Von Rainer Kundel
Mannheim. Die Adler Mannheim haben auch im MagentaSport-Cup Ambitionen. "Wir wollen ins Halbfinale", gibt Trainer Pavel Gross das Ziel vor, "wenn möglich auch das Turnier gewinnen". Der Trainer ging bei der virtuellen Wochen-Pressekonferenz des Klubs noch davon aus, dass sein Team den nächsten Schritt dazu schon heute in Berlin machen kann. Sieben Stunden später erreichte die Mannheimer die Absage am Vorabend zur geplanten Busfahrt in die Hauptstadt - die Corona-Welle hat nun auch das Vorbereitungsturnier der DEL erreicht, mehrere Spieler der Eisbären wurden im Laufe des Dienstags positiv getestet. "Wir wissen, dass so etwas passieren kann, auch in der DEL-Saison nach dem 17. Dezember", zeigt Sportmanager Axel Alavaara Verständnis für die unvermittelte Absage. Ob der vorgesehene Nachholtermin am 8. Dezember überhaupt noch Sinn macht, bleibt abzuwarten. Siegen die Adler am Sonntag bei den Schwenninger Wild Wings, wäre die Partie im Hinblick auf das Erreichen des Halbfinals überflüssig.
Damit bestätigte sich die Einschätzung des Mannheimer Trainerteams, "vor einer besonderen, speziellen Saison" zu stehen. Gross und "Co" Mike Pellegrims erfahren täglich, dass in Zeiten von Corona vieles nicht planbar ist. Und merken immer häufiger, selbst betroffen zu sein, wenn auch bisher nur indirekt aufgrund der guten Arbeit der Hygiene-Beauftragten Markus Wincher (SAP Arena) und Youri Ziffzer (Teamleiter). So erfuhr man am Dienstag, dass Kooperationspartner Heilbronner Falken vom örtlichen Gesundheitsamt zwölf Stunden vor dem Heimspiel gegen Kaufbeuren mit einer vorübergehenden Quarantäne-Anordnung belegt wurde. "Das schränkt natürlich unsere Möglichkeiten ein, kurzfristig einen Spieler mit einer Förderlizenz zu uns zu holen".
Betroffen war auch Ben Smith. Der US-Amerikaner hatte sich seinen Schweden-Aufenthalt nach der Ausleihe vom 6. Oktober anders vorgestellt. "Was er den anderen an Spielpraxis voraus hatte, ist wieder weg", sagt Gross nach einer sechstägigen Quarantäne des 32-jährigen bei Rögle BK und fünf Tagen häuslichem Aufenthalt nach der Rückkehr. "Wir haben Ben ein Fahrrad-Ergometer nach Hause gebracht, damit er seine Fitness behält, das ersetzt aber kein Eistraining". Einem Einsatz des komplettesten Spielers im Adler-Kader am Sonntag in Schwenningen steht derzeit nichts mehr im Weg. "Die Erfahrungen aus Schweden haben mir gezeigt, dass man nur von Tag zu Tag planen kann, wir alle brauchen in den nächsten Monaten eine gewisse Flexibilität", weiß auch Smith.
Froh über jedes Spiel sind die NHL-Leihgaben Lean Bergmann und Marc Michaelis. "Die Frage ist, wie lange wir sie noch haben", kennt Gross die Fragezeichen hinter den Stürmern. Aufgrund der vielschichtigen Themen um den NHL-Saisonbeginn – realistisch nicht vor dem 1. Februar – sind Prognosen für ihren Einsatz zum DEL-Start am 19. Dezember schwierig. "Ich sitze aber nicht auf gepackten Koffern", beteuert Michaelis.
Trotz dieser Unwägbarkeiten und dem Ausfall von Stefan Loibl bis Januar ist noch keine Entscheidung über eine Verstärkung gefallen. "In diesen Zeiten spielen viele Dinge eine Rolle, da will alles gut überlegt sein", gibt Pavel Gross zu bedenken. Axel Alavaara hat einige Namen auf dem Tisch, die Verfügbarkeit ohne Quarantäne und wirtschaftliche Machbarkeit sind die Kriterien, ob der amtierende Meister kurzfristig seine neunte Importlizenz vergibt.