B 37: Drei Monate lang ist die Neckargemünder Friedensbrücke dicht

Neckargemünd wird ab Mai zur Großbaustelle - Sanierung der Bundesstraße B 37 betrifft Tausende Autofahrer - Umleitung über Heidelberg-Schlierbach

26.01.2017 UPDATE: 27.01.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden

Die Friedensbrücke verbindet Neckargemünd mit seinem Ortsteil Kleingemünd und ist die zentrale Verkehrsachse der Stadt. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Auf die Region kommt eine Mega-Baustelle zu. Die Rede ist schon jetzt von "massiven Beeinträchtigungen" - und das dürfte keineswegs übertrieben sein. Denn die zentrale Verkehrsader Neckargemünds, die Bundesstraße 37, wird ab Mai in Kleingemünd und Neckargemünd etwa ein halbes Jahr lang zur Großbaustelle - und die verbindende Friedensbrücke wird ab Juli drei Monate lang voll gesperrt, ist nur noch für Fußgänger und Radler offen.

Das hat nicht nur Auswirkungen auf Neckargemünd. Denn die Friedensbrücke ist die Verbindung zwischen dem Raum Eberbach und dem hessischen Neckartal mit Neckargemünd und dem Elsenztal. Jeden Tag passieren sie rund 20.000 Fahrzeuge. Diese - darunter auch die Linienbusse - müssen sich Umwege suchen. Die meisten werden wohl die nächste Neckarquerung zwischen den Heidelberger Stadtteilen Ziegelhausen und Schlierbach ansteuern, wo deshalb mit großen Behinderungen zu rechnen ist. Aber auch der Fährmann in Neckarhäuserhof wird mehr zu tun bekommen.

Im Zentrum der Bauarbeiten steht die Erneuerung der stellenweise desolaten Fahrbahndecke der Bundesstraße zwischen dem Ortseingang von Schlierbach kommend über die Friedensbrücke bis zum Kleingemünder Ortsausgang Richtung Neckarsteinach. Wie Uwe Herzel, der Sprecher des zuständigen Regierungspräsidiums in Karlsruhe am Donnerstag auf Anfrage sagte, wird die Gesamtbaumaßnahme in drei "Hauptbauphasen" unterteilt: Mai bis Juli, Juli bis Oktober und Oktober bis Mitte November. Schon von Anfang an wird sowohl in Neckargemünd als auch in Kleingemünd gearbeitet. Der Rollstuhlmarathon am 2. Juli findet noch statt, doch dann geht es auf der Friedensbrücke los. Sie wird voll gesperrt, während es in der Kleingemünder Ortsdurchfahrt und in der Neckargemünder Bahnhofstraße zum Teil halbseitige Sperrungen mit und - wo die Straße breit genug ist - ohne Ampel gibt.

Wie Bürgermeister Frank Volk sagte, wird die Stadt die ohnehin vorhandene Baustelle nutzen, um an insgesamt 25 Stellen Abwasserkanäle zu erneuern. Kosten allein hierfür: 300.000 Euro. Außerdem sollen Leerrohre für Glasfaserkabel verlegt werden und die Stadtwerke erneuern Wasser- sowie Gasleitungen. Die Gesamtkosten sind unbekannt.

Die Stadt weiß seit letztem Juli von den Plänen des Regierungspräsidiums und hat die Zeit seitdem für ihre Planungen genutzt. So wurden die Abwasserkanäle mit Kameras befahren, um den Handlungsbedarf festzustellen. Auch Gewerbetreibende wurden schon informiert. Bei der Einwohnerversammlung zum städtischen Haushalt am kommenden Donnerstag, 2. Februar, ab 18.30 Uhr in der Aula des Schulzentrums will die Stadt nun "offensiv informieren", wie Bürgermeister Volk sagt, und hat die Planer des Regierungspräsidiums sowie des Ingenieurbüros eingeladen. Diese werden die Maßnahme vorstellen. Bereits abgeklärt wurde, dass die Brücke jederzeit für Rettungskräfte befahrbar bleibt.

"Dass die B 37 erneuert werden muss, ist allen klar", sagt Rathauschef Volk. "Das sieht man, die Straßenschäden-Schilder stehen seit Jahren und die Löcher werden immer größer." Die einzige Alternative sei gewesen, die Baustelle in vielen kleinen Abschnitten durchzuführen. "Dann reden wir aber von insgesamt anderthalb bis zwei Jahren, was besonders schmerzhaft für das Gewerbe wäre", sagt Volk. "Es ist jetzt so und wir müssen da durch, aber das schaffen wir."

Hintergrund

Neckargemünd. (cm) Neckargemünd und der Verkehr in der Altstadt - das ist ein langes Thema. Ein Thema, das auch Frank Volk noch als Stadtrat und jetzt als Bürgermeister schon immer beschäftigt. Dass der Durchgangsverkehr raus aus der Altstadt und rein in den Tunnel soll,

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Neckargemünd. (cm) Neckargemünd und der Verkehr in der Altstadt - das ist ein langes Thema. Ein Thema, das auch Frank Volk noch als Stadtrat und jetzt als Bürgermeister schon immer beschäftigt. Dass der Durchgangsverkehr raus aus der Altstadt und rein in den Tunnel soll, darin ist sich Volk mit der neuen "Bürgerinitiative Altstadt Neckargemünd" (Bian) einig. Doch einige Forderungen gehen dem Bürgermeister dann doch zu weit.

Volk verweist auf die Erfolge der letzten Jahre. Der Verkehr in der Altstadt habe sich nach den jüngsten Verkehrszählungen auf ein Drittel im Vergleich zu der Zeit vor der Eröffnung der Umgehungsstraße mit dem Hollmuth-Tunnel "deutlich verringert". Auch durch die Verkehrsführung, wegen der man mit dem zuständigen Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises in Heidelberg ständig in Kontakt stehe. Aber auch Volk weiß, dass nach wie vor Autos durch die Altstadt rollen, deren Fahrer dort nicht wohnen oder einkaufen. "Die Strecke ist kürzer als jene durch den Tunnel, das ist ein psychologischer Aspekt", meint Volk. Schneller sei man aber in der Regel nicht. Zudem würden auch noch viele Navigationsgeräte ortsunkundige Fahrer durch die Altstadt lotsen.

Der Rathauschef warnt ausdrücklich davor, den Verkehr ganz "herauszunehmen". "Die Planer haben uns immer gesagt: Es ist ein schmaler Grat zwischen Verkehrsreduzierung und einem Schaden für die Geschäfte", sagt er. "Das muss man im Auge behalten, hier ist äußerste Vorsicht geboten." Wenn nur noch Anwohner in die Altstadt fahren dürften, würden viele Geschäfte ihre Kunden verlieren, so Volk. "Der Weinhändler braucht einen Parkplatz in der Nähe und zum Arzt muss man auch fahren können."

Bisher ist das Durchfahren der Altstadt nur für Lastwagen verboten, aber für Autos weiterhin erlaubt. Dies könnte mit einem "Anlieger frei"-Schild geändert werden. "Dieses wäre zwar möglich, aber das müsste man auch kontrollieren", sagt Volk. So müsste an beiden Enden der Altstadt die Autos erfasst werden. "Wir wollen aber auch keinen Kontrollstaat", meint der Bürgermeister. Die Autofahrer sollten vielmehr überlegen, ob sie aus ökologischen Gesichtspunkten nicht lieber durch den Tunnel fahren. "Der Durchgangsverkehr soll raus, der Zielverkehr aber soll erhalten bleiben." Es gehe um die Aufenthalts- und Lebensqualität in der Altstadt.

Ein anderes Thema sind die Busse. Sollen alle Linien weiter durch die Altstadt rollen? Hier steht eine grundsätzliche Entscheidung des Gemeinderates noch aus. Die Stadt versucht derzeit, dass zumindest der für die Altstadt eher unbedeutende 754er-Bus künftig durch den Tunnel fährt. "Beim 35er-Bus gibt es widerstreitende Interessen und kein Schwarz und Weiß", sagt Volk, der selbst ein begeisterter ÖPNV-Nutzer ist, wie er sagt. Auch der Gewerbeverein habe hier keine eindeutige Meinung. Volk wehrt sich gegen einen Bürgerentscheid über diese Frage, da dann auch Bürger aus den Stadtteilen mit abstimmen, die den Bus gar nicht nutzen, Fahrgäste aus Heidelberg seien aber ausgeschlossen. "Wir versuchen, eine ideale Lösung zu finden." Der Tenor: Die Buslinien sollen auf ein "vernünftiges Maß" reduziert werden. "Alle Busse herauszunehmen wäre tödlich für die Altstadt." Der Gemeinderat werde wohl "im Laufe des Jahres" entscheiden.

Beim Thema Falschparker habe sich die Situation verbessert, berichtet der Bürgermeister. "Das Falschparken ist in den letzten Monaten massiv zurückgegangen, unsere Kontrollmaßnahmen wirken." Zum 1. Februar werde der Gemeindevollzugsdienst noch einmal verstärkt und die Kontrolldichte somit noch verbessert. Alternativen gebe es mit den Parkhäusern Pflughof und Waltscher Platz sowie dem Neckarlauer genügend.

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