Neckargemünd autofrei: "Das wäre tödlich für die Altstadt"
Bürgermeister Frank Volk hält nichts von einer autofreien Altstadt - Busse auf "verträgliches Maß" reduzieren

Archivfoto: Alex
Neckargemünd. (cm) Neckargemünd und der Verkehr in der Altstadt - das ist ein langes Thema. Ein Thema, das auch Frank Volk noch als Stadtrat und jetzt als Bürgermeister schon immer beschäftigt. Dass der Durchgangsverkehr raus aus der Altstadt und rein in den Tunnel soll, darin ist sich Volk mit der neuen "Bürgerinitiative Altstadt Neckargemünd" (Bian) einig. Doch einige Forderungen gehen dem Bürgermeister dann doch zu weit.
Volk verweist auf die Erfolge der letzten Jahre. Der Verkehr in der Altstadt habe sich nach den jüngsten Verkehrszählungen auf ein Drittel im Vergleich zu der Zeit vor der Eröffnung der Umgehungsstraße mit dem Hollmuth-Tunnel "deutlich verringert". Auch durch die Verkehrsführung, wegen der man mit dem zuständigen Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises in Heidelberg ständig in Kontakt stehe. Aber auch Volk weiß, dass nach wie vor Autos durch die Altstadt rollen, deren Fahrer dort nicht wohnen oder einkaufen. "Die Strecke ist kürzer als jene durch den Tunnel, das ist ein psychologischer Aspekt", meint Volk. Schneller sei man aber in der Regel nicht. Zudem würden auch noch viele Navigationsgeräte ortsunkundige Fahrer durch die Altstadt lotsen.
Der Rathauschef warnt ausdrücklich davor, den Verkehr ganz "herauszunehmen". "Die Planer haben uns immer gesagt: Es ist ein schmaler Grat zwischen Verkehrsreduzierung und einem Schaden für die Geschäfte", sagt er. "Das muss man im Auge behalten, hier ist äußerste Vorsicht geboten." Wenn nur noch Anwohner in die Altstadt fahren dürften, würden viele Geschäfte ihre Kunden verlieren, so Volk. "Der Weinhändler braucht einen Parkplatz in der Nähe und zum Arzt muss man auch fahren können."
Bisher ist das Durchfahren der Altstadt nur für Lastwagen verboten, aber für Autos weiterhin erlaubt. Dies könnte mit einem "Anlieger frei"-Schild geändert werden. "Dieses wäre zwar möglich, aber das müsste man auch kontrollieren", sagt Volk. So müsste an beiden Enden der Altstadt die Autos erfasst werden. "Wir wollen aber auch keinen Kontrollstaat", meint der Bürgermeister. Die Autofahrer sollten vielmehr überlegen, ob sie aus ökologischen Gesichtspunkten nicht lieber durch den Tunnel fahren. "Der Durchgangsverkehr soll raus, der Zielverkehr aber soll erhalten bleiben." Es gehe um die Aufenthalts- und Lebensqualität in der Altstadt.
Ein anderes Thema sind die Busse. Sollen alle Linien weiter durch die Altstadt rollen? Hier steht eine grundsätzliche Entscheidung des Gemeinderates noch aus. Die Stadt versucht derzeit, dass zumindest der für die Altstadt eher unbedeutende 754er-Bus künftig durch den Tunnel fährt. "Beim 35er-Bus gibt es widerstreitende Interessen und kein Schwarz und Weiß", sagt Volk, der selbst ein begeisterter ÖPNV-Nutzer ist, wie er sagt. Auch der Gewerbeverein habe hier keine eindeutige Meinung. Volk wehrt sich gegen einen Bürgerentscheid über diese Frage, da dann auch Bürger aus den Stadtteilen mit abstimmen, die den Bus gar nicht nutzen, Fahrgäste aus Heidelberg seien aber ausgeschlossen. "Wir versuchen, eine ideale Lösung zu finden." Der Tenor: Die Buslinien sollen auf ein "vernünftiges Maß" reduziert werden. "Alle Busse herauszunehmen wäre tödlich für die Altstadt." Der Gemeinderat werde wohl "im Laufe des Jahres" entscheiden.
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Beim Thema Falschparker habe sich die Situation verbessert, berichtet der Bürgermeister. "Das Falschparken ist in den letzten Monaten massiv zurückgegangen, unsere Kontrollmaßnahmen wirken." Zum 1. Februar werde der Gemeindevollzugsdienst noch einmal verstärkt und die Kontrolldichte somit noch verbessert. Alternativen gebe es mit den Parkhäusern Pflughof und Waltscher Platz sowie dem Neckarlauer genügend.



