"Der Radsport ist wieder im Kommen", sagt Ex-Profi Henn
Ex-Profi Christian Henn freut sich über die Rückkehr der Deutschland Tour - Sein Sohn Luca fehlt verletzt

Ein Leben für den Radsport: Christian Henn arbeitet mittlerweile als Berater. Foto: imago
Von Michael Wilkening
Heidelberg. Natürlich hätte sich Christian Henn gerne angeschaut, wie die Radfahrer durch seine Heimat fahren, aber das ist nicht möglich. Am kommenden Sonntag, wenn die Deutschland Tour von Lorsch aus nach Stuttgart rollt und dabei auch seine Geburtsstadt Heidelberg streift, wird der langjährige Radprofi in Stuttgart sein, um für Sponsor Skoda tätig zu werden. Bei der Jedermann Tour wird der 54-Jährige aktiv sein. Der Bronzemedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul glaubt, dass eine professionelle Radtour in Deutschland wieder eine Zukunft haben wird - und ist traurig, dass sein Sohn Luca bei der viertägigen Rundfahrt nicht mit am Start sein kann.
Herr Henn, nach langer Pause gibt es wieder eine Deutschland Tour. Als Radsportler müssten Sie sich darüber freuen, oder?
Ich sehe das sehr positiv. Die Deutschland Tour ist wieder auferstanden. Jetzt wird es darum gehen, dass wir die Tour etablieren.
Wovon ist das abhängig?
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In erster Linie ist wichtig, dass die Tour auch im Fernsehen übertragen wird, damit sich ein Engagement für die Sponsoren lohnt. Da sieht es ganz gut aus, denke ich. Der Vertrag des Veranstalters ASO, der auch die Tour de France managt, läuft nun über zehn Jahre. Das ist eine sehr gute Sache, aber wir wissen natürlich auch: Verträge können immer auch gekündigt werden.
Was ist von den deutschen Fahrern bei der Tour im eignen Land zu erwarten?
Ich denke, da ist schon einiges zu erwarten. Wir haben tolle Sprinter, die bei den Etappen auf ihre Chancen lauern werden. Außerdem werden die deutschen Teams versuchen, sich in Szene zu setzen. Das gilt auch für das Team Lotto-Kernhaus, für das ich als sportlicher Berater tätig bin. Wir werden es schwer gegen die Top-Mannschaften haben, die bei der Tour de France dabei waren. Aber wir wollen offensiv fahren und uns vorne im Feld zeigen. Die Fans können sich auf spannende Tage freuen.
Sie kennen die Strecken rund um Heidelberg, die das Peloton am Sonntag absolvieren muss. Was erwartet die Zuschauer in der Region?
Das Klassement wird vermutlich schon gemacht sein, wenn die Tour auf der letzten Etappe in Richtung Stuttgart rollt. Es dürfte taktisch gefahren werden, vermutlich setzt sich eine Ausreißergruppe ab. Mal sehen, ob die Sprinter-Teams in der Lage sind, das Loch wieder zuzufahren.
Wie ist es aus Ihrer Sicht um den Radsport in Deutschland bestellt?
Der Radsport ist wieder im Kommen, diesen Eindruck habe ich. Natürlich gibt es Probleme beim Nachwuchs, aber die hat ja jede Sportart außer der Fußball. Es fehlt an ehrenamtlichem Engagement und wir haben darüber hinaus das Problem, Strecken zu finden, die nahezu autofrei sind, um dort mit Kindern auf der Straße trainieren zu können.
Ihr Sohn Luca gehört zu den deutschen Talenten. Warum ist er bei der Deutschland-Tour nicht dabei?
Luca ist bei der Luxemburg-Rundfahrt gestürzt und hat sich dabei eine Rückenverletzung zugezogen. Das hat ihn zurückgeworfen, seither passt die Form nicht mehr. Er fährt für das Team Lotto-Kernhaus, hat es aber nicht in die Mannschaft geschafft. Das ist schade, aber er ist ja erst 20 Jahre jung, ich bin zuversichtlich, dass er in den nächsten Jahren die Chance bekommen wird, eine Deutschland Tour zu fahren.



