Fachwerkhaus in der Eppingener Altstadt

Ja zu Abriss und Wiederaufbau

Schonender Eingriff in der sensibelsten Lage der Fachwerkstadt

02.06.2017 UPDATE: 03.06.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden

Nicht mehr zu sanieren ist das Haus in der Altstadtstraße 40. Nun soll es abgerissen und mit einigen alten Elementen neu aufgebaut werden - als Dependance der "Wilden Rose". Foto: Guzy

Eppingen. (guz) Der Abriss eines Fachwerkhauses in der historischen Altstadt ist in Eppingen nichts, was klaglos und schnell über die Bühne geht. Umso mehr, wenn es an markanter Stelle steht. Was aber, wenn das Gebäude laut Gutachten bereits so marode ist, dass die Sanierung alle Restauratorenkunst übersteigt? Wenn die Balken unter Fingerdruck bröseln und sich bereits gesundheitsgefährdender Schwarzschimmel eingenistet hat?

Der Gemeinderat hatte sich am Dienstag mit genau dieser Problematik zu befassen. Am Ende billigte er, dass das Haus Altstadtstraße 40 abgetragen und anschließend unter Verwendung der noch zu rettenden Fachwerkstreben von Grund auf neu aufgebaut wird. Zudem wird auf einstimmigen Beschluss des Gemeinderates das Sanierungsgebiet Altstadt um diesen Bereich erweitert; damit ist die finanzielle Unterstützung der Sanierung über Fördermittel möglich.

Allerdings stellten mehrere Mitglieder des Gremiums auch klar, dass dies eine Ausnahme bleiben müsse. Es dürfe nicht die Regel werden, dass ein Haus jahrelang dem Verfall preisgegeben wird, um es - Denkmalschutz hin oder her - letztlich abreisen zu können oder gar zu müssen, wenn die allgemeine Sicherheit gefährdet ist. Eigentum sei auch eine Verpflichtung, betonte Grünenfraktionschef Peter Wieser.

In der Altstadt gibt es noch einige Kandidaten, deren Zustand mit weiteren Jahren des Leerstandes nicht besser werden dürfte. Prominenter Vertreter dieser Kategorie ist beispielsweise das Bossert'sche Haus, aber auch die Stadt selbst hat ihre Erfahrungen mit Häusern, die angesichts des Sanierungsaufwandes keiner haben will: Für das Rössle wurde erst vor Kurzem und nach jahrelanger Suche ein Investor gefunden, der das Ensemble mit großem finanziellen Aufwand und handwerklich anspruchsvollen Lösungen retten will.

In kleinerer Dimension will der Eppinger Architekt Gunter Schwarz für die Bauherren Christina und Hartmane Shala, die Betreiber des Altstadthotels "Wilde Rose", das Haus in der Altstadtstraße 40 in ein künftiges Gästehaus des Hotels umbauen, was allerdings, wie Michael Mairhofer (SPD) erwähnte, von einigen Nachbarn kritisch beäugt werde.

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Weniger kritisch sah der Gemeinderat das Unterfangen und gab den Bauherren auch gleich seinen Favoriten zu erkennen: Von drei vorgestellten Varianten fand ein Entwurf mit Sandsteinsockel und großzügiger Verglasung des Treppenaufgangs die meiste Zustimmung.

"Wir wollen keinen Leerstand und sind sinnvollen Planungen aufgeschlossen", sagte Mairhofer. "Die Altstadt kann man nicht zum Museum ohne Nutzen erklären", betonte auch Peter Wieser. Jörg Haueisen (FBW) sah in dem Vorhaben eine gute Chance, den Tourismus voranzutreiben und auch im Hinblick auf die Gartenschau 2021 dringend benötigte Bettenkapazität zu schaffen. Die gerade eben so eingehaltene Mindestzahl von fünf Parkplätzen für die sieben Doppelzimmer und das große Familienzimmer unter dem Dach sahen einige Gemeinderäte hingegen kritisch.

Das geplante Haus fügt sich nicht nur gut in das Ensemble der Umgebungsbebauung ein, sondern bietet zumindest einigen der künftigen Übernachtungsgäste auch einen der wohl spektakulärsten Ausblicke in der Altstadt: Gegenüber steht das Baumann'sche Haus, das als eines der schönsten Fachwerkhäuser in Süddeutschland gilt.

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