Gewichtheben

Trotz EM-Bronze ist Nico Müllers Olympia-Platz noch nicht sicher

Ganz zufrieden war der Obrigheimer nicht. Er kehrt mit gemischten Gefühlen aus Moskau zurück.

08.04.2021 UPDATE: 09.04.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden
Nico Müller vom SV Obrigheim gewann in Moskau EM-Bronze im Reißen. F: Weindl

Von Claus Weber

Moskau/Heidelberg. Eine Medaille gewonnen – und doch nicht ganz zufrieden. Nico Müller kehrt mit gemischten Gefühlen von der Europameisterschaft der Gewichtheber aus Moskau zurück. Der Obrigheimer hat am Mittwochabend in der russischen Hauptstadt mit 158 Kilogramm im Reißen Bronze geholt und damit die Erwartungen seines Trainers Oliver Caruso mehr als erfüllt.

Aber: Im Stoßen blieb der 27-jährige Sportsoldat hinter den Erwartungen zurück. In der Klasse bis 81 Kilogramm brachte er die 188 Kilo schwere Hantel erst im dritten Versuch zur Hochstrecke. "Nico sagte, dass ihm bei den beiden ersten Versuchen schwindelig wurde", berichtet Oliver Caruso, "deshalb konnte er das Gewicht nicht stabil ausstoßen."

Im dritten Versuch lief es dann endlich wie geschmiert. "Das sah so leicht aus, da hätte er bestimmt noch etwas draufpacken können", sagt Caruso und bedauert: "Da hatte er seine drei Versuche leider schon aufgebraucht."

Schade, erst vor vier Wochen hat Müller bei einem Trainingswettkampf im heimischen Schwarzach sehr sicher 195 Kilo in die Höhe gewuchtet. "Deshalb hatten wir darauf spekuliert, dass es bei der Europameisterschaft Richtung 198 oder gar 200 Kilogramm gehen kann", sagt Caruso, "aber das passiert nun mal."

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Mit seiner starken Leistung im Reißen und dem fünften Platz im Zweikampf hat der Zweikampf-Europameister von 2018 seinen Olympia-Startplatz verteidigt. In der 81 kg-Klasse belegt er den achten Rang, der gerade noch so für Tokio berechtigt. Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass ihn ein Konkurrent beim letzten Qualifikations-Wettkampf vom 11. bis 14. Mai im kolumbischen Cali noch überholt. Deshalb denkt Trainer Caruso darüber nach, den Wettkampf in Südamerika noch mitzunehmen. "Eigentlich war das nicht unser Plan und eigentlich wäre es besser, wenn Nico jetzt eine Pause macht", erklärt Caruso, der nicht nur Müllers Heimtrainer ist, sondern auch den Bundesstützpunkt in Leimen leitet und baden-württembergischer Landesleistungssportdirektor ist. "Aber wir würden uns furchtbar ärgern, wenn Nico auf den letzten Metern noch abgefangen würde und die Spiele streichen müsste", erklärt Caruso, "zumal er in allen drei Qualifikationszyklen sehr stabile Leistungen gezeigt hat."

Wäre in Moskau alles nach Plan verlaufen, hätte Müller die 188 Kilo im ersten Versuch gestoßen und noch fünf Kilo mehr draufgepackt, wäre Kolumbien kein Thema gewesen.

Wegen des komplizierten Verfahrens ist noch völlig offen, mit wie vielen Athletinnen und Athleten der Bundesverband Deutscher Gewichtheber (BVDG) an den Spielen in Tokio teilnehmen kann. "Wir sind auf einem guten Weg, müssen aber noch die Optionen abwarten, die mit dem Prozess der Qualifikation einhergehen", sagt Bundestrainer Michael Vater. Neben Nico Müller und Simon Brandhuber (Speyer) könnten sich theoretisch auch noch Max Lang (Mutterstadt), Lisa Marie Schweizer (Speyer), Sabine Kusterer (Durlach) und Patricia Rieger (Speyer) qualifizieren. Eine Minimal-Chance hat auch noch der Heidelberger Jürgen Spieß, der heute in Moskau auf die Bühne tritt. Dazu müsste der 37-Jährige allerdings über sich hinauswachsen.

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