Region Heidelberg

Warum "THE LÄND" nicht gut ankommt

Die seltsamen Schilder sind Teil einer Imagekampagne des Landes: Slogan und Kosten stoßen auf Kritik.

25.10.2021 UPDATE: 27.10.2021 19:59 Uhr 2 Minuten, 44 Sekunden
Das Zusatzschild unter der Ortstafel könnte für das Land ohne Folgen bleiben. Foto: Alex

Region Heidelberg. (cm) Was hat es mit "The Länd" auf sich? Dieses Geheimnis hat das baden-württembergische Staatsministerium am Freitag gelüftet. Bereits im Vorfeld sorgt die neue Imagekampagne des Bundeslandes für Aufmerksamkeit. Denn diese wird inzwischen überall in der Region mit gelben Plakaten und Bannern mit der Aufschrift "Willkommen in the Länd" beworben. Dass das Ministerium diese ohne Genehmigung an Ortsschildern aufhängen ließ, werden ebenso wie der Slogan der Kampagne und die Kosten – sieben Millionen Euro pro Jahr – auf www.rnz.de und der Facebook-Seite der RNZ kräftig kritisiert.

>>> Was es mit der Kampagne auf sich hat, lesen Sie hier <<<

"Do had oiner koi Schwäbisch gkennd, wenn scho, dann gehd blos Ländle", kommentiert ein Leser auf unserer Facebookseite. Ein anderer meint: "Offensichtlich hat das Staatsministerium zu viel Personal, das sich langweilt." Die Ministerien würden sich ständig neue Mitarbeiter genehmigen und die Schilder sollen dann die Mitarbeiter der übrigen Behörden im Land abhängen, bei denen seit Jahrzehnten massiv Stellen abgebaut worden seien. "Also dreifache Kosten: Anfertigen der Schilder, Aufhängen der Schilder, Abhängen der Schilder", meint ein Kommentator und fügt an: "Was für ein Quatsch." Ein anderer findet: "Wenn das ein Privatmann gemacht hätte oder die Stadt, da hätte es vom Ministerium sicher Ärger gegeben."

Ein Leser regt sich darüber auf, dass die Schulen marode sind und für "so einen Mist" Geld da sei: "Unglaublich." Auch von Steuergeldverschwendung ist die Rede. "Schwachsinn" sei lange nicht ausreichend, um diese Aktion zu beschreiben, kritisiert ein weiterer Kommentator und fühlt sich an die Umbenennung der deutschen Fußballnationalelf in "Die Mannschaft erinnert: "Dafür wurde aber zumindest (hoffentlich) kein Steuergeld verpulvert." Ein anderer findet: "Wenn es den Begriff Schildbürger noch nicht gäbe: Diese Aktion wäre sicherlich die ideale Geburtsstunde des Wortes." Die Aktion sei an Peinlichkeit kaum zu überbieten.

"Man fragt sich in der Tat, welches Image mit so einer albernen Aktion transportiert werden soll", wird ebenso kommentiert. Ein Leser wirft eine ganz andere Frage auf: "Warum macht Baden-Württemberg Werbung für Baden-Württemberg in Baden-Württemberg?" und erhält Zuspruch: "Was ist denn hier überhaupt das Ziel und die Zielgruppe?", wird ebenso gefragt. Ein Wettbewerb zwischen Bundesländern sei wenig sinnvoll.

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Staatsministerium hängte heimlich "THE LÄND"-Schilder im ganzen Land auf

Region Heidelberg. (cm) "Willkommen in THE LÄND" – seit Kurzem sorgen Schilder mit dieser Aufschrift an mehreren Stellen der Region für Aufsehen. So tauchte ein Schild zum Beispiel am Ortseingang von Kleingemünd aus Neckarsteinach kommend kurz hinter der Landesgrenze auf. Und zwar direkt unter dem Ortsschild. Was hat es damit auf sich?

"Wir wissen nichts von den Schildern", betonte Petra Polte am Montag. Neckargemünds Stadtsprecherin hielt es für möglich, dass diese am Wochenende als Witz zum Beispiel zu einer privaten Geburtstagsfeier aufgehängt wurden. Sie kündigte an, dass sich die Stadt das Schild genau anschauen werde. "Die Zuständigkeit für Ortsschilder liegt beim Landkreis, aber wir dürfen bei einer akuten Gefährdungslage auch eingreifen", so Polte. Eine solche liege vor, wenn das Ortsschild nicht mehr zu erkennen sei und somit auch nicht mehr Tempo 50 gilt. "Wenn keine Gefährdung vorliegt, dürfen die Schilder bleiben", sagte Polte.

"Aktuell konnten wir nicht ermitteln, wer die rätselhaften Schilder an den Ortstafeln angebracht hat", erklärte auch Silke Hartmann, Sprecherin des für die Ortsschilder zuständigen Landratsamtes des Rhein-Neckar-Kreises in Heidelberg. Die Behörde habe aber Kenntnis davon, dass weitere Schilder mit dem Schriftzug "Willkommen in THE LÄND" in mehreren Kommunen des Landkreises aufgehängt worden sind. "Unser Amt für Straßen- und Radwegebau wird im Zuge der Streckenkontrollen die Schilder an den Ortstafeln nach und nach abschrauben", kündigte Hartmann an.

Nach RNZ-Recherchen wurden die Schilder vom baden-württembergischen Staatsministerium aufgehängt und sind Teil einer neuen Imagekampagne des Bundeslandes, die am Freitag offiziell mit einer Veranstaltung in Stuttgart gestartet wird. Ein Ministeriumssprecher bestätigte, dass entsprechende Schilder im ganzen Land aufgehängt wurden – an Bahnhöfen, Bushaltestellen, belebten Plätzen und eben an Ortsschildern. Sie seien Teil der Kampagne und sollen für Aufmerksamkeit sorgen. "Es soll gerätselt werden", so der Sprecher. Und dass die Behörden vor Ort nicht eingebunden wurden, sei "Absicht". Denn das "Ergänzen" von Ortstafeln ist nicht erlaubt. "Die Schilder können ja wieder abgehängt werden", so der Ministeriumssprecher. "Wir sehen aber keine Gefahr."

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