Sperrung der Friedensbrücke Neckargemünd: Kommt die Kerwe-Fähre wieder?
Fragen und Antworten zur B 37-Großbaustelle: Das treibt die Bürger besonders um.

Die Friedensbrücke von Kleingemünder Seite: Täglich rollen 20 000 Fahrzeuge über sie, ab Anfang Juli wird sie voll gesperrt. Fotos: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Ab Anfang Mai wird Neckargemünd für sechseinhalb Monate zur Großbaustelle, dann beginnt die umfangreiche Sanierung der Bundesstraße 37. Besonders die dreimonatige Sperrung der Friedensbrücke ab Anfang Juli geriet bei der Einwohnerversammlung in die Kritik. Dazu und noch zu anderen Fragen der Bürger standen Bürgermeister Frank Volk, Frank Primbs vom Karlsruher Regierungspräsidium und René Mattern vom beauftragten Mosbacher Ingenieurbüro Remaplan Rede und Antwort.

Die Fähre "Frischling" war zuletzt bei der Kleingemünder Kerwe 2013 unterwegs.
Warum muss die Friedensbrücke als Nadelöhr von Neckargemünd voll gesperrt werden und kann nicht zumindest zu Stoßzeiten teilweise geöffnet bleiben?
Das Problem sind Schwingungen, die durch den Verkehr entstehen und viele Arbeiten unmöglich machen, erklärte Frank Primbs vom Regierungspräsidium. "Die Belastungen für die Bürger wären bei einer Teilsperrung viel größer, die Maßnahme würde dann mindestens doppelt so lange dauern." Und ohne eine Sanierung der Brücke bestehe die Gefahr, dass diese bei einem Schaden plötzlich voll gesperrt werden müsse. "Jetzt haben wir außerdem die finanziellen Mittel dazu, in fünf Jahren vielleicht nicht mehr."
Hintergrund
(cm) Schönaus Bürgermeister Marcus Zeitler erhielt bei der Einwohnerversammlung den meisten Applaus. Zeitler wartete geduldig, bis er ans Mikrofon durfte. "Wir freuen uns über jede Sanierung in der Region", sagte er. Aber die B 37 und die L 536 zwischen Altneudorf und
(cm) Schönaus Bürgermeister Marcus Zeitler erhielt bei der Einwohnerversammlung den meisten Applaus. Zeitler wartete geduldig, bis er ans Mikrofon durfte. "Wir freuen uns über jede Sanierung in der Region", sagte er. Aber die B 37 und die L 536 zwischen Altneudorf und Wilhelmsfeld zur selben Zeit zu erneuern, sei ein Unding. Beide Maßnahmen seien seit Jahren oder gar Jahrzehnten bekannt. "Der Verkehr aus dem Steinachtal rollt dann in die B 37-Baustelle hinein."
Schon bei der eher kleinen Sanierung am Ortsausgang Kleingemünd in Richtung Neckarsteinach vor über einem Jahr sei es zu einem "Riesenrückstau bis Neckarsteinach" gekommen. "Jetzt sehe ich ein kleines verkehrstechnisches Problem", sagte er. "Die Koordination der Baustellen hätte besser laufen müssen, das Steinachtal wurde einfach vergessen." Zeitler bat darum, alles zu versuchen, damit sich die Auswirkungen in Grenzen halten. Abgeklärt sei, dass die Schönauer Feuerwehr für Kleingemünd die Bereitschaft übernehme. "Die reden nämlich miteinander", sagte Zeitler unter Applaus.
Frank Primbs vom Karlsruher Regierungspräsidium wies auf den großen Sanierungsstau bei den Straßen der Region hin: "Es lässt sich nicht mehr verhindern, dass Sanierungen gleichzeitig laufen." Ingenieur René Mattern ergänzte, dass die B 37-Baustelle mit der Polizei und der Straßenverkehrsbehörde abgesprochen sei. "Wir haben das Okay bekommen, das so durchzuziehen." Beide Maßnahmen seien schon um Jahre verschoben worden. Dass sie nun zusammenfallen, sei nicht absehbar gewesen.
Jede Baustelle führe die ersten vier bis fünf Tage zu einem Verkehrschaos, meinte Mattern. "Doch dann verlagert sich der Verkehr automatisch - wohin, haben wir aber nicht im Griff." Man dürfe nicht nur kleinräumig denken, sondern auch großräumig. Von Mosbach und Eberbach aus gebe es andere Wege. Er erwähnte unter Lachern aus dem Publikum die Strecke über Schönbrunn.
Kann die von der Kleingemünder Kerwe bekannte Personenfähre über den Neckar reaktiviert werden?
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Diese Idee ist gar nicht so abwegig. "Wir denken darüber nach, es wäre eine charmante Lösung mit einer enormen Wegersparnis von der Altstadt nach Kleingemünd", sagte Bürgermeister Frank Volk. "Es wird aber nicht einfach, eine Lösung für drei Monate anzubieten." Einer der beiden Gehwege über die Friedensbrücke bleibt jedoch zu jeder Zeit für Fußgänger und Fahrradfahrer offen.
Wurde der Bau einer Behelfsbrücke in Erwägung gezogen?
"Planung und Genehmigung würden zehn Jahre dauern", sagte Frank Primbs. "Ich wüsste zudem nicht, wo die hinsollte."
Ist der Unterbau der Brücke noch in einem guten Zustand oder wäre gleich ein kompletter Neubau sinnvoller?
Die Brücke wird alle anderthalb Jahre überprüft. "Der Unterbau ist nicht optimal, aber es besteht noch keine Sanierungsbedürftigkeit", erklärte Frank Primbs. "Über kurz oder lang müssen wir aber auch da ran." Für einen Neubau wären ein Planfeststellungsverfahren und eine Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan notwendig. Zeitrahmen laut Primbs: zehn Jahre. "Bis wir dann beginnen, wäre die Brücke zusammengefallen." Ein kompletter Neubau sei frühestens in 20 oder 30 Jahren ein Thema.
Wird auch samstags gearbeitet?
Ja, es wird an sechs Tagen in der Woche gearbeitet. Hinzu kommen Nachtschichten für Stellen, die tagsüber zum Beispiel wegen des Linienbusverkehrs nicht gesperrt werden können.
Warum wird erst im Mai begonnen, sodass die Gefahr besteht, bei Verzögerungen in den Winter zu kommen?
Erst müssten die Haushaltsmittel beim Regierungspräsidium genehmigt und die Ausschreibung durchgeführt werden, erklärte Ingenieur René Mattern.
Wo werden Hinweisschilder aufgestellt?
Ab Eberbach und in Heidelberg soll auf die Baustelle in Neckargemünd hingewiesen werden. "Unsere Erfahrung ist aber, dass die Schilder ignoriert werden", berichtete René Mattern. Bürgermeister Volk wollte Schilder bereits am Ende der A 656 in Heidelberg.
Werden auch Ampeln erneuert?
Nein. "Das ist die Aufgabe des Landkreises", sagte Frank Primbs.
Werden bei der Sanierung gleich die Radwege in der Stadt verbessert?
Bürgermeister Volk sagte, dass eine Optimierung zwar notwendig sei. Man warte aber noch auf die Meinung von Experten. Momentan fehle der Stadt zudem das Geld dafür. "Ich bin nur für Straßensanierungen zuständig", sagte Frank Primbs dazu. "Die Straße wird so wieder hergestellt, wie sie ist." Die Antwort auf die Frage also in einem Wort: Nein.
Werden Leerrohre für das Glasfasernetz mitverlegt?
Der Verband Fibernet erarbeitet derzeit noch ein Konzept, hieß es. Es werden aber ganz sicher auch Leerrohre verlegt.
Gibt es einen Baustellenkümmerer?
Es wird ein tagsüber besetztes Baubüro auf dem Parkplatz beim Kleingemünder Freibad geben, auf dem früher die Realschule in Containern untergebracht war.
Wie wird während der Sperrungen ein Schleichverkehr durch das Neubaugebiet in Kleingemünd verhindert?
"Wir versuchen mit einer guten Verkehrsführung, Schleichverkehr zu vermeiden, können es aber nicht garantieren", sagte Mattern. "Viele Autofahrer halten sich nicht an die Verkehrszeichen." Bürgermeister Volk sagte, dass die Ampeln zu den Stoßzeiten per Hand gesteuert werden, um lange Rückstaus und so auch Schleichverkehr zu verhindern.
Wie kommen morgens die Schulbusse von Kleingemünd nach Neckargemünd, wenn die Friedensbrücke voll gesperrt ist?
Der Verkehrsverbund und der Busverkehr Rhein-Neckar erarbeiten neue Fahrpläne. Da die Busse über die Brücke zwischen Ziegelhausen und Schlierbach fahren und länger brauchen werden, müssen die Kinder früher aufstehen. Da die Sommerferien dazwischen liegen, geht es "nur" um sieben bis acht Wochen.
Bürger-Ideen, um Auswirkungen der B 37-Baustelle in Grenzen zu halten:
> Parkplätze auf altem Ortho-Gelände: Hier könnten Kleingemünder, die auf der anderen Neckarseite arbeiten, ihr Auto abstellen und jeden Tag hin und wieder zurück laufen oder radeln. Damit würden sie sich den Umweg mit dem Auto über Schlierbach und Ziegelhausen sparen. Bürgermeister Volk will beim neuen Eigentümer des Geländes, der Zapf-Gruppe, nachfragen. Auch wurde angeregt, die dortige Fläche Richtung Profi-Markt, wo der Verkaufswagen der Metzgerei Krauss stand, zu schottern und als Parkplatz zu nutzen. "Neckargemünd kann nicht noch Parkplätze für die Umlandgemeinden schaffen", sagte Volk dazu.
> Laufender Schulbus: Begleitet von Eltern könnten Kinder aus Kleingemünd über die Brücke zur Grundschule auf der anderen Neckarseite laufen. Das erspart den Weg mit dem Schulbus über Ziegelhausen und Schlierbach. Bürgermeister Volk meinte, dass das am besten unter den Eltern organisiert wird.
> Parkverbot in Ziegelhausen: In der Kleingemünder Straße in Ziegelhausen (Teil der Umleitung) ist es sehr eng, da auf einer Seite Autos parken. Dies sollte für die Zeit der Brücken-Sperrung verboten werden.
> Andere Fahrbahnmarkierung in Schlierbach: An der Einmündung von der Ziegelhäuser Brücke in die B 37 könnte die rechte Fahrspur in Richtung Neckargemünd anders markiert und für Autos reserviert werden, die von der Brücke kommen. Damit könnte der Verkehr ungehindert abfließen. Dies wird auf jeden Fall geprüft. cm



