Mühlhausen. (seb) Im Kostenrahmen und im Zeitplan: Meldungen, die man aktuell eher selten von Projekten der öffentlichen Hand hört, kamen dieses Jahr des Öfteren aus Mühlhausen. Von daher blickt Bürgermeister Jens Spanberger "sehr zufrieden" auf 2018 zurück: "Es läuft."
Fast reibungslos gehen Sanierung und Erweiterung des Kindergartens St. Josef in Mühlhausen vonstatten. Nicht nur bewegt man sich im Kostenrahmen (2,8 Millionen Euro), man liegt auch gut im Zeitplan. Foto: Lerche
Zum Beispiel beim Kindergarten St. Josef in Mühlhausens Ortsmitte. Er wird gerade von Grund auf modernisiert und erweitert. Nach aktuellem Stand bleibt es beim Kostenrahmen von 2,8 Millionen Euro (Eigenanteil der politischen Gemeinde: 960.000 Euro) und voraussichtlich kann der Kindergarten wie geplant nach den Sommerferien 2019 wiedereröffnen.
Und dann der neue Bauhof: Nach verzögertem Start war der Rohbau des Hauptgebäudes zügig erstellt, die Fahrzeughalle folgte ebenso rasch, mittlerweile sind Fenster, Türen und Tore an der Reihe, damit der Innenausbau erfolgen kann. Das Bauhof-Team kann bereits Gerätschaften und Fahrzeuge provisorisch im Neubau und in der Schüttguthalle unterstellen, damit der Einzug Mitte 2019 umso glatter vonstatten geht.
Eine weitere gute Nachricht: Wie auch auf dem Kinderhaus "Arche" in Rettigheim und dem Tairnbacher "Dorflädl" kann laut Spanberger auf dem Dach des Bauhofs eine Fotovoltaikanlage installiert werden - um einiges größer aber "und mit einer Spitzenleistung von 175 Kilowatt".
Positiv stimmt auch der Verlauf der Erschließung des Wohngebiets "Riebel" in Mühlhausen mit 28 Bauplätzen auf insgesamt 11.500 Quadratmetern. Der Erschließungsträger komme gut voran, so Spanberger, im Frühjahr könnten die "Häuslebauer" wahrscheinlich schon erste Bauanträge stellen. Dann informiere man die Anwohner auch über ein wichtiges Vorhaben in diesem Rahmen: die umfassende Sanierung der Heinrich-Geiler-Straße.
Ein Idyll mitten im Ort, das zum Verweilen und Erholen einlädt: Mühlhausen freut sich über die gelungene Umgestaltung des Waldangelbachs, der naturnaher und dabei hochwassersicher ausgebaut wurde. Foto: Pfeifer
"Der Bach wird hervorragend angenommen": Über die Resonanz auf das kleine, täglich erlebbare "Naherholungsgebiet mitten im Ort" freut der Bürgermeister sich sehr. "Wir können echt stolz darauf sein." 2,5 Millionen Euro wurden investiert, bei der Gemeinde verblieben dank Zuschüssen 700.000 Euro. Nicht nur werde der natürlicher gestaltete und hochwassersicher gemachte Waldangelbach bei Kerwe und Festen eingebunden, praktisch jeden Tag sei er "ein Besuchermagnet", so Spanberger.
Auch die Mühlhausener Ortsdurchfahrt, die weiter saniert und umgestaltet wird, wurde nach vielen Problemen im ersten Bauabschnitt jetzt zur Erfolgsgeschichte. Obwohl das Baufeld, damit es städtebaulich besser passt, erweitert wurde, bewegt man sich im Kostenrahmen von rund 1,1 Millionen Euro (bei Zuschüssen von 450.000 Euro).
Gegenwärtig laufen Arbeiten an der Kreuzung von Haupt- und Uhlandstraße, zwischen den Jahren und bis zum 14. Januar aber macht die Baufirma Winterpause. "Der Asphalt wurde aber schon aufgebracht, das heißt, die Baustellenampel kann weg", so Spanberger. Und es heiße nicht nur "freie Fahrt", auch die lang ersehnten Parkplätze stehen dort nun zur Verfügung. Die Arbeiten sollen bis Mai/Juni fertig sein.
Und damit sind die größten Sanierungs- und Umgestaltungsmaßnahmen zur Steigerung der Aufenthaltsqualität an der Ortsdurchfahrt auch beendet, erklärt der Bürgermeister. Im dritten Bauabschnitt gehe es wegen des relativ guten Straßenzustands eher um eine Teilsanierung. Dies wolle man mittelfristig angehen, so Spanberger.
"Straßensanierungen bleiben aber ein Thema", ergänzt er. In Tairnbach hätten es beispielsweise Kirchstraße und Sternweiler Straße nötig, letztere ist aber eine Kreisstraße: "Da werden wir in Zusammenarbeit mit dem Rhein-Necker-Kreis ein Paket schnüren", aber wahrscheinlich "erst, wenn die Autobahn A6 fertig ist".
Bis dahin gehe der Schwenk nach Rettigheim, so Spanberger, das erfreulicherweise ins Landessanierungsprogramm aufgenommen wurde - mit einem aktuellen Förderrahmen von 1,5 Millionen Euro. Im Frühjahr entscheidet der Gemeinderat übers genaue Vorgehen, danach können Privatleute Förderanträge stellen.
Die Gemeinde wird in Rettigheim voraussichtlich erst 2020/21 aktiv, erklärt der Bürgermeister. Die Malscher Straße im Bereich der Kirche muss ihm zufolge dringend saniert werden, gerade bezüglich der "Stolperfallen" im Pflaster. Auch die Gartenstraße mit dem Bereich an der Schule gehört zum Sanierungsgebiet und vor allem die Ortsdurchfahrt.
Und da gibt es eine glückliche Fügung: Auch Maßnahmen zur schon seit Jahrzehnten ersehnten Beruhigung der Östringer Straße in Rettigheim werden voraussichtlich im Rahmen der Ortskernsanierung möglich, wie Spanberger erläutert, auch wenn da "noch ein paar Hürden zu nehmen" sind.
Weil nämlich eine andere Kreisstraße, die von Mühlhausen nach Östringen (Bruchsaler Straße, Kreisstraße K4171), verbreitert und für Schwerlastverkehr ertüchtigt wird. Die Baumaßnahme soll bereits im Frühjahr 2019 losgehen und weit innerhalb der Laufzeit des Rettigheimer Sanierungsprogramms abgeschlossen sein. Damit könnte die Östringer Straße (K4168) in Rettigheim zur Gemeindestraße herabgestuft werden, sodass freie Bahn für eine Beruhigung wäre.
"Allerdings wird sich vorher noch mal sehr viel mehr Verkehr durch Rettigheim bewegen", warnt Jens Spanberger: Parallel zur K4171 am östlichen Ortsrand Östringens wird nämlich auch die Bundesstraße B292, die Östringer Ortsdurchfahrt, saniert, beginnend am Industriepark im Westen der Stadt. "Damit fließt der Ziel- und Quellverkehr für Östringen durch Rettigheim", so Spanberger, "das wird hart". In Zusammenarbeit mit dem Kreis werde dann erstens ein Lkw-Durchfahrtsverbot für Rettigheim verhängt und zweitens Tempo 30 auf der Ortsdurchfahrt angeordnet.
Ein Verschnaufen gibt es nicht, denn nachdem die Kinderbetreuungseinrichtungen der Gesamtgemeinde ziemlich voll sind - 291 Plätze für über Dreijährige und 64 für Krippenkinder gibt es, da bleibt immerhin ein gewisser "Puffer" -, sind schon die Schulen wieder ein Thema. Ein großer Anbau für weitere Klassenzimmer und Fachräume wird an der Kraichgauschule im Zug der Einführung der Gemeinschaftsschule notwendig. "Erste Varianten werden gerade erstellt", so Spanberger. Dank vieler Zuzüge nach Tairnbach zeichnet sich ab, dass die Grundschule, immerhin 120 Jahre alt, nicht nur saniert, sondern auch erweitert werden muss, auch weil die neuen Bildungspläne weitere Räume für die gezielte Förderung der Schüler verlangen.
Für die älteren Leute wiederum hat die Gemeinde auch dank der beiden Seniorenbeauftragten im Rathaus, vieler Ehrenamtlicher, der Kirchengemeinden und der Vereine einiges erreicht. Rasant in die Höhe wachsen zudem das betreute Wohnen in Tairnbach und die Seniorenresidenz mit 90 stationären Plätzen am Mühlhausener Ortsrand, die Investoren realisieren. Ein derart umfassendes Angebot sei für eine Gemeinde dieser Größe alles andere als selbstverständlich, so Spanberger, der sich über das "schöne Gesamtkonzept" freut.
Trotz all dieser Großprojekte muss Mühlhausen den Blick auf seine Finanzen nicht fürchten, im Gegenteil: "Wir können auch aus finanzieller Sicht sehr optimistisch ins nächste Jahr gehen." Zwar erfolgt die Einbringung des Haushalts 2019 erst im Februar, da die Kämmerei noch immer stark mit der Umstellung auf die "doppelte Buchführung in Kommunen", die Doppik, beschäftigt ist. "Aber die Eckwerte stehen schon, die sind sehr positiv", so der Bürgermeister.
"Erstmals wird unser Einkommenssteueranteil die Sechs-Millionen-Marke übersteigen", so Spanberger. 5,6 Millionen waren es 2018. "Sehr gut läuft es auch bei der Gewerbesteuer", nach dem "Rekordjahr 2018 mit 2,5 Millionen" und 1,9 Millionen im Jahr davor rechne man damit, dass sich der Wert bei durchschnittlich 1,5 Millionen einpendeln werde. "Wir rechnen natürlich weiterhin restriktiv."
Trotz der vielen Maßnahmen mussten Kredite (geplant waren 1,5 Millionen) nicht in Anspruch genommen werden, "die Verschuldung konnten wir deutlich zurückführen, von 6,8 auf 6,3 Millionen" oder 742 Euro pro Einwohner. Von der "1000er-Marke", die der Gemeinderat unbedingt vermeiden will, sei man damit weit weg. Auch der "Griff in den Sparstrumpf" war nicht nötig, die frühere Rücklage, die jetzt unter "Liquidität" geführt wird, liegt Spanberger zufolge "relativ konstant bei 3,5 Millionen".
Neben all den Bauprojekten soll das Menschliche in der Gesamtgemeinde natürlich nicht aus dem Blick geraten. Eine wichtige Aufgabe ist da die Integration von Flüchtlingen, 70 leben gegenwärtig in der Gesamtgemeinde, 2019 sollen 30 weitere folgen. "Sehr wertvolle Arbeit" leisteten Selina Kappings, Integrationsbeauftragte des Gemeindeverwaltungsverbands Rauenberg, und Rasha Al Saie, Integrationsmanagerin vom Roten Kreuz, mit ihrem Team Ehrenamtlicher. Die Gemeinde wiederum sei intensiv auf der Suche nach weiterem Wohnraum.
Um das Zusammenleben in der Gemeinde weiter zu fördern, nimmt Mühlhausen auch am Landesprogramm "Integration durch bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft" (Ibez) teil. Da geht es nicht nur um Geflüchtete, sondern auch um Einheimische beziehungsweise neu Zugezogene - Alte und Junge, egal welcher Bildungsgrad, Beruf oder Hintergrund.
Apropos Jugend: Mit "Subway" Mühlhausen, "Focus" Rettigheim und "Down Under" Tairnbach hat die Gemeinde drei Jugendzentren mit sehr aktiven Teams. Mit den älteren Vertretern treffe er sich regelmäßig, so Spanberger. Darüber hinaus plane er für 2019 ein "Jugendforum", um direkte Rückmeldungen zu erhalten darüber, "was in der Gemeinde gut und was verbesserungswürdig ist". Das solle relativ informell ablaufen, er wolle nur moderieren und den Jugendlichen die Themenwahl komplett überlassen, "da bin ich total offen".
"Das Miteinander passt", stellt der Bürgermeister mit Blick aufs Zusammenleben in der Gesamtgemeinde fest und man tue alles, damit das so bleibt. "Das hat mir dieses Jahr immer besonders viel Spaß gemacht: die Begegnung mit den Bürgern." Natürlich gehörten die positiven Rückmeldungen zu den schöneren Kontakten, aber ganz generell sei der Austausch wichtig "und ein echter Mehrwert für mich". Mehr denn je stehe dadurch für ihn fest: Jeder Ortsteil habe "seine eigenen Charakteristika" und die Gesamtgemeinde "hat einfach Charme".