Senzo Ngubane (Mitte) war bei seinem Startdebüt einer der wenigen Lichtblicke auf deutscher Seite. Foto: Keßler
Madrid. (momo) Gegen furios aufspielende Gastgeber, die sich nur noch einen Sieg von der WM-Qualifikation befinden, musste die deutsche Auswahl zwölf Gegenversuche hinnehmen, während nur ein eigener gelang. Vor dem letzten EM-Spiel gegen Russland nächste Woche kann es nur noch darum gehen, keine neuen Verletzten zu bekommen und sämtliche Kräfte für das Relegationsspiel gegen Portugal zu sammeln.
Die Spanier hatten im Vorfeld angekündigt, der deutschen Mannschaft trotz der vorherigen Ergebnisse mit gebührendem Respekt zu begegnen, schließlich wüssten sie um die eigentliche Leistungsfähigkeit der Männer in Schwarz-Rot-Gold. So war es auch zu erklären, dass die Iberer ihre ersten zwei aussichtsreichen Möglichkeiten zu den Stangen setzten, statt direkt auf Versuche zu gehen. Bis dahin hatte die deutsche Mannschaft zwölf Minuten aufopferungsvoll in der Defensive gegengehalten. Dann aber brachen nach drei spanischen Versuchen schnell die Dämme in der deutschen Verteidigung.
Die Gastgeber spielten schnelles, variables und phasenreiches Rugby vom Feinsten und erteilten ihren Gegenübern eine wahre Lehrstunde. In der Hintermannschaft wirbelte Ignacio Contardi, der 2008 während eines Schulaustauschjahres beim TSV Handschuhsheim Rugby spielte, mit seinen Kollegen um die Wette und im Sturm waren vor allem Anibal Bonán und der eingewechselte Fernando Lopez Perez kaum zu halten. Auf deutscher Seite hielt der junge Zinzan Hees nach Kräften dagegen und krönte sein Länderspieldebüt mit einem Versuch, als er nach spanischem Ballverlust schnell reagierte und unter den Stangen einlaufen konnte.
Die Spanier können mit einem Sieg nächste Woche gegen Belgien ihr WM-Ticket lösen, Deutschland empfängt Russland und hat danach die Abstiegsrelegation gegen Portugal vor der Brust. 2016 hatten die beiden Teams noch unentschieden gespielt, die spanische Entwicklung muss Deutschland zu denken geben. Nicht nur das Niveau des Sports, auch die Rahmenbedingungen waren absolut erstklassig, unter den über 12.000 Zuschauern weilte auch der spanische König Felipe - ein Fingerzeig für den Stellenwert, den der Sport dort mittlerweile innehat.
In der Frauen-Bundesliga zieht derweil der SC Neuenheim einsam seine Kreise an der Tabellenspitze. Gegen die SG Rhein-Main zeigte das Team von Marcus Trick eine starke Leistung trotz der Ausfälle einiger Leistungsträgerinnen.
Beim 80:3-Sieg gelangen den "Königsblauen" gleich 13 Versuche von elf verschiedenen Spielerinnen. Sämtliche 22 Spielerinnen des Kaders kamen zum Einsatz, was die Qualität und Tiefe der Neuenheimer Mannschaft gut beschreibt. Das Ziel kann nur "Titelverteidigung" lauten.
Der TSV Handschuhsheim bereitete sich mit einem Testspiel gegen den belgischen Club Boitsfort RC auf die Bundesliga-Rückrunde vor. In drei mal 40 Minuten Spielzeit kam ein munteres Match zustande, in welchem auch Akteure des Heidelberger TV auf beiden Seiten aushalfen - Teamgeist über die Grenzen von Vereinen hinaus. Am Ende siegte der TSV mit 42:24.
Spanien - Deutschland 84:10 (39:0); Deutschland: Koch - Hees, Ayachi (56. Korn), van Gelderen, Müller - Davies, Piosik - Duwe, Lang, Haase (57. Lehmann) - Marks, Listmann - Schösser (71. Martel), Tyumenev (48. Valette), Ngubane (48. Bender). Schiedsrichter: Mitrea (Italien); Zuschauer: 12.000; Punkte: 3:0 (3.) Straftritt Peluchon; 6:0 (8.) S Peluchon; 13:0 (13.) Versuch Barthere + Erhöhung Peluchon; 20:0 (18.) V Contardi + E Peluchon; 27:0 (21.) Strafversuch; 32:0 (28.) V Bonán; 39:0 (33.) V Alvarez + E Peluchon; 46:0 (42.) V Gautier + E Peluchon; 53:0 (48.) V Lopez Perez + E Peluchon; 53:3 (53.) S Koch; 60:3 (55.) V Rouet + E Peluchon; 60:10 (61.) V Hees + E Koch; 65:10 (64.) V Bonán; 72:10 (68.) V Lopez Perez + E Linklater; 77:10 (77.) V Ascarat; 84:10 (80.+2) V + E Linklater; Zeitstrafe: -/Duwe (21.).