Immerhin ein Adler in Play-off-Form: Torhüter Dennis Endras überzeugte beim Sieg nach Penaltyschießen gegen Nürnberg. Foto: vaf
Von Rainer Kundel
Mannheim. Trotz des 3:2-Erfolges nach Penaltyschießen gegen Tabellenführer Nürnberg Ice Tigers hat das vergangene Wochenende wohl jedem bei den Adler Mannheim die Augen geöffnet, wie schwer es wird, noch das Mindestziel Platz zehn zu erreichen. Die Konkurrenz ist aufgewacht und punktet nachhaltig, vor allem die Augsburger Panther haben ihren wochenlangen Winterschlaf beendet und auch die Fischtown Pinguins Bremerhaven haben nach sieben Niederlagen mit einem Sechs-Punkte-Wochenende und 10:2-Toren die Kurve genommen.
Die Verpflichtung von Bill Stewart hat sich nämlich noch nicht bezahlt gemacht. Von der Einstellung der Akteure her hin und wieder in Ansätzen, auf dem Punktekonto dagegen ist seit der Trennung von Sean Simpson eine "Verschlimmbesserung" eingetreten. Der neue Klub-Negativrekord (zehn Auswärtsniederlagen in Folge) hat großen Anteil daran, dass Stewarts Bilanz aus zwölf Partien (0,66 Punkte/Spiel) deutlich hinter der seines Vorgängers (1,53) liegt.
Es ehrt den 60-jährigen Trainer, dass er fest gewillt ist, im Gegensatz zu seinen ersten dreieinhalb Jahren im Adlerhorst zu Beginn des Jahrtausends, offensives, aggressives Hockey spielen zu lassen. Damals entschied sich Stewart überwiegend für das langweilige "Trap"-System, bei dem dem Gegner in der neutralen Zone die "Falle" gestellt werden soll, um ihn mit Kontern zu bezwingen. Allein: Ist der aktuelle Kader für das Attackieren in allen drei Zonen tauglich oder verhindern mangelnde Kondition, Antrittsschnelligkeit und Zweikampf-Physis dieses anspruchsvolle Vorhaben? Zweifel sind angebracht und viele Aussetzer darf sich das Team in den kommenden drei Wochen mit neun Spielen bis zum 1. Februar, davon sechs auf heimischen Eis, nicht leisten.
Viel hat nicht gefehlt, und Stewart hätte am Sonntag die alte Platte auflegen müssen. "Unsere Gegner finden immer einen Weg, Spiele zu gewinnen, wir suchen ihn noch", lautete einer der Standardsätze des Italo-Kanadiers in den letzten Wochen. Diesmal verhinderten Dennis Endras mit starken 60 Minuten und drei gestoppten Penaltys sowie Chad Kolarik als wiederholt sicherer Schütze eine Bruchlandung. An der hat die sorglose Defensivarbeit des "Sicherheitsrisikos" Sinan Akdag mit haarsträubenden Soli im eigenen Drittel wieder kräftig gearbeitet. "Dennis hat großen Anteil an unserem Sieg", lobte Topscorer Kolarik den Torhüter.
Nach drei Spielen und einer frühen Auswechslung in Iserlohn benötigt der Keeper dringend das Vertrauen des Trainers und seiner Vorderleute. Zumal der oft bevorzugte Pickard wenig überzeugte. Es fehlt nicht viel und der Allgäuer sieht seine Olympia-Chancen als einer von drei Torhütern der Nationalmannschaft schwinden. Am Sonntag besuchte Bundestrainer Marco Sturm die SAP Arena, ließ sich jedoch erwartungsgemäß keine Aussage zu den Mannheimer Kandidaten entlocken.
Zum Thema Trainer für 2018/19 haben sich die Adler mit ihrem Schweigegelübde eine Taktik zurechtgelegt, mit der ihnen niemand vors Schienbein treten kann, falls Pavel Gross absagen sollte. Sie äußern sich schlichtweg nicht dazu, überhaupt mit Gross gesprochen zu haben. Dabei wird in der VW-Stadt über das Mannheimer Werben offen geredet. Gross bestätigte, zwei Angebote vorliegen zu haben. Davon ist eines aus Wolfsburg und das zweite bestimmt nicht aus Ingolstadt. Der 49-Jährige hat für heute seine Entscheidung angekündigt.