Andreas Palicki hatte allen Grund, vor Freude die Faust zu ballen. Dank seiner Abwehrkünste wurde Magdeburg klar bezwungen. Foto: vaf
Von Daniel Hund
Mannheim. Sie lagen sich in den Armen, klatschten sich ab und waren vor allem eines: erleichtert. Warum, leuchtete oben vom Videowürfel: Die Rhein-Neckar Löwen setzten sich gestern Abend vor 8210 Zuschauern in der SAP Arena mit 28:22 (18:8) gegen den SC Magdeburg durch.
"Kompliment an die Jungs für diese erste Halbzeit", lobte Oliver Roggisch, der Sportliche Leiter der Löwen, "durch diese Leistung haben sie eine unglaubliche Stimmung in der Arena entfacht."
Es knisterte und kribbelte. Die Anspannung im "Ufo" war schon weit vor Spielbeginn groß. Spieler, Verantwortliche, Fans - alle wussten, was die Stunde geschlagen hatte. Für beide Mannschaften ging es quasi um alles. Nur ein Sieg zählte. Andernfalls wäre der Meistertraum wohl bereits im Dezember ausgeträumt gewesen.
Dementsprechend hektisch ging es los. Ein technischer Fehler jagte den nächsten. Doch dann waren es die Löwen, die sich absetzten. Zuerst auf 3:1, dann auf 5:2 (12.). Andreas Palicka sei Dank. Der Schwede im Löwen-Kasten war sofort hellwach, krallte sich einen Ball nach dem anderen.
Hinten Palicka, der Tore-Verhinderer, vorne Gudjon Valur Sigurdsson, die Tor-Maschine. Der Isländer war heiß ohne Ende. Das 7:2 für die Gelben war bereits sein fünfter Treffer (15.). Und Magdeburg? Die Kreis-Riesen aus dem "Wilden Osten" wirkten geschockt, gingen nun volles Risiko: Ohne Torhüter, mit sieben Feldspielern. Belohnt wurde der Mut nicht, es wurde immer aussichtsloser.
Beim 11:4 zog Bennet Wiegert erneut die Notbremse (22.). Der Trainer der Magdeburger bat bereits zur zweiten Auszeit, wollte wachrütteln, neue Impulse setzen. Doch es ging weiter mit Einbahnstraßen-Handball. Mit einer 18:8-Führung stiefelten die Löwen in die Pause. Einige hatten ein breites Grinsen im Gesicht. Beim SCM lachte keiner, mit hängenden Schultern schlichen die Gäste in die Katakomben. An eine Wende schien kaum mehr einer zu glauben. Manch einer schien gedanklich schon auf der Heimreise zu sein, auf seinem Stammplatz im warmen Mannschaftsbus.
Raus kamen sie natürlich trotzdem nochmals - und das sollten die ersatzgeschwächten Magdeburger nicht bereuen. Denn in der zweiten Halbzeit konnten auch sie noch etwas fürs Selbstvertrauen tun: Die Löwen spielten nicht mehr mit der letzten Konsequenz, was die Wiegert-Sieben nutzte. In der 49. Minute stand es plötzlich "nur" noch 22:15, ehe der deutsche Pokalsieger doch nochmals einen Gang hoch schaltete und den Sieg im Schlüsselspiel locker über die Zeit brachte.
Glücklich war Oliver Roggisch damit aber nicht: "Es ist schade, dass wir nach dem Wechsel etwas die Spannung verloren haben, aber am Ende zählen die zwei Punkte."
Erfreuliches wurde bereits rund eine Stunde vor der Partie bekannt gegeben: Keeper Michael Appelgren hat seinen Vertrag vorzeitig bis zum 30. Juni 2023 verlängert. "Es ist kein Geheimnis, dass ich mich bei den Löwen sehr wohl fühle. Sie haben genau wie ich ehrgeizige Ziele", erklärte der Schwede.
Rhein-Neckar Löwen: Lipovina 1, Sigurdsson 9/2, Tollbring1/1, Groetzki 4, Guardiola 3, Petersson 4, Kohlbacher 6.
SC Magdeburg: Musa 1, Musche 7/3, Pettersson 1, Jimenez 1, Christiansen 1, Lagergren 1, Bezjak 1, Damgaard 9.
Stenogramm: 3:1, 7:2, 9:3, 14:5, 18:8 (Halbzeit), 21:10, 22:15, 25:16, 27:20, 28:22 (Endstand).