Entspanntes Spiel: Adler-Coach Pavel Gross (r.) und sein Co-Trainer Mike Pellegrims. F: vaf
Von Rainer Kundel
Mannheim.Der Parkplatz vor der S-Bahn-Station SAP Arena, sonst um diese Jahreszeit bei Spielen der Adler Mannheim schon anderthalb Stunden vor dem ersten Bully gut belegt, diente am Samstag als Übungsgelände einer Fahrschule. So wie dort die parkenden Autos, fehlten in Corona-Zeiten in der Halle die Zuschauer. Immerhin standen im Unterrang hinter beiden Spielerbänken eine Vielzahl Pappaufsteller, auf denen sich Fans für 40 Euro ihr Konterfei drucken lassen konnten. Manche verzichteten darauf zugunsten von Prominenten, Helene Fischer und Angela Merkel waren auch dabei… Und über der Fankurve schwebte ein überdimensionales Ortsschild mit der Aufschrift "Eishockeystadt Mannheim", das den Cracks einen Teil jener Galerie bieten sollte, die sie vor der Pandemie gewohnt waren.
Es wäre ein kleines Wunder gewesen, wenn am Ende der mit ungleichen Voraussetzungen geführten Verabredung mit den Franken ein anderes Ergebnis als das 5:1 (3:0, 1:1, 1:0) für die "Greifvögel" auf dem Videowürfel gestanden hätte. Zu unterschiedlich waren die Bedingungen, nicht nur bei der individuellen Qualität.
Die Adler, seit Ende Juli, wenn auch nicht in vollem Umfang, im Eistraining, die Tigers gerade mal zwei Wochen im Mannschaftstraining – aufgrund von Kurzarbeit und dem Verzicht auf den Magenta-Cup. Elf neue Spieler auf dem Nürnberger Matchblatt, zwei in Quarantäne (darunter Ex-Adler Luke Adam) und mit Niklas Treutle ein Torhüter, den man in Mannheim schon stärker gesehen hat.
Da lief es trotz notgedrungen neu formierter Sturmreihen beim Gastgeber um mindestens eine Klasse besser, wobei sich Routinier Felix Schütz (33 Jahre) bei seinem Debüt als Mentor für die Talente Louis Brune (20) und Lukas Ribarik (19) nicht zu schade war.
Angela Merkel sieht auch zu
Bei aller Zurückhaltung der sportlichen Leitung bei der Beurteilung des Spielverlaufs: Mit etwas mehr Zielstrebigkeit wäre es für die Franken ein bitterer Nachmittag geworden, nachdem schon der fünfte Adler-Treffer durch David Wolf eine Vorführung erster Güte war. Selbst für das Anschlusstor der Gäste mussten die Adler herhalten: John Broda traf auf Vorlage von Moritz Elias, beide Jungadler, 16 und 18 Jahre jung, sind für vier Wochen an die Noris ausgeliehen.
Anderthalb Stunden vor dem ersten Bully informierten die Adler, womit sie am Tag zuvor konfrontiert wurden. Die NHL-Leihgaben Lean Bergmann (San Jose Sharks) und Marc Michaelis (Vancouver Canucks) wurden aufgrund des Saisonbeginns am 13. Januar von ihren Klubs zurückbeordert.
Außerdem entsprach der Klub dem Wunsch von Verteidiger Chad Billins nach einer Vertragsauflösung. Der US-Amerikaner, 2019 aus Schweden gekommen, kam seither nicht über die Rolle eines Ergänzungsspielers hinaus. Die anstelle der drei Abgänge und weiterer fünf fehlender Akteure aufgebotenen Förderlizenzspieler aus Heilbronn und die beiden U 20-Talente erledigten allesamt engagiert ihren Job.
Themenwechsel: Als Pavel Gross dieser Tage gefragt wurde, ob es vertretbar sei, die Saison gerade zu einer Zeit zu beginnen, wo Deutschland im Lockdown ist, war der 52-Jährige um eine Antwort nicht verlegen. "Der Lockdown gilt seit Mittwoch, wir sind aber schon seit neun Monaten im Lockdown und gehen jetzt wieder unserem Beruf nach." Unter hohen Hygiene-Anforderungen, wie Geschäftsführer Matthias Binder ergänzte.
Adler Mannheim - Nürnberg Ice Tigers 5:1 (3:0, 1:1, 1:0)
Tore: 1:0 Huhtala (15.), 2:0 Plachta (16.), 3:0 Krupp (18.), 4:0 Smith (25.), 4:1 Broda (36.), 5:1 Wolf (45.)
Schiedsrichter: Rohatsch (Lindau), Schadewaldt (Schweinfurt)
Strafminuten: 4/6
Zuschauer: keine