Der Masterplan vom "Kölsche Jung" (Update)
Neuzugang Marco Höger stellt eine Aufstiegsrechnung auf. Der SV Waldhof setzt sich durch den 2:1-Sieg über Halle in der Spitzengruppe fest.

Von Ronny Ding
Mannheim. Am Donnerstag feierte er seinen 32. Geburtstag, am Samstag stand schon wieder eine Party an. Mit seinem neuen Klub SV Waldhof bezwang Marco Höger den Halleschen FC 2:1 (2:1). In der ersten Halbzeit betrieb er mit seinem Team hohen Aufwand, die Treffer durch Dominik Martinovic (14.) und Joseph Boyamba (34.) waren der Lohn für eine starke Vorstellung des SVW. "Halle war ein unangenehmer Gegner, der das Spiel lange offengehalten hat", sagte Höger.
Die Buwe mussten nach der Pause alles geben, um den dritten Heimsieg in Folge einzufahren. Dass sich der SVW jetzt in der Spitzengruppe der 3. Liga befindet, "das können die Fans genießen, aber für mich ist es nur eine Momentaufnahme", so Höger, der viel Ruhe und Souveränität ausstrahlt und sich auch nicht von Hektik wie zuletzt in Kaiserslautern anstecken lässt. Vom Waldhof wurde er verpflichtet, um im defensiven Mittelfeld für Ordnung zu sorgen.
Der "Kölsche Jung", der erst vor dem dritten Spieltag anheuerte, fühlt sich mittlerweile topfit und auch angekommen beim SVW und in der 3. Liga. Denn umstellen musste sich der ChampionsLeague-erfahrene 159-fache Bundesligaspieler für Schalke 04 und den 1. FC Köln, der in der Domstadt keinen Vertrag mehr erhielt und sich vorübergehend in der U 23 des FC in Form hielt. "Die Qualität in den Mannschaften der 3. Liga ist ähnlich stark, jeder kann jeden schlagen", verweist er auf die Tabelle. Viel Laufarbeit müsse er leisten und auch die Zweikämpfe würden bisweilen "ohne Rücksicht auf Verluste" geführt.
Auch Höger selbst musste gegen den HFC einiges einstecken. Eine Beule über dem Auge war der sichtbare Beweis. Dass Waldhof mit einem Gegentor zum 1:1 in die Halbzeit ging, hatte auch etwas mit Höger zu tun. Nachdem er mit dem Kopf mit seinem Gegenspieler zusammengerasselt war, musste er behandelt werden und stand noch nicht wieder auf dem Feld, als Jan Shcherbakovski aus fast 30 Metern Entfernung abzog und den Ball zum 1:1 versenkte (22.). Von den Gästen war bis zu diesem Zeitpunkt null Torgefahr ausgegangen.
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Dass Waldhof am Ende siegte, war verdient. SVW-Keeper Timo Königsmann musste zwar zweimal gegen Badjie (46.) und Bierschenk (79.) in höchster Not retten, aber auch Mannheim hatte die Gelegenheiten zur Entscheidung. Hamza Saghiri, der vor der Halbzeit nur die Latte traf (45.), vergab die Großchance, als er knapp vorbei zielte (85.). Zuvor hatte Boyamba den dritten Treffer auf dem Fuß (76.). Der zweite Abschnitt war ausgeglichener als der erste, Waldhof musste dem hohen Tempo etwas Tribut zollen.
Für SVW-Kapitän Marcel Seegert hat der Klub bei der Personalplanung an den richtigen Schrauben gedreht. Mit Spielern wie Marc Schnatterer und Höger habe man die Abgänge sehr gut kompensiert. "Ein Gerüst war schon da und erfahrene Spieler sind hinzugekommen. In den letzten Wochen haben wir uns gut eingespielt und die Abläufe automatisiert."
Wie es weiterlaufen soll, dafür hat Höger einen Masterplan: Die Heimspiele gewinnen und auswärts mindestens einen Punkt mitnehmen. Die RNZ rechnet nach. Zwei Punkte im Schnitt macht bei 38 Spielen insgesamt 76 Punkte. Das wäre ziemlich sicher ein Aufstiegsplatz. Wenn es doch nur so einfach wäre.
Update: Sonntag, 19. September 2021, 21.09 Uhr
Mannheim siegt und klettert in der Tabelle
Mannheim. (rodi) Der SV Waldhof bleibt im Carl-Benz-Stadion eine Macht und holte den dritten Heimsieg in Folge. Gegen den Halleschen FC setzte sich der SVW dank einer starken ersten Halbzeit mit 2:1 (2:1) durch und rückte zumindest bis zum Sonntag auf den vierten Tabellenplatz vor. In einem gutklassigen Spiel war Waldhof unter dem Strich auch der verdiente Sieger.
Die Fans sahen von Beginn an ein Fußballspiel, das diesen Namen auch verdiente. Waldhof legte los wie die Feuerwehr und schon in der 3. Minute musste Sven Müller im HFC-Kasten gegen Dominik Martinovic klären. Beim folgenden Eckball kam Marcel Costly per Kopf zum Abschluss, doch der Ball wurde von Julian Derstroff auf der Linie geklärt (4.). Die Gäste bekamen keine Zeit zum Luftholen. Die nächste Chance wurde von Marco Höger eingeleitet, doch Joseph Boyamba scheiterte ebenfalls am Keeper (11.). Die Führung der Blauschwarzen war nur eine Frage der Zeit und sie fiel mit gütiger Mithilfe des Gegners in der 14. Minute. Martinovic profitierte von einem missglückten Abwehrversuch von Jonas Nietfeld. Martinovic umkurvte noch den Keeper und schob zum 1:0 ein.
Doch Halle schlug eiskalt zurück. Jan Rafael Shcherbakovski wurde nicht attackiert und traf mit dem ersten Torschuss von Halle aus über 25 Metern vorbei am verdutzten Torwart Timo Königsmann ins lange Eck (22.). Die Mannheimer waren nur kurz geschockt und starteten die nächsten Angriffe. Marc Schnatterer scheiterte zweimal (28., 32.), doch dann schickte er Adrien Lebeau auf die Reise, der mustergültig Boyamba bediente. Der Ball schlug zum 2:1 ein (34.). Fast mit dem Halbzeitpfiff hätte Waldhof fast noch das dritte Tor nachgelegt, doch Hamza Saghiri scheiterte an der Latte (45.).
Der zweite Abschnitt begann wieder mit einem Alu-Treffer, diesmal auf der anderen Seite. Niklas Kastenhofer zog aus der Distanz ab, doch Königsmann lenkte den Ball noch an die Latte (46.). Die Gäste agierten nun mit mehr Mut, konnten aber zunächst keine weiteren Chancen kreieren. Die nächste Torchance hatte stattdessen Boyamba, der aus spitzem Winkel scheiterte (70.). Boyamba war es auch, der kurz danach mit einer Doppelchance die Entscheidung auf dem Fuß hatte, doch zweimal blieb Müller Sieger (76.). "Normal mache ich den auch", meinte der Ex-Dortmunder. Noch einmal hatten die Gäste Glück, als Saghiri frei verzog (85.). So kam auch Halle noch zu seiner Möglichkeit, doch Tom Bierschenk setzte den Ball zum Glück für den SVW daneben (88.). Nach über acht Minuten Nachspielzeit kam der für Waldhof erlösende Schlusspfiff des souveränen Schiedsrichters Sven Waschitzki, der mit nur drei gelben Karten und ohne Feldverweise auskam.
SV Waldhof: Königsmann – Costly (71. Sommer), Verlaat, Seegert, Rossipal – Boyamba, Saghiri, Höger (71. Wagner), Schnatterer – Martinovic (86. Ünlücifci), Lebeau (73. Ekincier)
Hallescher FC: Müller – Kreuzer, Nietfeld, Landgraf (46. Kastenhofer), Sternberg (76. Griebsch) – Badjie (58. Bierschenk), Titsch-Rivero (76. Löder), Herzog – Eberwein, Shcherbakovski, Derstroff (71. Guttau)
Schiedsrichter: Waschitzki (Essen)
Zuschauer: 7563
Tore: 1:0 Martinovic (14.), 1:1 Shcherbakovski (22.), 2:1 Boyamba (34.)
Update: Samstag, 18. September 2021, 17.40 Uhr