Spendengala für Erdbebenopfer bot ein umfangreiches Programm
Die eingegangenen Spendengelder sollen von den Initiatoren teils selbst im Erdbebengebiet verteilt werden.

Von Christiane Barth
Sinsheim. "Es gehört zu den wichtigsten Attributen des Menschseins, einander zu helfen", sagte der Musikkünstler Ali Insan bei der Spendengala zugunsten der Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien. Rund 200 Menschen waren am Freitagabend in die Dr.-Sieber-Halle gekommen, ein umfangreiches Programm wurde geboten. Am Ende waren die Veranstalter, ein Bündnis von Juristen und Unternehmern, aber von den Einnahmen etwas enttäuscht. Rund 5000 Euro waren zusammengekommen.
Die eingegangenen Spendengelder sollen von den Initiatoren teils selbst im Erdbebengebiet verteilt werden. Kontrolliert werden soll außerdem, dass die Hilfe dort ankommt, wo sie gebraucht wird. "Darauf können Sie sich verlassen", sagte Metin Kilic, einer der Initiatoren der Spendengala und Gründungsmitglied der "Internationalen Katastrophenhilfe Sinsheim", die seit dem Erdbeben am 6. Februar drei Lkw-Ladungen Hilfsgüter zusammen brachte sowie 28.000 Euro Spendengelder gesammelt hat. Organisatoren des Abends waren außerdem Memet Kilic, Ferhat Erbak und Seza Serbest-Olgun.
Matthias Gelb, Kinderarzt aus Bretten, berichtete als Vertreter von ISAR Germany, einem Zusammenschluss von Spezialisten verschiedener Hilfsorganisationen, über das Ausmaß des Erdbebens und der Bergung einer Frau in Gökhan, die mehr als 100 Stunden unter den Trümmern gelegen hatte. Die Frau war zwar zunächst lebend geborgen worden, aber später im Krankenhaus gestorben.
"Wir wollen einen Beitrag leisten für einen Akt der Solidarität", rief Metin Kilic zum Spenden auf. Mehr als 100.000 Menschen seien bei dem Erdbeben ums Leben gekommen, mindestens ebensoviele dabei verletzt worden: "Und diejenigen, die es überlebt haben, werden ihr Leben lang gezeichnet bleiben." Metin Kilic, der selbst im Erdbebengebiet war, berichtete auch, was ihn am meisten bewegt hat: "Neben den Trümmern sah ich Kinderspielzeug."
Auch interessant
Serbest-Olgun ergänzte, der Wiederaufbau der Städte und Regionen werde mindestens zehn Jahre dauern: "Als ich das gehört habe, fasste ich den Entschluss, hier in Sinsheim eine Spendengala zu organisieren."
Memet Kilic betonte: "Es liegen immer noch viele Menschen unter den Trümmern, weil das Gebiet auch von einer großen Überschwemmung heimgesucht wurde." Er verdeutlichte: "Die Menschen dort haben vieles verloren und hoffen nun auf Hilfsbereitschaft. Diese Solidarität haben wir erlebt, auch in Deutschland." Er sprach von einer jahrhundertealten Freundschaft zwischen den Nationen Deutschland und Türkei: "Die hat sich immer wieder bewährt."
Memet Kilic meinte zum Publikum: "Sie sind keine Gäste, Sie sind Mitgestalter dieses Abends." Die Organisatoren dankten außerdem Oberbürgermeister Jörg Albrecht, der die Halle für die Veranstaltung zur Verfügung gestellt und die Schirmherrschaft übernommen hatte. Dieser wiederum dankte den Veranstaltern.
Nach einer Videobotschaft des Comedians Bülent Ceylan, der sich bei allen Unterstützern des Abends bedankte, aber bedauerte, selbst nicht dabei sein zu können, wurde ein Video-Anruf mit dem Bürgermeister der betroffenen Stadt Samandag im Süd-Osten der Türkei übertragen. Dieser teilte mit, dass dort die Hilfe immer noch nicht zu 100 Prozent angekommen sei. Viele Menschen würden noch in Zelten hausen. Vor allem Wohnmöglichkeiten wie Container und auch Medikamente fehlten. Kinder könnten nicht zur Schule gehen, nur ein provisorisches Krankenhaus stehe zur Verfügung.
Musikalisch wurde der Abend begleitet von Sven Wittmann sowie dem kurdischen Musiker Hozan Diyar, der in kurdischer und türkischer Sprache sang.
Info: Die IBAN des Spendenkontos lautet: DE35.6729.2200.0071 1435 03. Inhaber des Kontos ist Metin Kilic. Verwendungszweck: Spende für Erdbebenopfer 2023.