Tag des offenen Denkmals in Eppingen

"Rössle" war letztmals für Besucher geöffnet

Stadtbildprägendes Gebäude soll nach Sanierung im Frühjahr 2019 bezugsfertig sein

11.09.2017 UPDATE: 12.09.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden

Im ehemaligen Gastraum des Rössle zeigt sich der desolate Zustand des Gebäudes, das nun von Grund auf saniert werden soll. 

Von Detlef Brötzmann

Eppingen. "Macht und Pracht" lautete das bundesweite Motto des Denkmaltages, zu dem erstmals seit langer Zeit und wohl auch letztmals die Türen des ehemaligen Eppinger Traditionsgasthauses "Rössle" geöffnet wurden. Das markante Gebäude zwischen Altem Rathaus und Pfeifferturm scheint nichts von seiner einstigen Pracht und Anziehungskraft verloren zu haben. Das Interesse am Tag des offenen Denkmals war jedenfalls so groß, dass der Investor, die JaKo-Baudenkmalpflege, der das Ensemble vor wenigen Monaten gekauft hat, gleich zwei zusätzliche Führungen einschieben musste.

Im Jahr 1706 auf dem zugeschütteten Zwingergraben vor der Stadtmauer erbaut, war es mit der Eröffnung einer Gaststätte im Jahr 1718 zu einer Institution geworden, die über die Jahrhunderte Stadtgeschichte schrieb. Nach einem Umbau im Jahr 1900 kam das heute denkmalgeschützte Rössle 1907 an den Bierbrauer Franz Zorn. Eine rustikale Eingangstüre mit Schnitzerei, die in die einstige Gaststätte führt, zeugt noch heute von der glanzvollen Ära der Brauereifamilie Zorn.

"Diese Türe wird restauriert und wieder eingebaut", erläuterte Sonja Ansorge von der JaKo-Baudenkmalpflege, die die letzte große Besuchergruppe am späten Nachmittag durch das Rössle führte. Doch der prachtvolle Eingang wird zum Nebeneingang; der künftige Hauptzugang liegt in der Altstadtstraße. Das Gebäude wird von Grund auf saniert und erhält als Anbau im Innenhof einen Aufzug. In das Erdgeschoss und in das Obergeschoss zieht eine Zahnarztpraxis ein. Im Dachgeschoss entsteht eine rund 95 Quadratmeter große Wohnung, die vier zur Marktplatzseite ausgerichtete Dachgauben erhalten wird.

Die Räume im oberen Stockwerk dienten einst als Fremdenzimmer, vermutet Ansorge. Später waren hier Wohnungen eingerichtet. Wo es mit vertretbarem Aufwand möglich ist, soll die alte Bausubstanz erhalten bleiben. So will man auch eine altes Sprossenfester im Treppenhaus zum Innenhof restaurieren und, an moderne Erfordernisse angepasst, wieder einbauen. Ebenso sollen die Stuckelemente erhalten bleiben. Die Zwischendecken werden von oben her saniert und erhalten eine Fußbodenheizung. Die mittels einer Walze aufgebrachten Wandornamente können nicht erhalten werden, sollen aber für die Nachwelt dokumentiert werden.

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Zum Renovierungsensemble zählen auch die Häuser Nr. 3 und 5 in der Kirchgasse. Diese Gebäude wurden erst um 1900 nach dem großen Brand im Kirchgassenareal erbaut. In den alten Bädern findet man noch Original-Bodenfliesen der Firma von Villeroy & Boch aus dieser Zeit. Diese sollen sorgfältig ausgebaut werden, um sie später in anderen alten Gebäuden, eventuell in Freilichtmuseen, wieder einbauen zu können. Auch eine alte, historische Kappendecke in einem Seitengang will man im Original erhalten.

Bemerkenswert ist, dass sich in einem Raum des Obergeschosses der einstige Vorführraum des "Kino-Rössle" befand. Noch heute sieht man die Luken für die Projektionsgeräte sowie den "Durchguck" für den Vorführer. Auch dies will man einem musealen Zweck zuführen. Das Kino, das seinen Zugang vom Rössle aus hatte, befand sich im Dachgeschoss einer Scheune und wurde von 1929 bis 1980 betrieben.

Im Dachgeschoss des Anwesens Nr. 5 führt künftig wie beim Rössle eine Tür auf eine Dachterrasse im Hinterhof. Von den sechs projektierten Wohnungen mit 60 bis 115 Quadratmeter Fläche sind drei bereits reserviert, wie von Jens Schäfer von der gleichnamigen Immobiliengesellschaft zu erfahren war. Schäfer geht davon aus, dass bis zum Baustart, der für den Januar 2018 geplant ist, alle Wohnungen verkauft sind. Bis zum Frühjahr 2019 soll die Sanierung des Gesamtkomplexes vollständig abgeschlossen sein.

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