Stürmische Nacht mit vielen kleinen Schäden - eine verletzte Lkw-Fahrerin (Update)
Der S-Bahn-Verkehr auf der Neckartalstrecke war unterbrochen - A 656 musste bei Heidelberg gesperrt werden

In Edingen-Neckarhausen wurde meterlanger Bauzaun von Böen umgeworden. Foto: Kraus-Vierling
Heidelberg/Mannheim. (mün) Das Tief Egon ist abgezogen und es kann schon eine Bilanz der stürmischen Nacht gezogen werden. Am Morgen hieß es noch vonseiten der Polizei noch, dass es keine Verletzten zu beklagen gäbe. Mittlerweile wurde bekannt, dass eine Lkw-Fahrerin in Mannheim mit Knochenbrüchen in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Das Landwirtschaftsministerium warnt in den kommenden Tagen vor Waldbesuchen, denn auch bei leichtem Wind könnten sich jetzt Äste plötzlich lösen und herabfallen.
Laut Polizeipräsidium Mannheim habe es vor allem viele kleine Schäden gegeben. Derzeit wird berichtet, dass in der vergangenen Nacht 147 Gefahrenstellen gemeldet und 35 Alarme ausgelöst wurden. "Auf den ersten Blick sind wir glimpflich davon gekommen", sagte ein Sprecher. Ansonsten beschäftigten "massenweise" umgestürzte Bauzäune sowie Verkehrszeichen die Feuerwehren - und viele Weihnachtsbäume: Die seien zur Abholung an den Straßenrändern bereit gelegt worden - und jetzt vom Winde verweht. Teilweise mussten die Feuerwehren dann Weihnachtsbäume wegräumen.
In Mannheim wurde ein LKW-Fahrerin gegen fünf Uhr von einem Lastwagen geweht, als sie versuchte, eine losgelöste Plane zu befestigen. Sie fiel aus einer Höhe von etwa vier Meter von der Ladefläche und erlitt dabei mehrere Knochenbrüche. Nach der Versorgung durch einen Notarzt wurde sie in ein Krankenhaus eingeliefert.
S-Bahn-Fahrgäste auf dem Weg zur Frühschicht mussten sich auf der Neckartal-Strecke in Geduld üben. Zwischen Neckargemünd und Neckarsteinach fiel gegen vier Uhr ein Baum auf eine Oberleitung, so dass der Bahnverkehr hier bis 6.20 Uhr eingestellt werden musste.
Die Autobahn A 656 musste bei Heidelberg-Wieblingen gesperrt werden. Gegen 3.20 Uhr war entdeckt worden, dass in Fahrtrichtung Mannheim vor dem Autobahnkreuz Heidelberg Solarmodule auf die Fahrbahn gefallen waren. Sie dienen der Stromversorgung der Verkehrsschilder. Die Heidelberger Feuerwehr musste die Teile beseitigen. Sicherheitshalber wurde das Solarmodul auf der Gegenfahrbahn gleich auch abgebaut, so die Polizei. Deshalb sei die Autobahn zeitweise komplett gesperrt gewesen. Da um diese Zeit aber kaum Verkehrsteilnehmer unterwegs sind, habe es kaum betroffene Autofahrer gegeben.
Die Heidelberger Berufsfeuerwehr berichtet, dass sie ab 3.45 Uhr 15 Mal zu umgestürzten Bäumen und Bauzäunen im gesamten Stadtgebiet ausrücken musste. In Ziegelhausen wurde ein Dach abgedeckt. Im Gewerbegebiet Pfaffengrund drohte gegen 4 Uhr eine etwa 20 Quadratmeter große Werbetafel auf die Straße zu fallen. Die Berufsfeuerwehr montierte die Tafel ab und brachte das Metallgestell, das bereits ausgerissen war, kontrolliert zu Fall. Auf dem Boxberg in der Straße "In der Forstquelle" blockierte um 6.20 Uhr ein umgestürzter Baum die Straße, die Berufsfeuerwehr beseitigte das Hindernis
Der Neckar-Odenwald-Kreis ist bislang glimpflich davongekommen: Der Sturm sorgte für einige Sachschäden, verursacht von herumfliegenden Gegenständen und umgestürzten Bäumen. Vor diesem Hintergrund wurden einige Wege und Straßen, die durch Waldgebiete führen, gesperrt - teilweise auch vorsorglich. Laut Polizei seien aber keine Personen zu Schaden gekommen.
In Schriesheim, Weinheim, Edingen-Neckarhausen und Ladenburg mussten die Feuerwehren zahlreiche umgestürzte Bäume von den Straßen räumen. In Edingen-Neckarhausen fegte Sturmtief Egon außerdem den Bauzaun rund um das geplante Fischkinderstuben-Areal um.
In Sinsheim warf "Egon" einige Dachziegel auf die Hauptstraße. Glücklicherweise war bei diesem Wetter niemand unterwegs.
In Waghäusel musste eine Flüchtlingsunterkunft teilweise geräumt werden - 150 Menschen wurden in einem benachbaren Gebäude von Deutschem Roten Kreuz und der Feuerwehr Philippsburg versorgt. Gegen 2.30 Uhr hatte der Sturm das Zusatzdach über der doppelstöckigen Containeranlage weggerissen. Die obere Etage wurde deshalb evakuiert.
In Baden-Württemberg kam es in der Nacht zu Freitag zu 500 Einsätzen wegen Sturmschäden und glatter Straßen. Im Schwarzwald-Baar-Kreis kamen in der Nacht mehrere Lastwagen wegen Eisglätte zum Stehen.
Von Stromausfällen waren mehrere Tausend Haushalte im Hohenlohekreis, im Main-Tauber-Kreis sowie in Teilen des Rhein-Neckar-Kreises und des Kraichgaus betroffen. Eine genaue Zahl wurde von Energieversorger EnBW nicht genannt.
Mehrere Hundert Einsätze wurden am Freitagmorgen aus dem Polizeipräsidium Heilbronn gemeldet. Er sprach von zum Teil "chaotischen Zuständen" auf den Straßen. Bei den Unfällen wurden meist keine Menschen verletzt. Gerade in Waldgebieten könne derzeit nicht gesagt werden, ob es noch zu Baumstürzen kommen könnte. Teilweise wurde Waldstraßen vorsorglich gesperrt. Die Polizei bittet, daher Waldgebiete zu meiden und diese auf einer geeigneten Strecke zu umfahren. Ferner sollte darauf verzichtet werden, kleinere Verbindungsstraßen oder Feldwege zu benutzen.
Größere Verspätungen verursachte eine witterungsbedingte Oberleitungsstörung an der Rheintalbahn zwischen Basel und Freiburg. Laut einem Sprecher konnten auf der gesamten Strecke am Freitagmorgen zwischen 3.00 und 6.00 Uhr keine Züge fahren
Die Bahnstrecke Darmstadt-Bensheim musste in den frühen Morgenstunden gesperrt werden, wie die Deutsche Bahn über den Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte. "Wir haben schon um die 50 Einsätze wegen umgestürzten Bäumen und Gegenständen, die auf die Fahrbahn geflogen sind", sagte ein für den Bereich Südhessen zuständiger Polizeisprecher am frühen Freitagmorgen in Darmstadt.
(Update: 13. Januar 2017, 13.10 Uhr)



