Niclas Kirkelokke (links) überzeugte mit seiner Dynamik. Der dänische Löwe erzielte gegen Göppingen acht Tore. Foto: vaf
Von Tillmann Bauer
Ludwigsburg. Ob die Handballer der Rhein-Neckar Löwen die Ehrenrunde genossen haben? Die 468 Zuschauer, die am Freitag in die MHP Arena nach Ludwigsburg gekommen waren und den 34:21-Halbfinalsieg der Badener gegen Frisch Auf! Göppingen sahen, klatschten eifrig Beifall, weil sie sich freuten, ein doch recht ansehnliches Handballspiel live gesehen zu haben und weil sie die Leistung der beiden Teams damit würdigen wollten.
Handball und Zuschauer – eine Kombination, die die Löwen wohl noch einmal am Sonntag, wenn sie im Finale des BGV Handball Cups in Stuttgart auf Stuttgart oder Balingen treffen, erleben werden – in einem knappen Monat, wenn die reguläre Saison beginnt, wird es aber in der Mannheimer SAP Arena, dem heimischen Wohnzimmer, eher gespenstisch zugehen. Wie der Bundesligist am Freitag mitteilte, wird man alle Heimspiele im Oktober – das sind drei Bundesliga-Duelle und ein Europapokalspiel – ohne Zuschauer austragen.
"Kosten und Aufwand, ein solches Szenario mit wenigen Zuschauern in der SAP Arena umzusetzen, sind für uns nicht zu stemmen", sagte Jennifer Kettemann. Die Geschäftsführerin der Löwen, die am heutigen Samstag im ZDF-Sportstudio zu Wort kommen wird, hatte schon beim Trainingsauftakt vor einigen Wochen angesprochen, wie wichtig eine gewisse Anzahl an Zuschauern ist, um durch die hohe Miete der Multifunktionshalle keine weiteren Minusgeschäfte zu machen. Sie sagte: "Mit 2000 wird das schwer, 4000 ist schon eine bessere Zahl." Weil zunächst nur 500 erlaubt sind, verzichtet man vorerst ganz auf die Fans.
Aus sportlicher Sicht ist erstmal vor allem positiv, dass die Saison überhaupt starten soll. Auch wenn die Mannschaft von Trainer Martin Schwalb gestern gegen Göppingen defensiv noch kleinere Probleme hatte, reift bei den Badenern langsam aber sicher ein echtes Team zusammen. Man merkt, dass die Spieler miteinander kämpfen und sich füreinander freuen – ein positives Zeichen.
"Es stimmt – wir freuen uns aktuell immer, wenn wir uns wieder sehen", sagte Mittelmann Andy Schmid. Für ihn war es das erste Spiel nach der Corona-Pause: "Ich denke, wir haben beste Chancen, gut in die Saison zu starten." Weil er aber kürzlich noch angeschlagen war, gab ihm Trainer Schwalb lediglich eine halbe Stunde Spielzeit im Angriff. Mehr war nicht drin.
Der Coach war anfangs aber vor allem unzufrieden mit der Abwehr. Dort hakte es zu Beginn noch gewaltig, so testete er wieder einmal die offensive Abwehrvariante mit Ymir Örn Gislason oder Jannik Kohlbacher auf der vorgezogenen Position – weil aber oftmals noch die Lücken zwischen den Spielern zu groß waren, konnte der Übungsleiter mit der neuen taktischen Variante nicht gänzlich zufrieden sein.
"Die erste Viertelstunde hat mir gar nicht gefallen, da hatten wir in der Abwehr überhaupt keinen Zugriff", sagte Schwalb. Das habe er seinem Team auch in aller Deutlichkeit gesagt: "Das lag aber nicht am System, sondern an der Laufbereitschaft. Danach haben wir in der Abwehr den Schritt mehr gemacht und auch im Angriff wirklich mannschaftsdienlich gespielt. Das hat mir gut gefallen." Das war für Außenstehende gut nachzuvollziehen – spätestens nach 40 Minuten war die Partie endgültig entschieden.
Geburtstagskind Albin Lagergren bekam übrigens – wie zuletzt Mikael Appelgren und Andy Schmid – aufgrund von muskulären Problemen eine Schonungspause. Wer im Finale am Sonntag wahrscheinlich fehlen wird, ist also klar. Kleiner Tipp: Jerry Tollbring wird 25.
Göppingen: Schiller 6/4, Kneule 6, Bagersted 3, Neudeck 2, Zelenovic 1, Kozina 1, Goller 1, Hermann.
Löwen: Gensheimer 7/2, Kirkelokke 8, Schmid 3, Nilsson 3, Groetzki 2, Kohlbacher 5, Gislason 2, Lagarde 2, Ahouansou 2.
Zuschauer: 468.