Rhein-Neckar Löwen

Gegen den Fluch und die Selbstzweifel

Am heutigen Mittwochabend erwarten die Rhein-Neckar Löwen das abgezockte Team aus Nantes - Kehrt die Leichtigkeit zurück?

19.03.2019 UPDATE: 20.03.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden

Vertrauen finden in die eigene Leistungsstärke: Löwen-Regisseur Andy Schmid. Foto: dpa

Von Michael Wilkening

Mannheim/Kronau. Am gestrigen Dienstagnachmittag übten die Rhein-Neckar Löwen noch einmal in der Trainingshalle in Kronau, am heutigen Mittwochabend gilt es für die Mannschaft von Nikolaj Jacobsen: Im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den HBC Nantes geht es für den Klub darum, das eigene Trauma zu überwinden und erstmals nach vier vergeblichen Anläufen wieder den Einzug ins Viertelfinale der Königsklasse zu schaffen. Um 19 Uhr soll in der SAP Arena eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel am 30. März beim französischen Topteam geschaffen werden.

Eine starke Leistung und ein gutes Resultat wären aus mehreren Perspektiven elementar für den Klub - und für jeden einzelnen Spieler. In der laufenden Saison stehen die Badener in der Liga nicht viel schlechter da als zu einem vergleichbaren Zeitpunkt des Vorjahres - und doch ist der Mannschaft der Glauben an sich selbst abhandengekommen und gleichzeitig der Zweifel am eigenen Können gewachsen.

Bei den Siegen fehlte oft die Leichtigkeit, weil die Souveränität verlorenging. "Deshalb haben uns die beiden Erfolge einfach gut getan, in unserer Situation hilft das", sagt Andy Schmid mit Blick auf das 31:21 gegen Wetzlar und das 25:23 in Lemgo innerhalb der zurückliegenden Woche. Aus den Glücksgefühlen der erfolgreichen Bundesligapartien zuletzt wollen Schmid und seine Kollegen Vertrauen für das erste K.o.-Match in der Champions League ziehen.

In den vergangenen Jahren lag der Fokus der Löwen im Frühjahr stets auf der Bundesliga, weil es eine realistische Chance auf die Meisterschaft gab. Das Ausscheiden in der Königsklasse wurde damit (mit)begründet - und fällt diesmal als Erklärung im Falle eines Scheiterns aus. In der laufenden Saison ist die europäische Königsklasse die letzte verbliebene Möglichkeit, positive Schlagzeilen zu erzeugen, von denen es in den Vorjahren außerhalb des internationalen Wettbewerbes viele gab. Gleichzeitig bietet sich die Chance, die negativen Gedanken zu vertreiben. Die Badener haben das oftmalige Scheitern in der Runde der letzten 16 selbst zu einem "Achtelfinal-Fluch" erklärt, der gegen Nantes durchbrochen werden soll.

Auch interessant
Rhein-Neckar Löwen: Champions League als letzte Chance auf "etwas Großes"
Rhein-Neckar Löwen: "Wir werden gegen Nantes alles raushauen"
Zwei Punkte im Zwillings-Duell: Rhein-Neckar Löwen siegen in Lemgo und bleiben am Spitzenduo dran
Rhein-Neckar-Löwen: Zwischen Fortschritt und Skepsis

"Das ist eine spielstarke Mannschaft, die einen sehr freien Handball spielt und abgezockt ist", sagt Schmid. Der Schweizer hat Respekt vor der Mannschaft, die in der vergangenen Saison überraschend bis ins Champions-League-Endspiel stürmte, in der laufenden Spielzeit aber auch etwas hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben ist. Akteure wie Mittelmann Nicolas Claire, Altmeister Kiril Lazarov oder Bald-Löwe Romain Lagarde, der im Sommer 2020 zu den Badenern wechselt, verkörpern internationales Format. Es wird also, und das überrascht wenig, darauf ankommen, ob die Deckungsreihe der Löwen den Angriffsdruck von Nantes drosseln kann, um mit einem Sieg die Chancen auf das Weiterkommen zu erhalten.

In das Umfeld des Klubs scheint die Wichtigkeit der Partie nicht durchgedrungen zu sein. Die Löwen rechnen nur mit etwa 4 500 Zuschauern in der Arena, der Vorverkauf verlief schleppend. In ein paar Wochen werden in der Liga gegen Aufsteiger Bietigheim deutlich mehr Besucher in der Halle sein. "Wir werden die Fans brauchen", sagt Schmid - und baut darauf, dass die Zuschauer, die live dabei sind, einen Höllenlärm veranstalten und für diejenigen mitschreien, die den Badenern offenbar keinen Sieg über Nantes zutrauen.

Das fehlende Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit ist in den zurückliegenden Wochen von den Spielern auf die Anhänger übergesprungen - und umgekehrt.

Ein gewichtiger Grund mehr, mit einem Erfolg gegen die Franzosen Überzeugungsarbeit zu leisten, nach innen und nach außen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.