Plus MLP Academics gegen Würzburg

Die Academics erleben ein Debakel im SNP Dome (plus Video)

Bei der 54:87-Heimniederlage gegen Würzburg erwischen völlig verunsicherte Heidelberger einen rabenschwarzen Tag.

11.11.2023 UPDATE: 11.11.2023 22:04 Uhr 2 Minuten, 54 Sekunden
Foto: PIX

Von Nikolas Beck

Heidelberg. Es wird der bitterste Abend gewesen sein, der im SNP Dome bislang zu erleben war. Weil die MLP Academics im siebten Bundesliga-Spiel der Saison die sechste Niederlage kassierten. Weil die Basketballer das fünfte von fünf Heimspielen und das dritte binnen zwei Wochen verloren. Aber vor allem, weil sie gegen die Würzburg Baskets beim 54:87 (23:41) völlig chancenlos waren.

"Wenn Du vier von 30 Dreiern triffst, es nicht in die Zone schaffst, es nicht an die Freiwurflinie schaffst und Du mehr Ballverluste als Vorlagen hast...", zählte Academics-Headcoach Joonas Iisalo sämtliche Baustellen auf, "dann wird es ganz, ganz schwer." Vor allem schwer zu ertragen. Schon die kleinsten Fehler, so der 37-jährige Finne, hätte große Auswirkungen auf die Körpersprache und das Selbstvertrauen seiner Schützlinge. "Das ist natürlich so nicht zu akzeptieren. Momentan sieht es einfach so aus, als reichten unsere Fähigkeiten nicht, um jegliches Selbstvertrauen aufzubauen."

Die erste bittere Nachricht hatte die 3571 Fans bereits vor Spielbeginn ereilt: Lokalmatador Paul Zipser, der schon am vergangenen Wochenende bei der Niederlage gegen Bamberg nur wenige Minuten mitwirken konnte, fehlte diesmal komplett auf dem Spielberichtsbogen. Das Knie zwickt beim 29-Jährigen. Ein längerer Ausfall droht wohl nicht, aber für das Duell mit Würzburg hatte es nicht gereicht.

Umso wichtiger, dass Vincent Kesteloot wieder mitwirken konnte. Der Belgier hat seine Fußverletzung auskuriert und stand in der Startformation. Die hatte Joonas Iisalo auf der Suche nach einem Befreiungsschlag kräftig durcheinander gewirbelt: Erstmals in dieser Saison durfte Tim Coleman starten. Dazu stand Spielmacher Bennet Hundt für Mike McGuirl von Beginn an auf dem Parkett. Isaiah Whaley und Elias Lasisi komplettierten die Iisalo-Fünf.

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So richtig harmonieren wollte es in dieser Aufstellung allerdings nicht. Die Gäste aus Würzburg, mit Ex-Heidelberger Max Ugrai im Aufgebot, erwischten den deutlich besseren Start. Hatten sich bereits nach fünf Minuten einen zweistelligen Vorsprung herausgeworfen (5:15) - und ließen sich auch von allen anderen "Akademikern", die Iisalo ausprobierte, nicht beirren. Als die Sirene das erste Viertel beendete, rieb sich so mancher Beobachter verwundert die Augen. Auf der Anzeigetafel leuchteten nur 9 (!) Punkte der Gastgeber, deren 26 der Baskets.

So ist das nun mal im Basketball, wenn das Selbstvertrauen fehlt, die Würfe nicht fallen und die Automatismen nicht mehr greifen. In der Offensive war's viel Stückwerk, teilweise wilde Würfe, einer von McGuirl aus der Not sogar fast von der Mittellinie.

Wer grübelt, wie es um den Grad der Verunsicherung auf Seiten der Heidelberger bestellt ist, dem sei eine Szene aus der 16. Minute ans Herz gelegt: Als es Jeffrey Carroll und Mike McGuirl nicht schafften, den Ball unter dem eigenen Korb ins Spiel zu bringen. Würzburgs Otis Livingston II klaute die Kugel - und legte sie umgehend für die nächsten beiden Zähler der Gäste durch die Reuse. Selbstredend nicht, ohne dabei auch noch ein Foul zu ziehen. Dazu blieben die Academics - einmal mehr - beinahe gänzlich ohne Fortune von jenseits der Dreierlinie. 16 Versuche - ein Treffer stand zur Pause auf dem Statistikbogen.

Kurzum: Zum Haare raufen war's. Mit 23:41 ging es zum Kabinengespräch.

Dass sich auch die Zuschauer nach einem kleinen Funken Hoffnung sehnten, zeigte sich gleich zu Beginn von Hälfte zwei. Ein 6:1-Lauf - ja, das musste man an diesem Abend schon als Lauf bezeichnen - brachte die Heidelberger schnell auf minus 13 ran (29:42/22.). Und den sonst so stimmungsvollen SNP Dome direkt zum Kochen.

Blöd nur, dass die folgenden elf Zähler allesamt aufs Konto der Gäste gingen.

Die Academics wollten. Aber sie konnten nicht. Spätestens als die Würzburger drei Sekunden vor Ende des dritten Abschnitts durch Livingston punkteten (42:65), Tim Coleman den Ball noch mal schnell nach vorne werfen wollte, aber nur die Arme von Isaiah Washington traf, der drei weitere Zähler für die Baskets mit der Sirene und fast von der Mittellinie folgen ließ (42:68) war auch dem letzten Optimisten klar: Diesmal würde es nicht nur mit der dritten Niederlage in Folge und der fünften Heimpleite im fünften Heimspiel enden. Sondern in einem Debakel.

Hallensprecher Kevin Gerwin ergriff vor den finalen zehn Minuten das Wort im Mittelkreis, erinnerte daran, auf welch sensationeller Reise sich Heidelbergs beste Basketballer und ihr Publikum seit einigen Jahren befinden. Und das lasse man sich auch nicht davon kaputt machen, dass es eben gerade nicht so pralle laufe. Auf den Rängen erhob man sich, machte man noch mal richtig Stimmung. Gerwin hatte die richtigen Worte gefunden. Viel wichtiger wäre es allerdings, wenn schleunigst die Korbjäger die richtigen Antworten finden.


Heidelberg: Kesteloot 14, Vargas 10 (2 Dreier), Carroll 8 (1), Whaley 6, Coleman 5 (1), McGuirl 4, Keßen 4, Lasisi 3, Hundt, Würzner.

Würzburg: Washington 24 (8), Bess 18 (4), Livingston 17, Klassen 7, Ugrai 7 (1), Perry 7 (1), Seljaas 5 (1), Hoffmann 1, Welp 1, Ndi.

Stenogramm: 5:13 (5.), 9:26 (1. Viertel), 11:31 (13.), 17:38 (18.), 23:41 (Halbzeit), 29:42 (22.), 39:56 (28.), 42:68 (3. Viertel), 42:75 (34.), 54:87 (Endstand).

 
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