Von Tillmann Bauer
Mannheim. Geflachst wurde nur vor dem Spiel. Irgendwie hatte es den Charakter eines großen Wiedersehens alter Schulfreunde, eine Art Klassentreffen. Der Mittelkreis der SAP Arena wurde zur allgemeinen Begrüßungszone, man herzte sich, scherzte und quatschte mit alten Kollegen. Wenn die Rhein-Neckar Löwen auf den FC Barcelona treffen, dann kreuzen sich eben die Wege vieler alter Bekannter. Gudjon Valur Sigurdsson fiel dem isländischen Mittelmann Aron Palmarsson um den Hals, sein Kollege Alexander Petersson gesellte sich schnell dazu. Der spanische Abwehrboss des Pokalsiegers, Gedeon Guardiola, 33, schüttelte fast jedem Katalanen persönlich die Hand. Man hatte Spaß.
Bis zum Anpfiff. Schließlich stand ja noch ein Spiel an. Sogar ein ziemlich wichtiges, Geschenke wurden heute Abend aber keine verteilt - die Löwen starteten mit einem 35:34-Sieg in die Gruppenphase, dominierten die Spanier in einigen Abschnitten der Partie sogar. Es schien, als sei man bereits nah an der Weltspitze angekommen.
Aber zurück zum Anfang. Dass den Gelbhemden, die in ungewohntem, grellem Orange spielten, erstmals in dieser Saison absolute Weltklasse gegenüber stand, das wurde schnell deutlich. Zu massiv stellte sich die Abwehr der Gäste auf, zu schnell und konsequent trug das Topteam die eigenen Aktionen vor. Abgeklärt und mit einem klarem, gut durchdachten Plan. Kurzum: Die Löwen hatten so ihre Schwierigkeiten.
"Ja, das stimmt", urteilte Chefcoach Nikolaj Jacobsen, "aber danach waren wir bis auf die Schlussphase die bessere Mannschaft." In der Tat, man fing sich. Denn auch auf Seiten der Mannheimer standen Topspieler auf dem Parkett. Und so ackerte Jannik Kohlbacher unermüdlich am Kreis, feierte ein starkes Debüt in der Königsklasse. Fünf Tore gegen Barcelona, da kann man zufrieden sein, oder? "Ja, das war schon ein ganz guter Einstand", lachte er bescheiden. Die zwei Punkte seien wichtig, man habe Barcelona teilweise dominiert, gerade am Ende der ersten Halbzeit habe viel geklappt, so Kohlbacher. Die Partie zumindest, sie war zu diesem Zeitpunkt gedreht.
Ein weiterer entscheidender Faktor dafür, dass man nicht nur mithalten, sondern die Katalanen auch besiegen konnte - er befand sich im Tor. Die langen, blonden Haare zum Zopf gebunden, die Hände auf Augenhöhe ausgebreitet, der Blick fokussiert. So stand er da, der schwedische Paradiesvogel, Mikael Appelgren, und entschärfte so ziemlich alles, was auf sein Tor flog. "Gegen Barcelona gewinnt man nicht einfach mal so", so der Blondschopf. Das Spiel aber, so Appelgren, hätte man früher entscheiden müssen.
Das stimmte, denn zu Spielende fühlten sich die Löwen vielleicht etwas zu sicher, die Umstellung der Abwehr bereitete Probleme. Offensiver, risikoreicher deckten die Gäste nun - und es zahlte sich aus, die Abspiele von Andy Schmid und Co. wurden schlampiger, es drohte die Gefahr, den sicher geglaubten Sieg noch aus der Hand zu geben. Tor für Tor kämpften sich die Katalanen heran, es reichte aber nicht, die zwei Punkte blieben in Mannheim. Wenn auch nur knapp. Man wackelte, fiel aber nicht.
Löwen: Appelgren, Palicka - Schmid 5, Lipovina, Sigurdsson 6/2, Radivojevic, Tollbring, Abutovic, Mensah Larsen 5, Fäth 4, Groetzki 5, Taleski, Guardiola 1, Petersson 3, Nielsen 1, Kohlbacher 5.
Barcelona: Perez, Møller - Mortensen 1, Tomas 2, Entrerrios 1, Sorhaindo 1, Andersson, Arino Bengoechea 2, N’Guessan 8, Gomez 10/5, Goncalves dos Santos, Dolenec, Mem 4, Brito Duarte, Palmarsson 2, Fabregas 3.
Spielfilm: 2:3 (5.), 4:4 (10.), 8:6 (15.), 10:7 (20.), 14:10 (25.), 16:13 (Halbzeit) - 19:16 (35.), 24:19 (40.), 26:21 (45.), 31:24 (50.), 32:30 (55.), 35:34 (Endstand).
Zuschauer: 6 018; Strafminuten: Abutovic 4, Petersson 2 - Goncalves dos Santos 2.