Sinsheimer Weihnachtsmarkt ist abgesagt (Update)
Oberbürgermeister Jörg Albrecht habe die Entscheidung "schweren Herzens" gefällt. Ob der pandemischen Lage sei die Veranstaltung nicht durchführbar.

Von Tim Kegel
Sinsheim. Ein Weihnachtsmarkt hinter Absperrgittern; mit Wachleuten eines Sicherheitsdienstes an den Eingängen und einer verunsicherten Bevölkerung statt anheimelndem Budenzauber – so wäre es wohl geworden, glaubt Oberbürgermeister Jörg Albrecht. "Schweren Herzens und nach reiflicher Überlegung" hat die Stadt Sinsheim am Montag dann entschieden, den Weihnachtsmarkt in der Kernstadt zum zweiten Mal in Folge Corona-bedingt abzusagen.
"Wir hätten es uns selbstverständlich anders gewünscht", sagt Albrecht. Doch eine Veranstaltung von der Größenordnung des Weihnachtsmarkts hält er derzeit aus "mehrfacher Hinsicht" für nicht machbar. Die Organisatoren des Fests müssten aufgrund der steigenden Anzahl positiver Corona-Tests davon ausgehen, dass das Bundesland "kurz vor dem Erreichen der Alarmstufe" steht; die Inzidenz sei "so hoch wie noch nie". Bei der Entscheidung für das Aus habe man sich "an Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts orientiert", sagt Stadtmarketing-Abteilungsleiterin Ines Kern, in denen dazu geraten wird "Kontakte zu reduzieren und Großveranstaltungen abzusagen".
Und auch "der wirtschaftliche Aspekt" dürfe natürlich nicht außer Acht gelassen werden. Hatte man ursprünglich noch Feste gefeiert, bei denen ein innerer Bereich mit Sitzplätzen nur für Geimpfte, Genesene und Getestete zugänglich war, bei dem aber auch Gesunde ohne Impfung mit Einschränkung teilnehmen konnten, so gerate dieses Modell zurzeit an seine Grenzen, schildert Albrecht. Und einen Weihnachtsmarkt zu stemmen, bei dem nur noch Personen mit Impf- und Genesenen-Nachweis Zutritt haben, dies allein erfordere schon "immensen personellen und finanziellen Aufwand". Um das Festgelände an Zu- und Notausgängen derartig auszustatten, hätte es nach Albrechts Schätzung "15, 20 oder sogar mehr" Wachleute benötigt. Zuletzt sollte ein privater Security-Service gebucht werden, ergänzt Kern. Und da habe ein "2G Plus"-Modus, der nur geimpfte und genesene Personen erlaubt, schon im Raum gestanden. Da die zudem Unsicherheit groß sei, inwieweit es auch bei reinen "2G"-Treffen zu Ansteckungen kommen kann, stellt Albrecht die Frage: "Wie viele Leute kommen dann überhaupt noch?""Szenarien durchgespielt", wie ein Weihnachtsmarkt am ersten Adventswochenende "noch realisierbar sein könnte", habe man dennoch. Anstelle des malerischen Kirchplatzes hätte dieser wohl auf dem eher schmucklosen Burgplatz stattgefunden – und wohl "drastisch abgespeckt und streng kontrolliert". Für Albrecht "weder eine wirtschaftliche Alternative, noch wünschenswert". Als Kommune, sagte er auf Nachfrage, habe man "auch die Steuergelder" im Blick. Diese würden "auch von all denen bezahlt, die wir hätten ausschließen müssen".
Bereits im Vorfeld hätten zudem dem einige Standbetreiber – Kern spricht von "mindestens vier" ihre Teilnahme am Weihnachtsmarkt infrage gestellt oder gleich abgesagt: "Bei ,2G’ sind wir definitiv nicht dabei", habe man ihr signalisiert und als Entscheidungsgründe sowohl "Personalprobleme" als auch die Sorge vor zu vielen Ausgaben bei zu wenigen Einnahmen angeführt.
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Der Weihnachtsmarkt dauert in Sinsheim lediglich vom späten Samstagvor- bis zum späten Sonntagnachmittag. "Bei einem mehrwöchigen Markt" sind die Bedingungen andere, sagt Albrecht mit Blick auf den Heidelberger Weihnachtsmarkt. Auch zählten in Sinsheim überwiegend Vereine zu den Ausstellern, die zurzeit über Mitgliederschwund und nachlassendes Interesse seitens der Mitglieder klagen.
Jetzt warte man – wie im vergangenen Jahr – auf eine neue Corona-Landesverordnung. Kern rechnet "im Lauf der Woche bis Donnerstag" mit dem Papier. Budenzauber stattfinden könnte allerdings wieder an den Bratwurst- und Glühweinständen der Gastronomen. Es gebe bereits Anfragen. "Jederzeit würden wir das gern genehmigen", sagt Albrecht.
Update: Montag, 15. November 2021, 18.21 Uhr
Corona holt den Weihnachtsmarkt auch dieses Jahr ein
Sinsheim. (RNZ/lyd) Auch wenn sich viele darauf gefreut hatten, sich nach einem Jahr Verzicht wieder auf dem Weihnachtsmarkt zu treffen, zu flanieren und Punsch oder Glühwein zu trinken, überwogen die Sicherheitsbedenken. "Sinsheimer Weihnachtsmarkt abgesagt", ist am heutigen Montag auf der Website der Stadt zu lesen. Und: "Veranstaltung angesichts angespannter Pandemielage nicht durchführbar."
"Wir hätten es uns selbstverständlich anders gewünscht, aber eine Veranstaltung dieser Größenordnung ist derzeit in mehrfacher Hinsicht nicht durchführbar", lässt Oberbürgermeister Jörg Albrecht weiter verlautbaren. "Wir stehen kurz vor dem Erreichen der Alarmstufe, die Intensivbetten in unserem Land sind nahezu ausgelastet, die Inzidenz ist so hoch wie noch nie." Angesichts der rasch steigenden Coronafallzahlen rate das Robert Koch Institut dazu, Kontakte zu reduzieren und Großveranstaltungen abzusagen.
Auch der wirtschaftliche Aspekt dürfe nicht außer Acht gelassen werden, heißt es von Ines Kern, Abteilungsleiterin Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung in der Mitteilung. "Einen Weihnachtsmarkt unter 2G-Bedingungen mit Einlasskontrollen zu stemmen, erfordert immensen personellen und finanziellen Aufwand und erlaubt letztlich nur wenige Besucher."
Bereits im Vorfeld hätten einige Standbetreiber ihre Teilnahme am Sinsheimer Weihnachtsmarkt in Frage gestellt. "Selbstverständlich haben wir bereits vor Wochen die Wirtschaftlichkeit verschiedenster Szenarien kalkuliert und kommen nun bedauerlicherweise an den Punkt, an dem wir den Weihnachtsmarkt vernünftigerweise nicht mehr umsetzen können", so Kern weiter.
"Wir haben in den letzten Tagen unser Möglichstes versucht, Szenarien zu entwerfen, in denen der traditionelle Weihnachtsmarkt am ersten Adventswochenende noch realisierbar sein könnte. Unter den gegebenen Umständen ist das jedoch schlechterdings nicht möglich", sagt Oberbürgermeister Jörg Albrecht. Ein drastisch abgespeckter Weihnachtsmarkt mit wenigen Buden und strenger Einlasskontrolle sei weder eine wirtschaftliche Alternative noch wünschenswert.



