Wie unterschiedlich die Karneval-Vereine mit der Coronakrise umgehen
Sorgen in Reihen, Internes in Hoffenheim, Virtuelles in Hilsbach - "Gemerkt, dass es ohne Verein geht"

Von Alexander Becker
Sinsheim. Die Kampagne 2019/2020 konnte gerade noch so abgeschlossen werden, doch nun hat die Corona-Pandemie die Fastnachtsvereine seit November nahezu komplett ausgebremst. Sämtliche Prunksitzungen, Umzüge und weitere närrische Veranstaltungen wurden abgesagt. Allerdings geht man unterschiedlich mit der Situation um.
"Es bleibt uns nichts anderes übrig, als zu pausieren", sagt der Vorsitzende des Reihener Carneval-Vereins (RCV), Ralf Scheeder. Aufgrund der ungewissen Situation sei es einfach noch zu riskant, Veranstaltungen zu organisieren. Glücklicherweise habe man die 44. Jubiläumskampagne im vergangenen Jahr noch abschließen können, doch nun würden alle Aktivitäten ruhen. "Der Kontakt mit anderen Vereinen und untereinander ruht", bedauert Scheeder, der in der aktuellen Zäsur eine große Gefahr für den Fortbestand der Fastnachtsvereine generell sieht. "Die Mitglieder haben jetzt gemerkt, dass es auch ohne Verein geht." Daher könnte es beim Wiedereinstieg, besonders bei den älteren Tanzgruppen, Schwierigkeiten geben", befürchtet der RCV-Präsident. Seine Vereinskollegin, Ex-Sitzungspräsidentin Sylvia Kronauer beurteilt die Ausnahmesituation ähnlich: "1991 ist die Fastnacht wegen des Golfkrieges auch ausgefallen, aber damals war das tägliche Leben nicht beeinträchtigt. Das ist jetzt noch schlimmer als damals", bedauerte sie. Sollte es einen einzigen positiven Nebeneffekt der Lage geben, dann diesen: "Ich hatte dieses Jahr keinen Stress."
Zwangspause auch beim Hoffenheimer Carneval Club (HCC) "Hirsche", dessen Präsident Matthias Max aber trotzdem nicht alles abblasen will: "Wir planen einige interne Aktionen", kündigt er an, ohne jedoch Konkretes zu verraten. Ihm zufolge seien die HCC-Garden nicht völlig untätig und hielten Online-Trainings ab, doch könne dies den persönlichen Kontakt der Gruppen untereinander nicht ersetzen. "Die Gemeinschaft fehlt, aber im Moment geht da einfach gar nichts", bedauert Max und hofft stattdessen auf die nächste Kampagne 2021/22. "Eventuell können wir ja vorher noch ein Sommerfest veranstalten, aber wer weiß das schon?", sagt der HCC-Präsident.
Nicht so lange warten wollen hingegen die "Hilsbacher Katzen" und haben stattdessen die multimediale Initiative ergriffen. Zumindest irgendeine Form von Fastnacht müsse doch hinzukriegen sein. Am 13. Februar plant der Zusammenschluss verschiedener Fastnachtsbegeisterter aus den Hilsbacher Ortsvereinen jetzt "eine Online-Prunksitzung auf YouTube", wie der Sitzungspräsident Andreas Eisele nicht ohne Stolz ankündigt. Die Idee hierzu hätten einige Gardemädchen gehabt, die sich aktuell nicht zum Training treffen können. "Stattdessen hat ein halbes Dutzend dann die Online-Sitzung geplant", schildert der Sitzungspräsident. Im Vorfeld wurden außerdem "Närrische Katzen-Pakete" mit Salzstangen, Piccolo-Sekt, Luftschlangen, Tröte und Katzen-Wappen verkauft, um die Aktion zu finanzieren.
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Zu sehen geben wird es in der Online-Sitzung ab 19.30 Uhr teils historisches Bild- und Filmmaterial aus 30 Jahren der beliebten Doppel-Prunksitzung: Show- und Gardetänze sowie Büttenreden, mitunter aus längst vergangener Zeit. Indessen hofft Eisele, dass die Corona-Pandemie ebenso bald der Vergangenheit angehören wird. Vielleicht können die Hilsbacher Katzen dann ja das geplante Motto der ausgefallenen Präsenz-Prunksitzungen wieder hervorkramen: "Maskenball!"



