Sturmtief "Egon" sorgte in Sinsheim für reichlich Unordnung
Vieles wurde von den Orkanböen mitgerissen, aber nur wenig stark beschädigt - Feuerwehren stundenlang im Einsatz

Typisch: Jede Menge Abfall weht durch die Sinsheimer Hauptstraße. Da gestern die Abfuhr der grünen Tonnen anstand, wirbelte vor allem viel Papier durch die Stadt. Foto: Endres
Von unserer Redaktion
Sinsheim. Was nicht niet- und nagelfest war, das hat "Egon" mitgerissen: Mülltonnen, Straßenabsperrungen, Blumentöpfe, lockere Dachziegel, Sitzmöbel flogen durch die Luft, sogar ein ganzes Gartenhaus. Und doch war das Sturmtief gnädig mit dem Kraichgau. Zwar sorgte der Wind flächendeckend für reichlich Unordnung auf Straßen und in Gärten, doch der Sachschaden blieb überschaubar. Und verletzt wurde auch niemand.
"Erst mal Slalom durch Eschelbach - um die ganzen Mülltonnen ’rum", nimmt es Simon Feyen auf dem Weg in sein Neckarsulmer Geschäft mit Humor. Es ist kurz nach sieben Uhr gestern früh, gerade kommt im Radio die Meldung: Holzteile auf der Fahrbahn zwischen Bad Rappenau und Untereisesheim, wo schwere Maschinen gerade Böschungen roden. Beim Morgenkaffee in der Tankstelle lässt es Simon Feyen deshalb ruhig angehen - wie für viele Menschen im Kraichgau war die Nacht kurz nach drei Uhr in der Frühe vorbei. Doch auch jetzt bläst es noch vehement, die Rhein-Neckar-Region gehörte zu den Gegenden, wo "Egon" noch bis in den Morgen wütete: Spannung auf den Glasfronten, es bläht und knackt, die Fahnen stehen waagrecht wie Bretter. Der Dachaufbau schwingt bedenklich. Am Autohaus in Dühren eine der Fahnen zerrissen - einer jener typischen Kleinschäden, die sich gestern häuften. In den Gärten flog herum, was nicht fest vertäut war: Trampoline, Spielzeug, Hochbeete, Gewächshäuser, Markisen, Plastikplanen.
Exakt um 04.44 Uhr war für die Sinsheimer Feuerwehrleute die Nachtruhe zu Ende. Die Alarmpiepser kündigte die Einsätze acht bis zehn im noch jungen Jahr an. Lockere Dachziegel drohten vom Gebäude in der Hauptstraße 73 auf den Bürgersteig herabzustürzen. Allerdings konnten hier die Einsatzkräfte wenig ausrichten. Wegen den heftigen Windböen war es ein viel zu großes Risiko, die Drehleiter aufzustellen. Stattdessen wurde der Gefahrenbereich unmittelbar am Wohn- und Geschäftshaus weiträumig abgesperrt.
Aber auch sonst hinterließ Sturm Egon am frühen Freitagmorgen seine Visitenkarte: Haufenweise blockierten umgefallene Mülltonnen die Straßen und Wege, der Inhalt der Abfallbehälter verteilte sich mit jedem Luftwirbel weiter. Aus einigen Teilen Sinsheims wurden Stromausfälle vermeldet, weil Äste in die Leitungen geraten waren. Die Unterbrechungen waren allerdings meist kurzzeitig. Laut EnBW waren die meisten Schäden bis zum Morgengrauen behoben.
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Zumindest optisch schlimm sah es am frühen Morgen unter anderem in der Sinsheimer Bahnhofstraße aus - hier hatte eine Windböe ein halbes Dutzend Abfalltonnen erfasst und den Inhalt zu einer regelrechten Barriere quer zur Fußgängerzone aufgebauscht: Kartonagen und Papierverpackungen türmten sich bis zu einem halben Meter auf, leere Konservendosen wurden als Windspiel mehrere Meter durch die Gassen gepustet. Andernorts wurden durch den Sturm Bauzäune umgedrückt, Verkehrsschilder zur Seite gelegt und Werbeanlagen beschädigt; alles, was dem Wind eine größere Angriffsfläche bot, wurde einem besonderen Härtetest unterzogen.
In Neckarbischofsheim tobte sich "Egon" im besonders windanfälligen Norden der Gemarkung aus. In der Hebelstraße hatten Böen ein großes Gartenhaus mitgerissen, umherfliegende Teile gefährdeten die angrenzenden Gebäude und wurden von der Feuerwehr zusammen gelesen. Hier musste außerdem ein umgestürzter Baum abgeräumt werden. Im gesamten Kernstadtgebiet sowie im Ortsteil Helmhof waren Garten- und Bauzäune zu sichern sowie Bäume und größere Äste zu entfernen. Probleme bereiteten auch die unzähligen umherfliegenden grüne Mülltonnen, die für die anstehende Abfuhr an die Straßenränder gekarrt worden waren. Im benachbarten Waibstadt hatte der Wind die Abfallbehältnisse entlang der Alexander-Wacker-Straße in Reih und Glied umgelegt und die Fahrbahn blockiert.
In Reichartshausen sorgte eine Baumkrone, die sich gefährlich in den Straßenraum des Landesstraße zwischen Lobbach und Aglasterhausen neigte für Gefahr. Die Feuerwehr legte Hand und Säge an und sorgte für freie Fahrt. Glück hatte diesmal Angelbachtal, dessen Schlosspark Gefährdungspotenzial birgt. Die alte Baumsubstanz rund ums Wasserschloss - zuletzt von einer Windhose relativ stark in Mitleidenschaft gezogen - blieb diesmal verschont.



