Anzeige auf Impffrei-Stellenportal bringt Montessori-Schule in Verruf
Ein Online-Artikel hatte die Anzeige auf dem Portal publik gemacht. Die Schulleiterin klärt auf und stellt klar: "Wir suchen nicht nach Ungeimpften."

Von Friedemann Orths
Zuzenhausen. Sucht die Montessori-Schule in Zuzenhausen explizit nach ungeimpften Mitarbeitern? Die Antwort lautet nein, entgegen einem Bericht von "Focus Online", der am Mittwoch vergangener Woche auch den Verein "Lernwerk", der die Schule betreibt, in einem Artikel über ein Stellenportal mit dem Namen "Impffrei.work" erwähnt hat. Auf der Webseite sollen Personen einen Job finden können, die sich nicht gegen das Corona-Virus impfen lassen wollen. Auch können sich dort Arbeitgeber registrieren, die explizit nach ungeimpften Angestellten suchen. Einer der Anbieter war laut "Focus" auch die Montessori-Schule in Zuzenhausen.
Bei der Schule war man über die Stellenanzeige und den Artikel entsetzt, auch im Ort schlug die Anzeige ein paar Wellen. Schulleiterin Angela Mohr stellt auf RNZ-Anfrage klar: "Die Verantwortlichen der Schule hatten damit nichts zu tun." Und man suche auch nicht nach ungeimpftem Personal. Doch wie kam dann die Stellenanzeige für eine Lehrkraft in das dubiose Portal, dessen Betreiber laut "Focus" unbekannt sind, und das auch kein Impressum hat – also den rechtlichen Vorgaben nicht entspricht. Mohr erklärt, dass eine Person aus dem Verein ohne das Wissen und die Erlaubnis der Schule die Anzeige dort geschaltet habe. Bei der Montessori-Schule engagieren sich nämlich auch die Eltern, helfen beispielsweise beim Renovieren des Gebäudes, übernehmen Hausmeistertätigkeiten und so weiter. Als sie davon erfuhr, hat Mohr die Anzeige sofort von dem Portal nehmen lassen.
Die Person hatte zwar die Befugnis von Mohr, die Stellenanzeigen beispielsweise an Schwarzen Brettern auszuhängen, aber eben nicht dafür, auch eine Anzeige bei diesem Jobportal zu schalten. Mohr habe der Person "den Kopf gewaschen", und die Sache sei jetzt geklärt, sagt sie. Die Person habe sich entschuldigt und versichert, dass das nicht mehr vorkomme. Sie sei übrigens sogar selbst geimpft, wie auch die Lehrkräfte der Schule.
Es gebe wegen Corona aber schon auch Reibereien mit Eltern an der Schule, erzählt Mohr: "Es gibt gewisse Kämpfe." Wie jede andere Schule auch sei man eben ein "Querschnitt der Gesellschaft" und habe "die ganze Litanei abbekommen". So gebe es etwa "eine Handvoll" Eltern, die nicht möchten, dass ihr Kind im Schulgebäude eine Maske trägt. Als die Präsenzpflicht an den Schulen ausgesetzt wurde, hätten diese Eltern ihre Kinder dann auch zu Hause gelassen. Dort habe es, wie für alle anderen, Homeschooling gegeben. Mohr erzählt aber auch, dass es manchen Kindern sogar etwas peinlich sei, wenn ihre Eltern von ihnen verlangten, dass sie "nur" einen Spucktest machen.
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Mohr betont immer wieder, dass sich auch die Montessori-Schule an alle Vorgaben gehalten habe. Da man ein Verein ist und somit auch kein Geld vom Staat bekommt, habe man sogar schneller Laptops kaufen und mit Homeschooling beginnen können als andere Schulen. Auch Luftfilter hat die Schule gekauft. Man habe sich da "wirklich bemüht, etwas anzubieten". Dennoch sei es eine größere Umstellung, da die Lernformen einer Montessori-Schule einfach nicht zum Homeschooling passen würden, sagt Mohr.
Umso verärgerter ist Mohr über den Focus-Artikel, denn anders als dort behauptet wird, habe sich niemand von dem Magazin bei der Schule gemeldet. Nicht immer sei das Sekretariat besetzt, aber auf dem Anrufbeantworter habe man keine Nachricht erhalten. Das könne "vieles kaputtmachen", denn Mohr ist sich der Vorurteile, die es gegenüber alternativen Schulen gibt, natürlich bewusst, erwähnt nur kurz die Wörter "Namen tanzen", mit denen Waldorfschulen oft konfrontiert werden, und lacht. Jetzt hat sie Angst um den Ruf ihrer Schule und hat sofort Gegendarstellungen an Behörden geschickt.
Der Trubel um die Anzeige und um Corona allgemein beeinflusse den Schulalltag allerdings nicht, sagt Mohr. Die Situation sei – wie überall – belastend, vor allem für die Kinder. Aber die würden sich vorbildlich verhalten. In manchen Fällen wohl sogar vorbildlicher als ihre Eltern.