L 600-Rückbau: Nabu-Chef ärgert sich über "rustikale Verhandlungsführung"

Der Naturschutzverband wundert sich über das Verhalten der Gemeinde Sandhausen und fühlt sich zu Unrecht kritisiert - Landeschef Andre Baumann kann die Vorwürfe nicht nachvollziehen

07.11.2014 UPDATE: 07.11.2014 05:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden
Sandhausen. (cm) Nach dem Scheitern des Konzepts mit Alternativen zum Rückbau der L 600 stehen vor allem die Naturschutzverbände Nabu, BUND und LNV im Kreuzfeuer der Kritik. Diese hatten sich nach der Entscheidung im Gemeinderat gemeinsam für einen sofortigen Rückbau ausgesprochen. Die Gemeinde hatte die Verbände mit für das Scheitern verantwortlich gemacht.

Gar nicht glücklich über die Entwicklung ist aber Andre Baumann. "Wir fühlen uns zu Unrecht kritisiert, weil wir uns immer konstruktiv eingebracht haben und sogar zusammen mit der Gemeinde das Alternativkonzept erarbeitet haben", erklärt der Nabu-Landeschef gegenüber der RNZ. Er könne die Vorwürfe nicht nachvollziehen. "Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich von der Ablehnung des Konzeptes durch den Gemeinderat erfahren habe." Baumann übt im Gegenzug Kritik an der Gemeinde: Er sei sehr überrascht gewesen, dass im Vorfeld der Gemeinderatssitzung nach der bisher guten Zusammenarbeit niemand das Gespräch mit dem Verband gesucht habe. "Das ist doch sehr merkwürdig, ich hätte mir da eine weitere Zusammenarbeit gewünscht." Es sei eine "rustikale Verhandlungsführung", den Vertrag einfach so abzulehnen. "So stelle ich mir diplomatisches Verhalten nicht vor", sagt Baumann.

Lediglich ein Argument der Gemeinde für die Ablehnung des öffentlich-rechtlichen Vertrages, der die alternativen Ausgleichsmaßnahmen regeln sollte, könne er nachvollziehen, sagt der Naturschützer. Dieses sei, dass die Pflegekosten für die Umwandlung der Brühlweg-Düne in offene Sandrasenflächen nicht "gedeckelt" gewesen seien. "Wir sind ohnehin davon ausgegangen, dass die Pflege nach fünf bis zehn Jahren von der Naturschutzverwaltung übernommen wird, weil dort einmal ein Naturschutzgebiet vorgesehen war", erklärt Andre Baumann. Die restlichen Punkte, die zur Ablehnung führten, könne er nicht nachvollziehen.

Im Moment bestehe jedenfalls ein "unhaltbarer Zustand". "Der Planfeststellungsbeschluss wird einfach nicht umgesetzt, weil es nicht gewünscht wird", meint Baumann. In Sandhausen habe man sich an den Fortbestand der L 600 gewöhnt, das könne er nachvollziehen. "Es ist aber hanebüchen, dass nichts passiert, es muss etwas geschehen." Doch bevor gar nichts passiere, sei der Rückbau besser als nichts.

Der Nabu-Landeschef macht der Gemeinde aber noch etwas Hoffnung: "Die Tür ist noch nicht ganz zu", schätzt Baumann die Lage ein. "Aber Bürgermeister Georg Kletti muss jetzt die Tür aufmachen und noch einmal auf das Regierungspräsidium zugehen." Man könne sich eventuell noch einmal über die Höhe der Pflegekosten unterhalten. "Aber nicht erst in fünf Jahren, das sollte schneller gelöst werden." Der Ratssaal in Sandhausen wäre groß genug, um alle Beteiligten an einen Tisch zu holen. "Man kann einen solchen Vertrag innerhalb von Stunden ändern, das ist alles möglich", meint Baumann. Wenn das nicht passiere, werde die Straße zurückgebaut. "Wir leben ja nicht in einer Bananenrepublik." Eine weitere Alternative sieht der Nabu-Mann nicht: "Wir sind schon über viele Stöckchen gesprungen, jetzt reicht es."

Der Rückbau der L 600 zwischen Bruchhausen und dem Umspannwerk war vor 25 Jahren als ökologische Ausgleichsmaßnahme für den Neubau der parallel verlaufenden B 535 beschlossen worden. Nach der Ablehnung des Alternativkonzeptes durch den Gemeinderat wird sich voraussichtlich im Januar noch einmal der Petitionsausschuss des Landtags mit dem Thema befassen.

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