Bei Mikael Appelgren (rechts) macht unter anderem die Schulter Probleme. Foto: vaf
Von Tillmann Bauer
Heidelberg. Wir sprachen mit Mikael Appelgren zwei Stunden vor Beginn des Endspiels der Handball-Weltmeisterschaft. Der verletzte Torwart der Rhein-Neckar Löwen saß in seiner blau-gelb-dekorierten Wohnung in Schweden und zählte die Minuten bis zum Anwurf. Er prophezeite im Gespräch mit der RNZ: "Das wird ein ganz enges Spiel, Palle (sein Freund und Kollege Andreas Palicka/Anm. d. Red.) wird wieder überragend halten und Hampus Wanne wirft in der ersten Verlängerung das entscheidende Tor für uns – Schweden ist Weltmeister."
Der stets gut gelaunte Appelgren, den alle nur "Apfel" nennen, hat ganz tief in die Kristallkugel geblickt; nur scheinbar hatte die nicht die Zukunft, sondern nur seine Wunschvorstellung angezeigt. Trotz der Finalniederlage gegen Dänemark ist klar: Die schwedische Mannschaft hat ein überragendes Turnier gespielt und sich die Silbermedaille mehr als verdient. War das zu erwarten? "Vor der WM hätte ich das nicht gedacht", sagt Appelgren: "Aber ich wusste natürlich schon, dass wir viele gute Jungs haben. Vielleicht haben uns auch manche Gegner unterschätzt."
Er spricht von "uns", weil er selbst nicht nur stolzer schwedischer Staatsbürger ist, sondern vor seiner Verletzung fester Bestandteil dieser Nationalmannschaft war. Nun fiebert er vor dem Fernseher mit, schreit in der Wohnung wild umher, wie er selbst zugibt, und jubelt, soweit ihm das seine körperliche Verfassung erlaubt. Appelgren sagt: "Ich freue mich so unglaublich für die Jungs, auch wenn ich natürlich gerne dabei gewesen wäre."
Das ist für den Mann mit der blonden Mähne aktuell unmöglich. Während sein Klub-Partner Andreas Palicka akrobatisch die Beine durch die Lüfte schwingt, fällt Appelgren noch immer das Laufen schwer.
Doch der Reihe nach: Im Oktober verletzte sich "Apfel" schwer an der Schulter und musste operiert werden – die Löwen teilten mit, dass er mindestens bis Jahresende fehlen werde. Nun sagt Appelgren zur RNZ: "Ich hatte aber auch noch Probleme durch Knorpelschaden am Knie und wusste, dass ich nach der Schulterverletzung sowieso lange fehlen werde." Also entschied er sich für einen zweiten Eingriff, diesmal am Knie – das war im Dezember. Seit Weihnachten befindet er sich in Schweden in der Reha, kurz nach der Operation bewegte er sich mit Krücken und Rollstuhl fort, heute kann er ohne Probleme eine Stunde spazieren gehen. "Apfel" lacht: "Ein erster Erfolg."
In Bundesliga und EHF European League müssen es für die Löwen zwischen den Pfosten also erst mal wieder Nikolas Katsigiannis, David Späth und Niklas Gierse richten. Schon am Dienstag (17.30 Uhr) und Mittwoch (18.45 Uhr) geht’s international gleich doppelt bei den Kadetten Schaffhausen weiter. WM-Held Palicka wird nach der extremen Belastung in Ägypten und seinen anhaltenden Schmerzen – ebenfalls am Knie – erst mal ein paar Tage Pause brauchen. "Ich habe volles Vertrauen in die Jungs", sagt Appelgren: "Die machen alle einen super Job."
An Mannschaftstraining ist für ihn noch nicht zu denken, er habe in Schweden die idealen Bedingungen, um wieder fit zu werden und wolle dann in ein paar Wochen zurück nach Deutschland reisen. Auf die Frage, wann man den Fanliebling denn wieder auf dem Spielfeld sehen könne, hat Appelgren noch keine Antwort. Er sagt: "Ich hoffe Ende des Frühjahrs."
Ob ihm diesmal der Blick in die Kristallkugel wirklich die Zukunft zeigt?