Neun Medaillen für den Heidelberger Talentschuppen
Die jungen Schwimmer vom Bundesstützpunkt Heidelberg überzeugen bei den deutschen Kurzbahn-Meisterschaften

Von Claus Weber
Berlin/Heidelberg. Die Routiniers Philip Heintz, Clemens Rapp und Julia Hassler verzichteten auf die Fahrt nach Berlin, dafür glänzten die jungen Wilden vom Bundesstützpunkt Heidelberg bei den deutschen Kurzbahnmeisterschaften der Schwimmer. Allen voran Isabel Gose. Nach ihren Titelgewinnen über 800 und 100 m Freistil holte die 16-Jährige vom SV Nikar Heidelberg auch noch Silber über 400 m (mit neuem Altersklassenrekord und nur zwei Zehntel Rückstand auf Siegerin Leonie Antonia Beck) und schwamm über 50 m auf den vierten Platz.
Ihr 19-jähriger Trainings- und Vereinskollege Johannes Hintze trat gestern mit zwei Silbermedaillen über 200 und 400 m Lagen die Heimreise an. "Leider war Johannes in der Vorbereitung länger krank", sagte Trainer Michael Spikermann, "angesichts der Trainingsausfälle war sein Abschneiden okay."
Josha Salchow (19) errang Silber über 100 m Freistil. "Alle Schwimmer meiner Trainingsgruppe haben es in die Finals geschafft und dabei sechs Medaillen errungen", zog Spikermann eine gute Bilanz, "dabei haben sie vier Altersklassen-Rekorde aufgestellt."
Besonders erfreulich: Auch die ganz jungen Talente aus den Gruppen von Bundesstützpunktcoach Sander Ganzevles und Juniorentrainerin Uta Brandl standen auf dem Treppchen. Der erst 16-jährige Neuzugang Artem Selin, der als Spätaussiedler vor einem halben Jahr aus dem sibirischen Krasnodar nach Ziegelhausen gezogen war, flog am Samstag über 50 Meter Freistil völlig überraschend zum Titel in der offenen Klasse.
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"Wir wussten, dass er sehr schnell ist", staunte Ganzevles, "aber dass er so einen raushaut, damit hatten wir nicht gerechnet." 21,53 Sekunden waren zugleich persönliche Bestzeit und deutscher Juniorenrekord. Ganzevles strahlte: "Artem ist ein Riesentalent."
Fast noch überraschender war die Bronzemedaille von Uta Brandls Schützling Zoe Vogelmann. Die 15-jährige Tochter des stellvertretenden Nikar-Chefs Roger Vogelmann, die 2017 zu Heidelbergs Jugendsportlerin gewählt worden war, steigerte sich über 200 m Lagen auf 2:12,09 Minuten. Eine starke Zeit.
Barbara Schaal, die am Freitag Silber über 200 m errungen hatte, wurde Vierte über 100 und Siebte über 50 m Rücken. Zoe Vogelmann und Marie Brockhaus als Fünfte über 100 m Lagen bzw. 100 m Schmetterling sowie Josha Salchow als Achter über 100 m Rücken rundeten das gute Heidelberger Ergebnis ab.
Allerdings fanden die deutschen Meisterschaften ohne etliche Top-Schwimmer statt, die bei der WM im chinesischen Hangzhou starteten. Dort reichte es nur zu einer Bronzemedaille durch Ex-Weltmeister Marco Koch über 200 m Brust. Dennoch war Bundestrainer Henning Lambertz ganz zufrieden. Immerhin standen deutsche Schwimmer in 18 Finals und unterboten neun Landesrekorde. "Wir hatten nicht die volle Stärke unserer Truppe dabei", sagte Lambertz, "deswegen konnten wir nicht erwarten, mehr Medaillen zu gewinnen.



