Gewichtheben Obrigheim

"Alles kann, nichts muss", sagt Neuzugang Moritz Huber

Obrigheims Gewichtheber-Neuzugang Moritz Huber ist so stark wie noch nie

26.12.2019 UPDATE: 27.12.2019 06:00 Uhr 3 Minuten, 33 Sekunden
Hat derzeit richtig Spaß an schweren Lasten, Obrigheims Neuzugang Moritz Huber. Foto: S. Weindl

Von Roland Karle

Obrigheim. Sechs gültige Versuche und so viele Relativpunkte (150) wie noch nie: Für Moritz Huber lief der letzte Bundesliga-Wettkampf des Jahres gegen den SSV Samswegen großartig. Viel besser hätte 2019 sportlich für ihn kaum enden können, dabei "hatte ich mir kein festes Ziel vorgegeben, wollte einfach das Beste herausholen", sagt Huber, der seit dieser Saison für die Obrigheimer Gewichtheber startet.

Eine Woche zuvor war er in der Neckarhalle deutscher Meister geworden, hatte in der 67-Kilo-Klasse im Zweikampf 270 Kilo und 146 Punkte geholt. Dass er nur wenige Tage später mit zwei Kilo höherem Körpergewicht satte zehn Kilo an Leistung draufsattelt, das war nicht unbedingt zu erwarten. "Moritz hat einen richtigen Lauf. Ich glaube, er hat sich auch durch die Bundesliga-Einsätze für unsere Mannschaft mehr Wettkampfhärte angeeignet und sich auf ein höheres Level gehievt", lobt Obrigheims Sportvorstand Manuel Noe seinen vom KSV Lörrach an den Neckar gewechselten Athleten.

In den ersten drei Begegnungen gegen Berlin, Durlach und in Mutterstadt erwies sich der 21-Jährige bereits als zuverlässiger Punktesammler und leistete mit jeweils 135, 129 und 137 Punkten einen wichtigen Beitrag zum erfolgreichen Saisonstart mit drei Siegen und 9:0 Punkten. Gegen den deutschen Meister SSV Samswegen fiel die erste Niederlage in dieser Runde mit 713:856,6 Punkten (0:3) aufgrund personeller Ausfälle und einem Loch im Reißen durch Sol Anette Waaler deutlich aus, Huber allerdings gehörte zu den Gewinnern des Tages: Mit seinen 150 Relativpunkten war er erstmals bester Obrigheimer in der Bundesliga und gehörte neben den Weltklasse-Athleten aus Samswegen – Jiri Orsag (163 Punkte), dem 132 Kilo schweren Tschechen, und dem polnischen 109-Kilo-Mann Arkadiusz Michalski (150) – zu den Top-3-Hebern im Duell zwischen Meister und Vizemeister.

Im RNZ-Interview berichtet Moritz Huber über seine sportliche Entwicklung, den Einstieg in Obrigheim und seine weiteren Pläne.

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Moritz Huber, Sie haben sich in den vergangenen Wochen von Wettkampf zu Wettkampf gesteigert. Haben Sie sich Ihren Start bei den Obrigheimer Gewichthebern genauso vorgestellt?

Moritz Huber: Es lief zuletzt wirklich klasse, vor allem im Heimkampf gegen den SSV Samswegen. Ich habe mir keinen Druck gemacht und kein festes Ziel vorgenommen, sondern bin mit dem Willen auf die Bühne gegangen, das Beste aus mir herauszuholen. So nach dem Motto: Alles kann, nichts muss. Dann habe ich gemerkt, dass es richtig gut läuft, habe entsprechend gesteigert und am Ende kam ein wirklich gutes Ergebnis dabei heraus.

Um das zu konkretisieren: Mit so wenig Körpergewicht haben Sie zuvor noch nie so viel Kilo gestemmt.

Das stimmt. Ich hatte in den zwei, drei Monaten zuvor sechs bis acht Kilo abgenommen, weil ich in der 67-Kilo-Klasse starten und mich für den Perspektivkader des Bundesverbandes qualifizieren wollte. Die dafür erforderliche Norm habe ich bei der DM in Obrigheim durch die erzielten 270 Kilo im Zweikampf erreicht. Eine Woche später gegen Samswegen habe ich zwei Kilo mehr gewogen, aber dass mir eine Leistungssteigerung um zehn Kilo im Zweikampf gelingt, das habe ich gehofft, aber nicht geplant.

Mit den 280 Kilo gegen Samswegen haben Sie einen großen Schritt nach vorne getan, liegen sogar um vier Kilo über der Norm, die der Bundesverband verlangt, um in den Olympiakader zu rücken – in der 67-Kilo-Klasse. Da waren Sie nun mit zwei Kilo Übergewicht unterwegs. Ärgern Sie sich darüber, dass Sie Ihr Körpergewicht zwischen DM- und Bundesliga-Wettkampf nicht gehalten haben?

Ob ich mit zwei Kilo weniger genauso stark gewesen wäre und die gleiche Leistung gebracht hätte, das weiß niemand. Und wie gesagt, wollte ich ohne Druck heben und schauen, was geht. Es gibt keinen Grund zum Ärgern, im Gegenteil: Ich hatte an diesem Tag richtig viel Spaß am Heben. Es lief super gut, und aus diesem Wettkampf nehme ich viel Freude und Motivation mit.

Ihr Heimatverein ist der KSV Lörrach, seit dieser Saison stemmen Sie für den SV Obrigheim. Wie haben Sie sich eingelebt?

Ich bin megahappy über die bisherigen Wettkämpfe. Vor allem in der Neckarhalle zu heben, das ist etwas Besonderes. Seit ich als 13- oder 14-Jähriger bei einem Meisterschaftsfinale in Obrigheim war und die riesige Stimmung dort miterlebt habe, war es mein Wunsch, irgendwann für diesen Verein und in dieser Halle zu heben. Das ist jetzt Wirklichkeit geworden, und das genieße ich.

Inwiefern hat der Vereinswechsel Ihre Leistungsentwicklung beeinflusst?

Mit der Mannschaft wollen wir ins Finale kommen, deshalb müssen wir in den Bundesliga- Wettkämpfen konzentriert heben und versuchen, geplante Leistungen abzurufen. Da bin also gefordert. Insgesamt habe ich in jüngster Zeit sicher an Stabilität gewonnen, ich hebe sicherer. Die Obrigheimer Fans können einen Athleten wirklich pushen, sie zwingen einen im positiven Sinne zur Höchstleistung. Vor allem habe ich in diesem Umfeld viel Spaß am Heben – und das wirkt sich bislang auf meine Leistungen aus.

Und das, obwohl Sie durch Ihr im Herbst begonnenes Studium weniger trainieren als vorher?

An der Universität Heidelberg habe ich zum Wintersemester ein Studium der Biowissenschaften begonnen. Dadurch musste ich mein Pensum reduzieren. Im Moment trainiere ich vier bis fünf Mal pro Woche bei meinem Trainer Robby Behm im Olympiastützpunkt in Heidelberg, vor dem Studium waren es wöchentlich meist acht Trainingseinheiten. Aber das passt alles hervorragend, ich fühle mich gut damit. Zumal ich mir durch das Studium jetzt ein zweites Standbein neben dem Sport aufbaue.

Mit Ihren aktuellen Leistungen sind Sie ein Kandidat für den deutschen Olympiakader und die Sportförderkompanie. Ist das kein Ziel für Sie?

Ich freue mich riesig, dass ich mich weiter verbessert und dieses Niveau erreicht habe. Ich ein ehrgeiziger Sportler und daher offen für die nächsten Schritte. Ich habe gemerkt, dass es mir guttut, mit einer gewissen Leichtigkeit an die Hantel zu gehen, statt mich zu sehr unter Druck zu setzen. Deshalb werde ich mich weiter voll reinhängen ins Training – und bin selbst gespannt, was dabei herauskommen wird.

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