Sinsheimer Helfer sind aus dem Katastrophengebiet zurück
Vier Sinsheimer waren im Erdbebengebiet, um sicherzustellen, dass die Spendengelder sinnvoll eingesetzt werden.

Von Christiane Barth
Sinsheim. Wenn Metin Kilic, Sprecher der Hilfsorganisation "Internationale Katastrophenhilfe Sinsheim", Bilder vom Erdbebengebiet in der Türkei zeigt, sind darauf vor allem riesige Berge von Trümmern zu sehen. Er und seine drei Vereinsfreunde sind gerade zurückgekehrt von einem Hilfseinsatz im Krisengebiet. Die von der Katastrophe zerrüttete Region hat etwa die Größe von Deutschland. Auch ins Epizentrum des Erdbebengebietes, in die Provinz Kahramanmaras, sind die vier Sinsheimer gereist.
Die Hilfsorganisation hat sich zwei Tage nach dem schicksalhaften 6. Februar formiert. Sie zählt inzwischen mehr als 100 Unterstützer aus Sinsheim mit kurdischen, türkischen, deutschen und arabischen Wurzeln, darunter der Staatsanwalt Metin Kilic. Weitere Juristen, Akademiker und Unternehmer haben nun die geeinte Mission, den Menschen in der gebeutelten Region dringend benötigte Hilfsgüter zukommen zu lassen. 28.000 Euro, die in der kurzen Zeit auf dem Spendenkonto eingegangen sind, haben die vier Sinsheimer in der Türkei für Hilfsgüter umgesetzt.

Gekauft haben sie beispielsweise Heizgeräte, Nahrungsmittelpakete, Decken, Schlafsäcke, Kleidung oder Tankgutscheine. Mit dem Sprit haben sie weitere Unterstützer vor Ort ausgestattet, die dann die Hilfsgüter aus einem Sammellager zu den Menschen in die Erdbebengebiete transportiert haben. Sie haben für Überlebende gesorgt, die in völlig "nackten" Wohnungen in der vom Erdbeben nicht betroffenen Stadt Nusaybin untergekommen sind, oder Menschen in Zelten mit Heizgeräten ausgestattet.
Kilic berichtet mit großer Sorge von den Verhältnissen in der Erdbebenregion: Die Infrastruktur ist nicht mehr vorhanden, die Menschen, die nicht geflüchtet sind, leben auf der Straße, in Zelten oder Autos. Unter den Schuttbergen liegen die Toten.
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Der 35-Jährige sagt, dass die Zahl derer, die zu Tode gekommen sind, bis zu fünf Mal höher sei als in den Medien berichtet werde. Bis zu 200.000 Tote seien wohl zu beklagen, schätzt Kilic. Eine besondere Gefahr gehe nun von den zahllosen Ratten aus. Denn Müll und Essensreste werden nicht weggeräumt, unter den Trümmern liegen die Leichen. Seuchen könnten sich nun schnell ausbreiten, befürchtet Kilic.
Übernachtet haben die Sinsheimer in Gaziantep, etwa 80 Kilometer von Kahramanmaras entfernt. "Aber ich hatte trotzdem Angst", gesteht der Steinsfurter. Die Vereinsfreunde kamen kurz vor dem Nachbeben zurück nach Deutschland. Er und seine Begleiter schliefen im Haus eines Bekannten. Bevor sie sich hinlegten, haben sie das gesamte Haus nach Rissen untersucht.
Vor Ort nutzten die Mitglieder der Hilfsorganisation ihre Kontakte in der Region um Gaziantep und kauften die benötigten Hilfsmittel selbst, um sicherzustellen, dass die Hilfeleistung auch wirklich dort ankommt, wo sie gebraucht wird. Die zunehmende Kriminalität im Erdbebengebiet ist auch ein Thema, das den Mitgliedern des neuen Vereins Sorgen bereitet.
Während sich die vier Freunde im Dienste der Hilfsorganisation im Erdbebengebiet aufhielten, wurden weitere Spendenaktionen in Sinsheim gestartet. Zum einen wurde für drei Tagen ein Essensstand in der Sinsheimer Innenstadt von überwiegend kurdisch-stämmigen Frauen organisiert. Die Einnahmen wurden auf das Spendenkonto überwiesen. Zum anderen hat der Verein weitere Spendenaufrufe gestartet.
Momentan sind rund 13.000 Euro auf dem Spendenkonto. "Wir erfahren große Hilfsbereitschaft", betont Kilic. Auch kleinere Beiträge seien willkommen. So kann man etwa auch helfen, indem man sich einen Döner kauft: Die Betreiber des Kebabhauses in der Heilbronner Straße 55 in Sinsheim-Rohrbach wollen alle Einnahmen dieses Samstags für die Erdbebenopfer spenden.
Info: Kilic ist Treuhänder des Spendenkontos mit der Iban DE35.6729.2200. 0071.1435 03; Verwendungszweck: Spende für die Erdbebenopfer 2023. Weitere Infos erteilt Kilic per E-Mail an intkat.snh@gmail.com