Zamal Nixon hilft im BBL-Meisterturnier bei Ludwigsburg aus, könnte aber in der neuen Saison wieder für die Academics spielen. Foto: vaf
Von Michael Wilkening
Heidelberg. Eigentlich wäre jetzt die heiße Phase der Saisonplanung für Matthias Lautenschläger und Branislav Ignjatovic. In Zeiten der Corona-Pandemie gibt es allerdings (fast) keine Normalität mehr und von der besonderen Lage sind der Manager sowie der Trainer der MLP Academics Heidelberg auch betroffen. Prognosen sind schwierig, finanzielle Planspiele beinhalten viele Unbekannte – und das erschwert die Vorausschau auf die Zukunft des ambitionierten Basketball-Zweitligisten.
Matthias Lautenschläger. Foto: DK-FotosEigentlich, da ist der Begriff erneut, eigentlich wollten die Heidelberger in ein paar Monaten mit dem Umzug in die neuerbaute Halle an der Speyerer Straße den Traum vom Aufstieg in die Bundesliga intensivieren und vorantreiben. Mit dem SNP-Dome sollte die Vision einen Schub bekommen, doch im Moment treiben Lautenschläger ganz andere Fragen um. Zum Beispiel die, wann in der 2. Bundesliga wieder gespielt werden kann. "Das ist die Gretchenfrage", erklärt der Manager: "Wann geht es weiter und unter welchen Voraussetzungen kann das passieren?"
Werden bei einem Saisonstart im Herbst Zuschauer zu den Spielen zugelassen, gibt es die Möglichkeit, die Halle teilweise für Besucher zu öffnen, oder gibt es zunächst Geisterspiele und damit Einnahmeausfälle? Das sind einige von vielen offenen Fragen, die das Planen für Lautenschläger und die Academics so schwierig machen. "Es ist eine herausfordernde Situation", gibt Lautenschläger zu. Der schnelle Saisonabbruch Anfang März hat ein Loch in die Budgetplanung der vergangenen Saison gerissen und wie groß die Ausfälle in der neuen Spielzeit werden, ist noch nicht abzusehen. "Ohne Mäzenatentum wäre die Situation bedrohlich", sagt der Manager, der darum kämpfen muss, die finanziellen Lücken so klein wie möglich zu halten. Immerhin gibt es von Zuschauern und Sponsoren viele positive Signale hinsichtlich eines Rückforderungsverzichtes. "Bislang hat kein Sponsor etwas derartiges angedeutet", sagt Lautenschläger.
Dennoch ist es ausgesprochen schwer, im Moment die sportlichen Planungen voranzutreiben, weil nicht absehbar ist, ob das Budget für die Mannschaft gekürzt werden muss, auf einem ähnlichen Niveau wie zuletzt verbleibt oder sogar – wie ursprünglich geplant – angehoben werden kann. Vertraglich sind aktuell nur die Center Phillipp Heyden und Armin Trtovac an die Academics gebunden. Grundsätzlich sind die Academics-Verantwortlichen daran interessiert, auch weiterhin Shyron Ely, Niklas Würzner, Marc Liyanage, Grant Teichmann oder Sebastian Schmitt im Team zu haben, aber mehr als grundsätzliche Gespräche sind im Moment nicht möglich. "Wir müssen abwarten, bis wir abschätzen können, wohin unsere Reise geht", sagt Lautenschläger.
Zamal Nixon hat in den kommenden Wochen die Möglichkeit, sich auf größerer Bühne zu präsentieren. Der Bundesligist Ludwigsburg hat den US-Amerikaner, der bei den Academics vor dem Saisonabbruch ein Leistungsträger war, für das BBL-Meisterturnier verpflichtet, das vom 6. Juni an mit zehn Teams in München ausgetragen wird. Der 31-Jährige soll dabei Landsleute ersetzen, die wegen den Folgen der Corona-Pandemie nicht aus den USA nach Deutschland zurückkehren. Da Nixon lediglich für das Finalturnier verpflichtet wurde, könnte er in der nächsten Spielzeit weiterhin nach Heidelberg zurückkehren.
Allerdings bleibt derzeit fast alles im Konjunktiv. "Es gibt noch sehr viele Fragen", formuliert es Lautenschläger. Eine Frage ist zum Beispiel, ob sich ein Traum des Geschäftsführers verwirklichen lässt. Gerne würde er die erschwerte Lage durch die Corona-Pandemie, unter der alle Klubs in der 2. Bundesliga leiden, für das eigene Fortkommen nutzen. "Wenn es ein paar positiv Verrückte gäbe, die bereit wären, sich jetzt verstärkt bei den Academics zu engagieren, hätten wir eine größere Chance, den Aufstieg zu packen", lässt Lautenschläger solchen Gedankenspielen freien Lauf. Schließlich muss auch in unsicheren Zeiten Träumen erlaubt bleiben.