Mit einer Effektivität von 35 der überragende Mann im Trikot der Heidelberger: Shaun Willett (am Ball). Archivbild: Thomas Disqué
Von Michael Wilkening
Rottenburg. Sehr lange begeisterten sich beide Mannschaften an ihrem eigenen Offensivspiel, erst in den letzten Minuten besannen sich die MLP Academics Heidelberg darauf, auch unter dem eigenen Korb beherzter zu spielen. Das genügte, um nach zuvor zwei Niederlagen wieder einen Sieg zu landen. Durch den 115:100 (59:52)-Erfolg bei den Tigers Tübingen kletterten die Academics in der 2. Basketball-Bundesliga auf den dritten Tabellenplatz.
In der ersten Halbzeit ging es derart schnell hin und her, dass es dem Beobachter schwindelig werden konnte. Beide Mannschaften suchten ihr Heil in der Offensive, vor allem die Tübinger wollten ihren Kontrahenten förmlich überrennen. Das gelang den Tigers in den ersten Minuten ganz gut, denn die Heidelberger hatten sichtlich Probleme, ihren Zugang zu der Partie zu finden. Kurz vor der ersten Viertelpause lagen die Academics mit 20:26 hinten und wirkten zu diesem Zeitpunkt gedanklich nicht bei der Sache.
Das änderte sich allerdings, als mit Shaun Willett und Albert Kuppe zwei Bank-Spieler Akzente setzten. Willett beeindruckte mit seiner Physis, erzielte bis zur Pause elf Punkte und unterstrich mit vier Steals seinen Einsatz. Kuppe traf drei Würfe aus der Distanz und war mit zwölf Punkten ebenfalls ein Aktivposten. In der Offensive waren die Heidelberger nun richtig gut, hatten nach 20 Minuten starke 59 Punkte erzielt, sich aber noch nicht entscheidend abgesetzt, weil die Tübinger bereits 52 Zähler markiert hatten.
Überraschend war das nicht: Mit 89,2 Punkten (Heidelberg) beziehungsweise 88,9 Punkten (Tübingen) zählten beide Teams schon vor der Offensivgala gestern zu den besten Punktesammlern der Liga. Klar war vor dem Beginn der zweiten Hälfte, dass die Heidelberger die Begegnung gewinnen würden, wenn sie es schaffen würden, unter dem eigenen Korb besser zu arbeiten und gleichzeitig die Fehler der Tigers weiterhin konsequent zu bestrafen.
Das gelang zunächst aber nicht und deshalb war es vor den letzten zehn Minuten weiterhin sehr spannend. Die Tübinger lagen 83:82 vorne – wohlgemerkt nach 30 Minuten. In vielen Partien stehen nach 40 Minuten nicht so viele Punkte auf der Anzeigetafel.
Immerhin: In den entscheidenden Phasen steigerten sich die Academics, weil sie jetzt unter dem eigenen Korb aufmerksamer waren. So sorgten sie früh im letzten Viertel für die Entscheidung. Mit einem 12:0-Lauf erarbeiteten sie sich sieben Minuten vor dem Ende eine 94:83-Führung und transportierten diesen Vorsprung bis zur Schlusssirene. Daran ändert auch die offensive Zonen-Verteidigung der Tübinger nichts mehr. Jetzt hatten die Schützlinge von Branislav Ignajtovic die Ruhe in ihrem Spiel gefunden, die lange fehlte.
Viereinhalb Minuten vor Schluss durchbrach Sa’eed Nelson beim 101:87 die 100-Punkte-Marke und 30 Sekunden vor dem Ende sorgte Willett mit einem Alley-Oop-Dunk nach feinem Zuspiel von Jordan Geist zum 113:97 für einen Hingucker. Der Willett war am Ende mit 24 Punkten und einer Effektivität von 35 der beste Heidelberger.
Tübingen: Crawley 22 Punkte, Simons 15/2 Dreier, Sharkey 15/1, Lanmüller 12/2, Nyama 10/1, Bekteshi 10/1, Wolf 8, Keppeler 6, Broening 2, Otto, Beck.
Heidelberg: Willett 24, McGaughey 17/3, Nelson 16, Ely 14/2, Kuppe 14/3, Geist 10/1, Würzner 7, Trtovac 6, Loh 4, Heyden 3, Vasiljevic.
Spielfilm: 6:11 (4.), 26:22 (10.), 33:41 (14.), 52:59 (Hz.), 69:73 (25.), 83:82 (30.), 83:94 (33.), 87:97 (35.), 100:115 (Endstand).