Verlor den Helm, nun brummt der Schädel: Adler-Stürmer Andrew Desjardins. Foto: vaf
Von Rainer Kundel
Mannheim. Die "Seuche" nimmt kein Ende und hat ein kaum vorstellbares Maß erreicht: Nach der 1:4-Pleite gegen den EHC München zählten die Adler Mannheim zwei weitere Verletzte. Torhüter Chet Pickard, der laut Manager Teal Fowler bereits am vergangenen Sonntag in Iserlohn angeschlagen in die Partie gegangen war, schied zehn Minuten vor Schluss aus, Stürmer Andrew Desjardins nach einer Kollision mit Patrick Hager (nicht als regelwidrig geahndet) schon früher, vermutlich mit einer Gehirnerschütterung. Dabei flog dem Kanadier sogar der Helm vom Kopf.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer von ihnen am Freitag zur Verfügung steht", befürchtete Trainer Sean Simpson auf Nachfrage. Da auch Dennis Endras noch nicht bei 100 Prozent ist, werden morgen gegen Straubing vermutlich Florian Proske (21 Jahre, Förderlizenz Frankfurter Löwen) und Mirko Pantkowski (19, an Kassel ausgeliehen) das jüngste Goalie-Duo der Klubgeschichte bilden. "Eine solche Situation habe ich in 22 Jahren in Deutschland als Spieler, Trainer und Manager noch nicht erlebt", berichtet Fowler: "Wir müssen jetzt auf dem Eis und in der Kabine noch enger zusammenrücken."
Kurz vor Halbzeit der Hauptrunde in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) verbietet sich für die Adler der Blick auf die Tabelle. "Wir wollten uns nach der Länderspielpause unter den ersten Vier etablieren, jetzt geht der Blick woanders hin", sieht Fowler der Realität ins Auge und beschönigt nichts: "Wir können kaum feste Reihen einspielen, es fehlen ja immer wieder andere."
Simpson entschuldigte sich für den schwachen, teilweise herzlosen Auftritt bei den Fans: "Sie sind gekommen, um uns gegen den Meister zu sehen. Wir haben uns das natürlich auch anders vorgestellt." Man müsse jetzt die Köpfe frei bekommen und am heutigen Donnerstag die nächsten Spiele gewissenhaft vorbereiten, sagt der andernorts als Erfolgstrainer bekannte Kanadier. Die aktuelle Situation, in der die Stürmer große Probleme im Abschluss haben, nagt am Selbstvertrauen, doch das ficht den Trainer nicht an. "Unsere letzten Spiele sind Adler-untypisch. Wir können und müssen mehr mit der Scheibe machen", sieht Fowler das Dilemma: "Wir brauchen sehr lang, um in Schussposition zu kommen."
Im Gegensatz zu Simpson, der sich stets einer Einzelkritik oder der Kritik an Mannschaftsteilen verschließt, sprach Fowler ein Problem an, das auch von der Verletzungsserie nicht erklärt ist: "Von unseren erfahrenen Spielern muss in einer solchen Situation mehr kommen."
Verhagelt war auch das Debüt Alexander Lambachers. Der in Brixen/Südtirol geborene Stürmer und ehemalige Jungadler, seit 2016 zur Ausbildung nach Kassel ausgeliehen, wird sein "erstes DEL-Spiel zwar nie vergessen", hätte sich aber einen besseren Einstand gewünscht.