Dennis Diekmeier – die Hände in die Hüften gestemmt an - nach Abpfiff an, schüttelten den Kopf. Die Enttäuschung über die 0:1 (0:0)-Niederlage gegen den Aufsteiger aus Mecklenburg-Vorpommern war den beiden SVS-Profis anzumerken. Denn die Kurpfälzer hätten den Platz nach 90 munteren Minuten eigentlich nicht als Verlierer verlassen dürfen. Und doch taten sie es. "Man kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen – außer, dass sie die Kugel nicht ins Netz gebracht hat", seufzte Mikayil Kabaca. Auch der Sportliche Leiter war bedient. "Sehr unglücklich, sehr bitter" sei das Abstiegsduell gelaufen, so der 45-Jährige.
Schon vor dem Anpfiff kam die erste Hiobsbotschaft für den SVS. Cebio Soukou und Tom Trybull fehlten im Kader. Während bei Soukou, der positiv auf das Corona-Virus getestet wurde mit einer baldigen Rückkehr zu rechnen ist, droht Trybull mit einer Außenbandverletzung am linken Knöchel, die er sich im Abschlusstraining zuzog, länger auszufallen. "Wir wissen noch nicht genau, wie lange die Ausfalldauer ist", sagte Alois Schwartz auf RNZ-Nachfrage: "Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist, wie es die erste Diagnose vermuten lässt." Der 30-Jährige war in den vergangenen, so erfolgreichen Wochen d e r Fixpunkt bei den Schwarz-Weißen. Trybull glänzte mit Spielintelligenz, entschärfte Situationen oft schon, bevor sie überhaupt gefährlich wurden, orchestrierte den Spielaufbau, war giftig im Zweikampf.
Und dennoch war es gegen Hansa wieder einmal die Chancenverwertung, die Schwartz graue Haare bescherte. Zenga (2./15 Minute), Christian Kinsombi (14.), Aleksandr Zhirov (16.), Bashkim Ajdini (35.) und Pascal Testroet (39.) vergaben in den ersten 45 Minuten beste Gelegenheiten. "Wir haben viel investiert, waren aber zu hektisch, haben die falschen Entscheidungen getroffen", monierte Schwartz. Weil auch der Ostseeklub Präzision bei Möglichkeiten von Timo Becker (8./18.) und John Verhoek (24.) Präzision vermissen ließ, ging es torlos in die Pause.
Keine zehn Sekunden nach Wiederanpfiff marschierte Testroet schon wieder Richtung Hansa-Tor, fand in der Mitte aber keinen Abnehmer (46.). Dann setzte es die kalte Dusche für den SVS. Verhoek positionierte sich geschickt zwischen den Innenverteidigern Dario Dumic und Zhirov – und genau in diese Lücke kam die Flanke von Simon Rhein. Der Niederländer köpfte wuchtig zu seinem 15. Saisontor ein (48.).
Die Schwartz-Elf musste sich kurz schütteln, hatte bei einem abgefälschten Schuss von Pascal Breier (50.) und einem Kopfball von Ryan Malone (50.) bei der anschließenden Ecke Glück, dass sie sich nicht sofort das zweite Gegentor fing.
Aber dann übernahm der SVS wieder die Kontrolle, spielte geduldig, aber doch zielstrebig. Einziges Manko: der Tabellen-15. vergab weiter Chance um Chance. Testroet (65./66./80.) und Maurice Deville (90.+1) scheiterten entweder an sich selbst oder es war ein Hansa-Bein dazwischen. Rostock-Innenverteidiger Malone klärte eine Hereingabe von Chima Okoroji krachend an den Pfosten (77.). "Brutal, wie viele Möglichkeiten wir hatten", sagte Diekmeier: "Wir haben alles probiert – aber der Ball wollte einfach nicht rein."
So setzte es am Ende eine bittere Pleite, der Aufsteiger (34 Punkte) verschaffte sich dank dem Auswärtsdreier erstmal ein kleines Polster auf den SVS (30). "Das Ergebnis ist enttäuschend. Die Art und Weise nicht", sagte Schwartz: "Wir müssen weiter hart arbeiten".
Sandhausen: Drewes – Diekmeier (87. Deville), Dumic, Zhirov, Okoroji - Zenga – Ajdini (63. Esswein), Ritzmaier (63. Kutucu), Bachmann, Kinsombi (63. Berko) - Testroet
Rostock: Kolke - Becker, Malone, Roßbach, Riedel (71. Meier) - Rother, Rhein (71. Fröde) – Breier (57. Sikan), Ingelsson (82. Schwede), Duljevic – Verhoek (71. Munsy)
Schiedsrichter: Alexander Sather (Grimma)
Zuschauer: 5246
Tor: 0:1 Verhoek (54.)
Update: Samstag, 19. März 2022, 17.20 Uhr
Rostock siegt und beendet Sandhausens Serie
Sandhausen. (dpa) Der FC Hansa Rostock hat seinen dritten Sieg nacheinander gefeiert und die Erfolgsserie des SV Sandhausen in der 2. Fußball-Bundesliga beendet. Das Team von Trainer Jens Härtel gewann bei den Badenern am Samstag mit 1:0 (0:0). Den entscheidenden Treffer erzielte Stürmer John Verhoek per Kopf in der 49. Minute. Die Rostocker bauten ihren Vorsprung auf den Relegationsrang 16 damit auf sieben Punkte aus. Sandhausen, das zuvor sieben Mal in Serie ohne Niederlage geblieben war, liegt drei Zähler vor dem Drittletzten.
Christian Kinsombi vergab nach einer knappen Viertelstunde die beste Chance des SVS in der ersten Halbzeit. Kurz nach der Pause köpfte Verhoek nach einer Flanke von Simon Rhein aus dem rechten Halbfeld freistehend zur etwas überraschenden Gäste-Führung ein. Die Gastgeber bemühten sich um den Ausgleich, schafften ihn aber nicht mehr. 13 Minuten vor Schluss unterlief Rostocks Ryan Malone fast ein Eigentor, sein verunglückter Klärungsversuch landete letztlich aber am Pfosten.
Update: Samstag, 19. März 2022, 16.07 Uhr
SVS hofft auf Fan-Unterstützung im Abstiegskampf
Sandhausen. (dpa) Trainer Alois Schwartz vom SV Sandhausen wünscht sich im Abstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga mehr Unterstützung von den Zuschauerrängen. "Natürlich ist es schade, dass wir wenig Leute haben, die uns unterstützen", sagte Schwartz am Donnerstag. "Der Verein ist schon seit zehn Jahren in dieser Liga. Das ist eine Riesenleistung und ich würde mich freuen, wenn noch mehr Fans kommen würden."

Der SVS liegt vor dem 27. Spieltag, an dem er am Samstag (13.30 Uhr/Sky) zuhause gegen den FC Hansa Rostock antritt, abgeschlagen auf dem letzten Platz in der Zuschauertabelle. Für das Duell mit dem Mit-Abstiegskonkurrenten Rostock wurden bis Donnerstagmittag 4500 Karten abgesetzt. 11.250 Zuschauer sind unter Berücksichtigung der aktuell gültigen Corona-Regeln zugelassen.
Unabhängig davon hofft Schwartz darauf, dass seine Spieler ihre Serie von zuletzt sieben Partien ohne Niederlage ausbauen können. In personeller Hinsicht könne man beinahe aus dem Vollen schöpfen, sagte der Coach. Lediglich die langzeitverletzten Torhüter Nikolai Rehnen und Rick Wulle sowie Innenverteidiger Tim Kister stehen dem Tabellen-15. nicht zur Verfügung.



