Sanierung der Neckargemünder Friedensbrücke: "Es geht auch ohne Vollsperrung"

Hans-Rainer Windmaier sanierte schon viele Brücken – Im letzten Jahrhundert sei fast immer unter Verkehr gearbeitet worden

13.02.2017 UPDATE: 14.02.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden

Der Blick unter die Friedensbrücke: Hans-Rainer Windmaier - lange Jahre für Brückensanierungen in der ganzen Region verantwortlich - glaubt, dass die Sanierung auch unter Verkehr und ohne Vollsperrung möglich wäre. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Muss die Friedensbrücke für die Erneuerung der B 37 wirklich ab Juli drei Monate lang voll gesperrt werden? Es ist vor allem diese Frage, die die Stadt am Neckar in diesen Tagen beschäftigt. Hans-Rainer Windmaier meint: Nein, das muss nicht sein. "Es geht auch ohne Vollsperrung." Und der Kleingemünder weiß, von was er spricht. Er war zuletzt Projektleiter für den Hollmuth-Tunnel in Neckargemünd, zuvor aber über 20 Jahre lang beim damaligen Straßenbauamt des Landes für Brückensanierungen im ganzen Rhein-Neckar-Raum zuständig. Und er habe in dieser Zeit einige Brücken erneuert, unter anderem die Rhein-Brücke bei Speyer - und zwar nicht unter Vollsperrung.

Hintergrund

Hans-Rainer Windmaier sorgt sich um die Ziegelhäuser Brücke

Neckargemünd/Heidelberg. (cm) Wenn die Friedensbrücke in Neckargemünd ab Juli voll gesperrt wird, soll der Verkehr über die Neckarbrücke zwischen den Heidelberger Stadtteilen Schlierbach und

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Hans-Rainer Windmaier sorgt sich um die Ziegelhäuser Brücke

Neckargemünd/Heidelberg. (cm) Wenn die Friedensbrücke in Neckargemünd ab Juli voll gesperrt wird, soll der Verkehr über die Neckarbrücke zwischen den Heidelberger Stadtteilen Schlierbach und Ziegelhausen umgeleitet werden. Doch kann diese den Verkehr verkraften? "Ich weiß nicht, ob sie die Mehrbelastung unbeschadet mitmacht", sagt Hans-Rainer Windmaier (siehe weiterer Artikel). Die Brücke sei "nicht mehr die beste", habe aber (noch) die volle Tragfähigkeit und dürfe mit allen zugelassenen Fahrzeugen befahren werden. "Die hält es schon aus, aber wird auf Dauer Schaden nehmen." Windmaier gibt zu bedenken, dass über die Friedensbrücke viele Schwerlaster fahren, die dann auf die Ziegelhäuser Brücke ausweichen. "Und dort stehen die Lastwagen bei Rückstaus am Bahnübergang in Schlierbach länger", sagt Windmaier. "Das Abbremsen und Anfahren ist eine starke Belastung." Als die Ziegelhäuser Brücke übrigens in den 70er-Jahren zuletzt umfassend saniert wurde, gab es wegen der schmalen Fahrbahn von 6,50 Meter eine Vollsperrung. Der Verkehr wurde damals über Neckargemünd umgeleitet. "Aber damals war noch viel weniger Verkehr."

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"Mir kommt es so vor, dass die Sperrung der Friedensbrücke recht hemdsärmelig und wenig sensibel betrachtet wird", sagt Windmaier. Der 71-Jährige ist überzeugt, dass die Erhaltungsarbeiten bei drei Fahrspuren und einer Fahrbahnbreite von 10,50 Meter "ohne Weiteres unter Verkehr", also ohne Vollsperrung möglich sind.

Bei der Einwohnerversammlung hatte ein Vertreter des Regierungspräsidiums und ein Vertreter des beauftragten Ingenieurbüros dies jedoch als problematisch bezeichnet, weil durch das Befahren der Brücke Schwingungen entstehen, die das Aufbringen eines neuen Fahrbahnbelags erschweren. Windmaier findet diese Argumentation "recht fadenscheinig". "Ich sehe das nicht so eng", sagt er. "Im letzten Jahrhundert wurde fast immer unter Verkehr gearbeitet."

So sei in den 60er-Jahren der gesamte Aufbau der Brücke über der tragenden Stahlkonstruktion abgebrochen und mit einer etwa 20 bis 25 Zentimeter dicken Stahlbetonplatte erneuert worden. Auch die Gehwege wurden damals "angebaut", sodass mehr Platz für Autos und Laster entstand. Alles ohne Vollsperrung. Und Anfang der 90er-Jahre seien die Schrammborde saniert sowie die Fahrrad- und Gehwege auf beiden Seiten der Brücke neu beschichtet worden. Auch das ohne Vollsperrung. Die Fahrbahnplatte aus Stahlbeton mit Asphalt habe inzwischen 50 Jahre überlebt.

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"Andere kritische Baustoffe kommen heute nicht zum Einsatz", betont Windmaier. "Der als Schutz- und Deckschicht vorgesehenen Gussasphalt macht die Schwingungen mit und hat darüber hinaus den Riesenvorteil, dass ein Einbau selbst auf kleinsten Flächen möglich ist."

Dass die Fahrbahn der Friedensbrücke erneuert werden muss, bestätigt der Fachmann. Er geht davon aus, dass der Belag noch aus den 60er-Jahren stammt und seitdem nur einmal überbaut wurde. Durch die Breite der Fahrbahn sieht Windmaier die Möglichkeit, dass abwechselnd immer zunächst nur eine der äußeren beiden Fahrspuren erneuert wird und die jeweils anderen beiden - abgetrennt durch mobile Leitwände aus Stahl, Beton oder Kunststoff - befahrbar bleiben. Für vier Wochen müssten zwei Spuren gesperrt werden. Nur in dieser Zeit - am besten in Sommerferien - müsste der Verkehr Richtung Kleingemünd über die Ziegelhäuser Brücke umgeleitet werden.

Insgesamt schätzt Windmaier die Bauzeit bei dieser Variante auf 15 Wochen - aktuell ist eine Vollsperrung von 14 Wochen geplant. Um die Schwingungen durch den Verkehr zu reduzieren, könnte man das Tempolimit auf 20 oder 30 Stundenkilometer senken. Außerdem sollte sechs Tage in der Woche und in zwei Schichten von je sieben Stunden gearbeitet werden.

Windmaier hofft, dass sich die Vollsperrung doch noch verhindern lässt. "Es wäre ein erheblicher Eingriff, der nicht sein muss", meint er. Eine Umleitung über Schlierbach und Ziegelhausen sei volkswirtschaftlich nicht zu vertreten. Bei geschlossenem Bahnübergang in Schlierbach würde der Verkehr dort kollabieren. Es müsse zudem kritisch hinterfragt werden, ob es Sinn mache, die Abschnitte der B 37 in Neckargemünd und Kleingemünd zusammen mit der Friedensbrücke zu erneuern. Jede Baustelle in diesem Bereich führe zu "erheblichen Rückstaus". Und in diesen würden auch die Baufahrzeuge stehen, die zum Beispiel den heißen Asphalt anliefern - was zu Mehrkosten führe. Windmaier: "Mein Fazit: Lieber eine längere Bauzeit unter Verkehr als eine Vollsperrung."

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