In Teheran gewonnen und Tokio im Blick, Nico Müller vom SV Obrigheim. Foto: S. Weindl
Von Roland Karle
Obrigheim/Teheran. Starker Auftritt von Nico Müller: Der Obrigheimer Gewichtheber siegte am Sonntag beim Fajir Cup in Teheran in der Gewichtsklasse bis 81 Kilo. Ihm gelangen sechs gültige Versuche und Bestleistungen in allen Disziplinen: Im Reißen steigerte sich der Europameister des vergangenen Jahres auf 157 Kilo, im Stoßen bewältigte er 198 Kilo. Entsprechend ist auch das Zweikampfergebnis von 355 Kilo persönlicher Rekord.
Der 25-Jährige hat sich in den vergangenen Monaten stetig verbessert. Am 1. November bei der Weltmeisterschaft in Turkmenistan, die er als bester Deutscher auf Rang sieben beendete, standen 348 Kilo zu Buche. Auch im Vergleich zum Bundesliga-Wettkampf gegen den AC Mutterstadt vor zwei Wochen, als er mit rund zweieinhalb Kilo höherem Körpergewicht insgesamt 350 Kilo (155/195) erzielte, bedeutet das Ergebnis von Teheran eine satte Steigerung.
"Es ist gut gelaufen. Ich habe sogar ein bisschen mehr gemacht als ursprünglich geplant", sagt Müller. Im Reißen begann er mit 150 Kilo, ließ danach 154 und 157 auflegen. Die Anfangslast im Stoßen lag bei 188 Kilo, es folgten 193 und 198. Bereits nach dem zweiten Stoßversuch hatte er den Sieg in seiner Gewichtsklasse sicher. Dort traf Müller immerhin auf Konkurrenten wie den 20-jährigen Ritvars Suharevs aus Lettland. Der EM-Bronzemedaillengewinner im Reißen und WM-Elfte von 2018 startet in der Bundesliga für den Chemnitzer AC. Er hatte am Sonntag gegen Nico Müller keine Chance, mit erheblichem Rückstand von zehn Kilo wurde er Zweiter. Auch Max Lang, der in derselben Gewichtsklasse antritt, kam nicht an die Leistung des Obrigheimers heran. Mit gerissenen 153 Kilo und 185 Kilo im Stoßen erzielte der ehemalige Chemnitzer ein Zweikampfergebnis von 338 Kilo - das sind 17 Kilo weniger als Müller. Da nach dem neuen Qualifikationsmodus in einer Gewichtsklasse höchstens ein Athleten pro Nation nominiert werden darf, liegt Lang im Duell der Deutschen deutlich zurück.
"Durchweg Bestleistungen in der Gewichtsklasse bis 81 Kilo und dazu sechs gültige Versuche - das war ein perfekter Wettkampf", lobte Trainer Oliver Caruso seinen Schützling. "Damit hat er auch wichtige Punkte für die Qualifikation geholt." In der Weltrangliste verbesserte sich Müller, gemessen an der Zweikampfleistung, auf Rang sieben und liegt nur zwei Kilo hinter dem Fünften. Tokio ist also in Sichtweite.
Doch mit solchen Zwischenständen beschäftigen sich der Athlet und sein Trainer derzeit kaum. Ihr Blick gilt der in vier Wochen in Georgien beginnenden EM, wo es erneut um Qualifikationspunkte geht und der nächste Schritt in Richtung Olympia folgen soll. Trotz der starken Verfassung seines Hebers und dem Sieg in Teheran hat Caruso noch Verbesserungspotenzial ausgemacht. "Das Ausstoßen hat mir nicht gefallen, das war technisch schlechter als im Training und in den letzten Wettkämpfen", erklärt der Cheftrainer des Baden-Württembergischen Gewichtheberverbands (BWG).
Beim Turnier in der iranischen Hauptstadt geht es wie bei der WM und der im April folgenden Europameisterschaft um Qualifikationspunkte für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Neben Müller stehen im Aufgebot des Bundesverbands Deutscher Gewichtheber auch sein Obrigheimer Teamkollege Matthäus Hofmann - er startete gestern, das Ergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest - sowie Jon Luke Mau (TSV Blau-Weiß 65 Schwedt), Max Lang (AC Mutterstadt) und Jürgen Spieß (AV Speyer/Kraft-Werk Schwarzach).