Götzingen. (F) Eine ernüchternde Bilanz über die Schiedsrichtersituation in der Vereinigung des Fußballkreises Buchen zog Obmann Felix Beuchert bei der Jahreshauptversammlung im Sportheim des TSV Götzingen. Der Mangel an Schiedsrichtern ist mehr als erschreckend und diese Situation dürfte sich auch in naher Zukunft nicht ändern, sondern noch verschärfen. In der vergangenen Saison konnten erste Fußballspiele nicht mehr mit den Unparteiischen besetzt werden.
Beuchert begrüßte zur Versammlung neben dem stellvertretenden Fußball-Kreisvorsitzenden Horst Saling auch den Kollegen Obmann Rainer Braun (Mosbach). Nach dem Gedenken an die im vergangenen Jahr verstorbenen Kameraden erstattete Beuchert den umfangreichen Jahresbericht. Gestartet wurde in die Runde mit vier Verbandsschiedsrichtern sowie zwei Verbandsbeobachtern.
In beiden Bereichen konnte man aus verschiedenen Gründen mit der "Soll-Stärke" nicht über die Ziellinie laufen. Zur Jahresstatistik merkte Beuchert an, dass der-zeit der Vereinigung 112 Mitglieder, davon 73 aktive und 39 passive, angehören. Bei Betrachtung des Kalenderjahres ist festzustellen, dass es 13 Neuzugänge gab, dem wiederum stehen aber zwölf Abgänge von aktiven Mitgliedern gegenüber.
Im Hinblick auf die Schiedsrichter-Soll-Berechnung werden 162 Schiedsrichter benötigt, 62 (hiervon elf aus dem WFV) stehen zur Verfügung, sodass 100 Schiedsrichter fehlen. Er dankte Rainer Braun, Manfred Semmler und Peter Weingärtner für die gute Zusammenarbeit im Odenwald, ohne die ein geregelter Spielbetrieb im Fußballkreis Buchen längst nicht mehr möglich wäre.
Lehrwart Heiko Link berichtete, dass die angebotenen Lehrabende (Pflichtversammlungen zur Weiterbildung der Schiedsrichter) durchweg schwach besucht waren, weshalb es einige Schiedsrichter nicht geschafft haben, für ihren Verein gewertet zu werden. Bei dem derzeit aktuellen Schiedsrichterstand liegt die Teilnahme bei nur 50 Prozent. Das Interesse an läuferischen Leistungsprüfungen sei noch geringer.
Die Schiedsrichter haben sich jährlich einer schriftlichen und läuferischen Leistungsprüfung zu unterziehen. Der geplante Neulingskurs im Oktober konnte aufgrund zu geringer Teilnehmerzahl nicht begonnen werden. Geprüft wird derzeit, so Link, ob eine Individual-Onlineausbildung möglich ist.
"Schön wäre es, wenn ich an dieser Stelle etwas Positives verkünden könnte", sagte Spielerverteiler Thomas Mistele zu Beginn seines ernüchternden Berichtes. Er stellte fest, dass die Einteilung der Schiedsrichter jedes Jahr schwieriger werde und keinen Spaß mehr mache. Die Situation des Schiedsrichtermangels im Kreis Buchen ist, so Mistele, erschreckend.
Mehr als 50 Prozent der Schiedsrichter, die am Wochenende im Kreis Buchen Spiele geleitet haben, kamen von anderen Vereinigungen. Im Fußballkreis wurde in den letzten Jahren auf Verjüngung der Schiedsrichter gesetzt, aber auch hier sprach Mistele von fehlender Moral, Bereitschaft und Motivation. Auch von Seiten der Vereine wird wenig getan, um das bestehende Problem zu lösen. Häufig wollen die Neulinge nur als Assistent tätig sein.
Ältere Schiedsrichter beenden ihre Tätigkeit auch deshalb, weil es ihnen von Verbandsseite immer schwerer gemacht wird, denn ständig gibt es neue Anforderungen und Änderungen beim Leistungstest. Dass Schiedsrichter der mittleren und älteren Generation gebraucht werden, um einen Spielbetrieb im eigenen Kreis am Laufen zu halten, das interessiert die wenigsten, sagte ein sichtlich frustierter Spielerverteiler, für den auch kurzfristige Spielabsagen ein großes Problem darstellen.
Sein Fazit zum Schluss: Wir haben einfach zu wenig Schiedsrichter, müssen aber mit denen, die wir haben, das Beste daraus machen.
Die neu gegründete Jung-Schiedsrichter-Gruppe bestand im vergangenen Jahr aus 23 Mitgliedern, berichtete Julia Sturm. Die Jungschiedsrichter werden von elf qualifizierten Schiedsrichterpaten bei ihren Einsätzen unterstützt, was aber nicht ausreichend ist.
Um Schiedsrichter bestmöglich zu fördern, gibt es seit Januar 2018 ein neues Mentorenprogramm. Pro Quartal findet eine Schulungsveranstaltung statt. Die letzte musste aber mangels Teilnahme abgesagt werden.
Nach einer kurzen Aussprache über die Berichte nahm Holger Jakob die Entlastung des Ausschusses vor, die einstimmig erfolgte. Die Grüße des Fußballkreises Buchen überbrachte der stellvertretende Vorsitzende Horst Saling, der sich beim Ausschuss, insbesondere bei Heiko Link, Thomas Mistele und Felix Beuchert, für ihren Einsatz bedankte. Ihre Arbeit ist wahrlich nicht einfach, sagte Sailing.
Anschließend ehrte Sailing den seit 2009 aktiv tätigen Schiedsrichter Matthias Müller (FC Hettingen) für seine 10-jährige Tätigkeit mit der Schiedsrichterehrennadel des Badischen Fußballverbandes. Obmann Felix Beuchert hatte dann die ehrenvolle Aufgabe, drei Unparteiische für ihre langjährige Mitgliedschaft zu ehren. Bertram Kubach wurde für 35 Jahre sowie Anton Böhrer und Klaus Henninger jeweils für 45 Jahre mit einem Präsent geehrt. Ein solches erhielten auch die Kameraden, die in der vergangenen Verbandsrunde die meisten Spiele geleitet haben.
Klaus Henninger (FC Eubigheim) 52 Einsätze; Daniel Schäfer (TSV Mudau) 53; Luis Müsch (SV Hettigenbeuern) 54; Jan Walter (SV Hettigenbeuern) 55; Werner Scheidle (SV Großeicholzheim) 57; Rudi Strachon (SV Rippberg) 64; David Schiffmacher (Eintracht Walldürn) 79; Reiner Apfelbacher (TV Hardheim) 83, Felix Beuchert (SV Wettersdorf/Glashofen) 85; Tobias Geiger (FC Donebach) 88 und Thomas Mistele (TSV Oberwittstadt) mit 112 Einsätzen. Für diese Leistung gab es spontanen Beifall der Kameraden.
Rainer Müller (Fußballkreis Mosbach) dankte für die Einladung und sagte: "Auch im Fußballkreis Mosbach besteht ein Mangel an Schiedsrichtern." Er bedankte sich für die stets konstruktive Zusammenarbeit und bat die anwesenden Kameraden den Ausschuss tatkräftig zu unterstützen.