Jetzt wartet die Blaskapelle
Das letzte European-League-Gruppenspiel der Löwen in Nantes hat eine besondere Bedeutung.

Von Tillmann Bauer
Heidelberg. Fünf Spiele, fünf Siege! Die Rhein-Neckar Löwen dominieren in der European League. Verlustpunktfrei, souverän, vorzeitig und mit Spielfreude in die Hauptrunde – obwohl die Konkurrenz in der "Hammer-Gruppe" mit HBC Nantes (Frankreich), Benfica Lissabon (Portugal) und IFK Kristianstad (Schweden) alles andere als Laufkundschaft war.
Wer so spielt, gehört zu den absoluten Titelkandidaten, oder?
"Das weiß ich nicht", sagte Gustav Davidsson nach dem 36:28-Sieg gegen Kristianstad am Dienstagabend in Heidelberg. Der Schwede, der an diesem Mittwoch seinen 24. Geburtstag feierte, musste dabei grinsen. Er meinte: "Es gibt sehr, sehr viele gute Mannschaften in der European-League."
Plucnar macht Eigenwerbung
Die maximale Punktausbeute haben bisher aber nur die Löwen und zwei andere Teams geholt. Die Füchse Berlin haben die Gruppe G dominiert, die Schweden von IK Sävehof mit ebenfalls zehn Punkten die Gruppe C.
Der Hauptrunden-Modus sieht vor, dass die Punkte gegen das Team, das sich aus der eigenen Gruppe ebenfalls qualifiziert hat, mitgenommen werden. Für die Löwen bedeutet das: Die letzte Vorrunden-Begegnung in Nantes (5. Dezember) bekommt eine extrem wichtige Bedeutung, weil die Franzosen ebenfalls schon sicher weiter sind.
Löwen-Trainer Sebastian Hinze (44) sagt: "Das ist quasi das zweite Hauptrunden-Spiel für uns." In Heidelberg konnte man Nantes schon bezwingen (36:32), damit hat man im Kampf ums Viertelfinale schon zwei Zähler sicher. In Frankreich könnte man sich die perfekte Ausgangsposition von vier Pluspunkten holen. Hinze: "Auch wenn’s brutal schwer ist. Das Ziel ist, mit einem absoluten Highlight aus der ersten Gruppenphase rauszugehen. Ich war zwar noch nie in Nantes, aber ich hab’ davon gehört, dass es eines der schwersten Auswärtsspiele in Europa sein soll."
Zur Erklärung: In Westfrankreich spielt – wortwörtlich – die Musik. Auf der Tribüne sorgt traditionell eine Blaskapelle mit Posaunen und Trompeten für ordentlich Stimmung. Hinze sagt: "Es gab schon viele Mannschaften, die die Idee hatten, dort etwas zu holen und eine ganz bittere Rückreise antreten mussten." Und Davidsson meint: "Das ist immer schwer. Aber hoffentlich schaffen wir den ersten Platz in der Gruppe."
Davidsson kam vor der Saison als bester Spieler der schwedischen Liga ins Badische. Der Mann mit den blonden Locken hatte bisher viele gute Aktionen – aber auch immer wieder schwache Momente mit technischen Fehlern oder schlechten Abschlüssen. Beim sportlich unbedeutenden Spiel gegen Kristianstad durfte er viel spielen und machte fünf Tore.
Die Rotation konnten andere noch mehr nutzen. So machte Jon Lindenchrone mit sieben Toren im ersten Abschnitt positiv auf sich aufmerksam – und der Däne Steven Plucnar (5 Treffer) bewies, dass er in Angriff wie Abwehr immer mehr zu einer echten Alternative für Stamm-Kreisläufer Jannik Kohlbacher werden kann.
Für den weiteren Europa-Weg wird’s wichtig sein, dass auch die "Ergänzungsspieler" ihre Leistung bringen. Die Hauptrunden-Spiele werden übrigens zwischen dem 13. Februar und 5. März ausgetragen. Da geht’s dann gegen Bundesliga-Konkurrent TSV Hannover-Burgdorf und die Polen von Górnik Zabrze. Das Viertelfinal-Ticket winkt!