Gold und Silber für Nikar Heidelberg
Julia Hassler holt bei der Schwimm-DM ihren zweiten Titel, Johannes Hintze wird Vizemeister

Von Claus Weber
Berlin/Heidelberg. Julia Hassler hat es wieder getan. Die 25-Jährige vom SV Nikar Heidelberg feierte am zweiten Tag der internationalen deutschen Schwimm-Meisterschaften in Berlin ihren zweiten Titel. Nach den 400 m am Donnerstag gewann sie gestern auch die 800 m Freistil. Die Liechtensteinerin, die am Bundesstützpunkt im Neuenheimer Feld trainiert und sich dem SV Nikar angeschlossen hat, schlug nach 8:33,02 Minuten an - fast viereinhalb Sekunden vor Celine Rieder aus Neckarsulm.
"Das war für den jetzigen Zeitpunkt absolut top", war Trainer Michael Spikermann begeistert. Hassler schwamm Saisonbestleistung, obwohl sie die deutschen Meisterschaften aus dem vollen Training heraus bestreitet, um bei den Europameisterschaften in zwei Wochen in Glasgow auf den Punkt topfit zu sein. "Sie hat unseren Plan genau umgesetzt", sagte Spikermann."
Freilich profitierte Hassler davon, dass ihre Heidelberger Trainingskollegin Sarah Köhler auf die 800 Meter verzichtete. Die Titelverteidigerin hatte auch schon bei den 400 m Freistil am Donnerstag ausgesetzt. "Der Zeitpunkt ist ungünstig, Sarah darf nach dem harten Training vor der EM nicht zu viele lange Strecken schwimmen", erklärte Spikermann. Köhler wird dafür über die 1500 m Freistil am Sonntag antreten.
Neuzugang Johannes Hintze, der seit Februar am Stützpunkt Heidelberg trainiert und mittlerweile auch für den SV Nikar schwimmt, führte sich gleich gut ein: Der Junioren-Weltmeister von 2017 errang in 4:22,38 Minuten Silber über 400 m Lagen, musste sich lediglich Ramon Klenz geschlagen geben, der zum Auftakt am Donnerstag die 32 Jahre alte deutsche Rekordmarke von Michael Groß über 200 m Schmetterling gebrochen hatte und deshalb von Chef-Bundestrainer Henning Lambertz am Freitagvormittag für die EM nachnominiert wurde.
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"Johannes hätte noch ein, zwei Sekunden schneller schwimmen können", sagte Spikermann, "aber ich bin nicht unzufrieden. Auch er schwimmt die deutschen Meisterschaften aus dem Training heraus." Anders als Klenz, der in Berlin noch auf den EM-Zug aufsprang, hat Hintze sein Ticket für Schottland schon in der Tasche. "Klenz war rasiert und hat sich speziell auf dieses Rennen in Berlin vorbereitet", erklärte Spikermann. Hintze kann auch schneller. Die Bestzeit des Neu-Heidelbergers liegt sogar vier Sekunden unter der gestrigen Siegerzeit von Klenz (4:18,68 Minuten).
Kevin Wedel von der SG EWR Rheinhessen, der ebenfalls am Stützpunkt in Heidelberg trainiert, wurde in 4:24,27 Minuten Fünfter über die 400 m Lagen.
Die gleiche Platzierung über 100 m Brust errang Wassili Kuhn, der wie Johannes Hintze erst vor kurzem von Potsdam an den Stützpunkt Heidelberg wechselte, allerdings weiterhin für seinen alten Verein startet. Ex-Weltmeister Marco Koch (28) musste sich auf dieser Strecke dem erst 19-jährigen Melvin Imoudu sowie Christian vom Lehn geschlagen geben und mit Platz drei vorlieb nehmen. Für den Darmstädter war’s allerdings nur eine Nebenstrecke. Heute will er über 200 m Brust endlich das EM-Ticket lösen, dem er das ganze Frühjahr vergeblich hinterher geschwommen war.
"Ich hoffe, dass er es schafft", sagte Michael Spikermann, "denn Marco Koch hat sich große Verdienste um den Deutschen Schwimm-Verband erworben."
Weitere Talente aus Heidelberg standen in den Endläufen: Torsten Rau von Neptun Leimen wurde Jahrgangssiebter über 800 m Freistil, Tim Denis Kost von Nikar Heidelberg Elfter über 400 m Lagen und Maike Jung vom Schwimmteam Heddesheim/Dossenheim 14. über 100 m Brust.
Heute versucht Clemens Rapp über 200 m Freistil auf den letzten Drücker einen Platz in der EM-Staffel zu ergattern, die Heidelberger Lil Zyprian und Isabel Gose zählen den Favoritinnen über 200 m Freistil und Philip Heintz sollte die 200 m Schmetterling dominieren.



