Friedensbrücke Neckargemünd: Geplante Sperrung sorgt schon jetzt für Ärger
Großbaustelle B 37: Bei der Einwohnerversammlung kochten die Emotionen hoch

Ab dem 3. Juli wird die Friedensbrücke für den Verkehr voll gesperrt. Fotos: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Ungläubiges Staunen, fassungsloses Kopfschütteln, resignierendes Stöhnen - aber auch aufmunternde Durchhalteparolen: Mit diesen Reaktionen verließen die über 200 Besucher am Donnerstagabend die Aula des Schulzentrums.

Über zwei Stunden lang haben sie zuvor bei einer Einwohnerversammlung gehört, was ihnen ab Mai blüht, wenn Neckargemünd für sechseinhalb Monate zur Großbaustelle wird.
Dann wird die Bundesstraße 37 vom Ortseingang aus Schlierbach kommend über die Friedensbrücke bis zum Ortsausgang von Kleingemünd in Richtung Neckarsteinach saniert.
Die Arbeiten haben noch längst nicht begonnen, doch schon jetzt wurde deutlich: Es wird ein heißer Sommer - und zwar nicht meteorologisch gesehen. Vor allem die Friedensbrücke sorgt mit ihrer dreimonatigen Vollsperrung ab Juli bereits jetzt für massiven Unfrieden.
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Hintergrund
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B 37-Großbaustelle: Fünf Baufelder und drei Bauphasen
(cm) Die Fahrbahndecke der Bundesstraße 37 wird vom Neckargemünder Ortseingang von Schlierbach kommend über die Friedensbrücke bis zum Ortsausgang von Kleingemünd in Richtung Neckarsteinach am Kreisel erneuert. Die Großbaustelle ist in insgesamt fünf Baufelder unterteilt. Die Baufelder 1 und 2 umfassen die Bahnhofstraße, Baufeld 3 die Friedensbrücke sowie die Baufelder 4 und 5 die Ortsdurchfahrt von Kleingemünd. Die Stadt erneuert an 25 Stellen die Abwasserkanäle für 350.000 Euro. In den Baufeldern 1 und 2 erneuern die Stadtwerke Neckargemünd zudem Gashausanschlüsse und legen bei Bedarf neue. "Wer noch einen Gasanschluss möchte, sollte sich jetzt melden", erklärte der planende Ingenieur René Mattern bei der Informationsveranstaltung (siehe Artikel links). "Nach der Sanierung darf die Straße fünf Jahre lang nicht aufgegraben werden."
Um den Zustand des Untergrundes der Straße zu ermitteln, gab es im Vorfeld rund 40 Bohrungen - auch auf der Friedensbrücke. "Die Qualität des Straßenaufbaus schwankt von Stelle zu Stelle", so Mattern. "Es ist kein homogener Aufbau." In den Baufeldern 1, 2, 3 und 5 reicht es wohl aus, nur die oberste Straßenschicht zwölf Zentimeter tief abzufräsen und neu aufzutragen. Verwendet wird ein lärmarmer Belag. Ausgerechnet in der engen Ortsdurchfahrt von Kleingemünd zwischen der Friedensbrücke und der Saarstraße ist der Unterbau am schlechtesten. "Dort müssen wir in eine Tiefe von 60 Zentimetern", so Mattern. "Aber auch in den anderen Bereichen kann es sein, dass wir nach zehn Zentimetern auf Schotter stoßen und tiefer gehen müssen."
Es gibt insgesamt drei Bauphasen mit mehreren Unterbauphasen. Die Baustelle beginnt am 2. Mai gleichzeitig in den Baufeldern 1, 2 und 5 mit Kanalsanierungen, Gasanschlüssen und Deckenerneuerungen. Hier gibt es halbseitige Sperrungen. In der breiten Bahnhofstraße ist es in den meisten Abschnitten möglich, dass zwei Fahrspuren befahrbar sind. Hier ist die geringste Beeinträchtigung zu erwarten.
Anders in Bauphase 2, die vom 3. Juli bis 8. Oktober geht. Der Rollstuhlmarathon am 2. Juli findet noch statt, doch dann wird die Friedensbrücke voll gesperrt. Aber auch in anderen Baufeldern wird dann weitergearbeitet. Die enge Ortsdurchfahrt von Kleingemünd wird zwischen der Friedensbrücke und der Saarstraße eine Woche vor den Sommerferien unter halbseitiger Sperrung angegangen und soll eine Woche nach den Ferien fertig sein. In dieser Zeit sollen die Behinderungen auf der anderen Neckarseite in der Bahnhofstraße gering gehalten werden, sodass die Autofahrer auf der Umleitung über Schlierbach und Ziegelhausen nicht zwei Mal an Ampeln stehen.
Die dritte und letzte Bauphase geht vom 10. Oktober bis 15. November. Hier wird dann "nur" noch in den engen Bereichen der Bahnhofstraße mit einer offenen Fahrspur gearbeitet. "So lange die Friedensbrücke voll gesperrt ist, sind auf Neckargemünder Seite immer zwei Fahrspuren offen", unterstrich Bürgermeister Frank Volk. "Alles andere wäre ein Albtraum." Er betonte, dass Rettungskräfte die Friedensbrücke zu jeder Zeit befahren können - auch auf die Gefahr hin, dass neuer Asphalt kaputt geht. Die Polizei werde intensiv kontrollieren, dass niemand anderes die Brücke befährt. "Jeder Missbrauch führt zu Verzögerungen." Mattern sagte: "Ich sehe in viele erstaunte Gesichter, aber unser Zeitplan ist realistisch und hat Puffer für Unvorhersehbares."
Klar wurde auch: Die Baumaßnahme betrifft die ganze Region - längst nicht nur Neckargemünd selbst. Denn die B 37 mit der Friedensbrücke ist eine zentrale Verkehrsader, jeden Tag rollen rund 20.000 Fahrzeuge über sie.
Das hessische Neckartal, das Steinachtal, der Raum Eberbach, das Elsenztal - alle sitzen in einem Boot.
Und auch Heidelberg wird die Baustelle massiv zu spüren bekommen, denn die schon jetzt zeitweise überlastete Ziegelhäuser Brücke als nächste Neckarquerung wird den meisten Ausweichverkehr abbekommen.
Wegen der überörtlichen Bedeutung waren nicht nur Neckargemünder zur Einwohnerversammlung gekommen, um mehr Infos über die Bauarbeiten zu bekommen.
Die Stadt hatte kostenlos Mineralwasser zur Verfügung gestellt - wohl in weiser Voraussicht, dass es ein langer Abend werden könnte und ein kühler Schluck die Gemüter beruhigen könnte.
Frank Primbs vom für die Sanierung zuständigen Karlsruher Regierungspräsidium und René Mattern vom planenden Ingenieurbüro Remaplan aus Mosbach waren wirklich nicht zu beneiden.
Auf sie prasselten Dutzende Fragen ein - und jede Menge Kritik. Doch sie blieben stets sachlich, auch wenn ihre Antworten nicht für alle Fragesteller zufriedenstellend waren.
Bürgermeister Frank Volk sagte, dass die Sanierung "lange ersehnt" sei, viele Bürger hätten sich in den letzten Jahren über den schlechten Zustand der B 37 beschwert.
"Böse Zungen behaupten, dass das Schild ,Straßenschäden‘ bald an der Brücke festrostet", so Volk. "Wir haben uns lange den Kopf darüber zerbrochen, wie wir mit der Sanierung schnell fertig werden", versicherte Frank Primbs.
René Mattern berichtete, dass zunächst eigentlich nur die Sanierung der Kleingemünder Ortsdurchfahrt geplant war. Dann habe man aber erkannt, dass eine Ausweitung durch die ohnehin entstehenden Belastungen sinnvoll sei.
"Es geht nicht ohne Verkehrsbehinderungen, wir haben aber ein Konzept mit Verkehrsfluss." Es werde versucht, die Geschäfte in die Planungen zu integrieren. "Je mehr Zeit wir aber für Provisorien verschwenden, desto länger brauchen wir", gab Mattern zu bedenken.
Einige Bürger beklagten, dass sie zu spät und vor allem nicht ausreichend informiert worden seien. "Die Friedensbrücke drei Monate zu sperren, ist für Neckargemünd unmöglich", meinte einer. Rathauschef Volk sagte, dass man früh informiere.
Noch seien es fünf Monate bis zur Sperrung der Brücke. "Es ist für jeden Einzelnen schwierig, aber jetzt kann man noch planen." Außerdem hätte es schlimmer kommen können. Es sei auch schon von einer sechsmonatigen Sperrung der Brücke die Rede gewesen.
Volk riet dazu, wenn möglich auf die S-Bahn umzusteigen, auf weniger befahrene Strecken auszuweichen und die Hauptverkehrszeiten zu meiden.
Ein anderer Bürger hingegen fühlte sich gut informiert: "Das ist das typisch deutsche Jammern auf hohem Niveau, ich kann es nicht mehr hören."



