Vieles im Kraichgau ist noch unsicher
Wo finden in den Sinsheimer Umlandgemeinden Weihnachtsaktionen statt? Vereinsvertreter besprechen sich vielerorts erst noch.

Von Anjoulih Pawelka und Ralf März
Kraichgau. Weihnachtsmarkt ja, oder lieber doch nicht? Nur für Geimpfte und Genesene, und dann mit Bändchen für diejenigen, die an einem Essensstand verweilen möchten? Die Entscheidung der Gemeinden, ob sie in diesem Jahr ihre weihnachtlichen Aktionen veranstalten, ist wohl nicht einfach. Haben die ersten Kommunen ihre Veranstaltungen schon abgesagt, sind andere noch am Überlegen. Der Überblick wie die derzeitigen Planungen, Stand Freitag, in den Umlandgemeinden sind:
> Angelbachtal: In den vergangenen Wochen hatten zahlreiche Vereine und die Gemeinde an einem gemütlichen Weihnachtsdorf vor der Sonnenberghalle geplant, ähnlich wie es dieses vor der Corona-Pandemie gab. Die Veranstaltung hätte unter "2G"-Bedingungen (nur für Geimpfte oder Genesene) am Vorabend zum 1. Advent stattfinden sollen. Nachdem die Infektionszahlen in den vergangenen Tagen derart angestiegen waren, hatte Bürgermeister Frank Werner am Donnerstagabend kurzfristig die beteiligten Vereine zusammengerufen, um sich nochmals auszutauschen und über den Weihnachtsmarkt abzustimmen zu lassen. Mit großer Mehrheit entschieden sich die Beteiligten dabei für eine Absage der Veranstaltung. "Einerseits wollten alle Beteiligten (sechs Vereine, zwei Privatpersonen und die Gemeinde) der Bevölkerung den Weihnachtsmarkt unbedingt bieten, andererseits ist angesichts der sich täglich rasant verschärfenden Entwicklung keine vernünftige Planung möglich", fasste der Bürgermeister die Entscheidung zusammen. Unklar wäre auch gewesen, wie der Weihnachtsmarkt unter Bedingung der hohen Infektionsraten von der Bevölkerung angenommen worden wäre.
> Epfenbach: Eigentlich gibt es im Dorf seit Jahren keinen Weihnachtsmarkt. Das habe man "ganz bewusst" vor Langem so festgelegt, weil die Nachbargemeinde Spechbach einen veranstaltet, erklärte Bürgermeister Joachim Bösenecker. Dieses Jahr hat allerdings die Freiwillige Feuerwehr angefragt, ob sie einen kleinen Weihnachtsmarkt auf dem Feuerwehrgelände veranstalten kann. Dort wäre es auch möglich, Absperrungen aufzustellen, in dem sich dann nur Geimpfte und Genesene aufhalten dürften. Die Aktion sollte als Alternative zur Apès-Ski-Party im Januar stattfinden. Eine offizielle Anfrage liegt der Gemeinde allerdings noch nicht vor. Was aber auf jeden Fall stattfindet, das sind die Adventsfenster. Darin sieht Bösenecker keinerlei Probleme. Da schaue man ja nur ein Fenster an. Das sei draußen an der frischen Luft und daher "unkritisch".
> Eschelbronn: Noch möchte die Gemeinde das Adventssingen nicht absagen. Man warte die Entwicklungen ab. Der Marktplatz müsste dafür abgesperrt werden, was ziemlich aufwendig ist, wie Bürgermeister Marco Siesing sagt. Als Alternative denke man auch darüber nach, die Veranstaltung auf den Schulhof zu verlegen. Da wäre das Absperren einfacher. Das Singen am Abend des 4. Advents, das von der Gemeinde und dem Heimat- und Verkehrsverein seit 60 Jahren organisiert wird und an dem alle singenden Vereine teilnehmen, ist für die Eschelbronnerinnen und Eschelbronner schon Tradition. Der Glühwein und die heiße Wurst sorgen für Weihnachtsmarkt-Stimmung.
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> Helmstadt-Bargen: Hier veranstaltet der Heimatverein federführend den Weihnachtsmarkt, der "klein, aber fein" ist, wie es aus der Verwaltung heißt, und vor der Pandemie im "idyllischen Rathaushof" stattgefunden hat. Derzeit ist noch nicht ganz klar, ob er stattfinden kann. Dazu sei noch ein Gespräch zwischen Gemeinde und dem Heimatverein nötig. Kommenden Mittwoch würde dann feststehen, ob das klappt.
> Neidenstein: Auch im Burgdorf ist man "noch nicht ganz am Ende der Entscheidung", sagte Bürgermeister Frank Gobernatz. Er geht aber eher von einer Absage aus, da bis zum 3. Advent wahrscheinlich die Alarmstufe des Landes ausgerufen wird. Nächste Woche treffen sich die Vereinsvertreter, denn diese müssten bereit sein, daran mitzuwirken.
> Neckarbischofsheim: In der Stadt gibt es ein zweigeteiltes Bild. Die Gemeinde hat den Nikolausmarkt rund um die Stadtkirche abgesagt, der Adventsmarkt in Untergimpern findet hingegen statt – allerdings als "To Go"-Veranstaltung. Die Absage des Nikolausmarktes begründet Bürgermeister Thomas Seidelmann damit, dass die Rahmenbedingungen enorm aufwendig seien, sowie mit einer Planungsunsicherheit. Die SG, die den Adventsmarkt in Untergimpern organisiert, hat mit dem Modell schon von vergangenem Jahr Erfahrung. Der Markt findet am 27. November von 14 bis 17 Uhr im alten Josefssaal und im Wiesentalweg statt. Es gibt Kuchen, Plätzchen und weihnachtliche Bastelarbeiten zum Mitnehmen. Außerdem verkaufen die Fußballer dort auch den Untergimperner Kalender.
> Reichartshausen: "Aus bekannten gründen", wie es im Rathaus heißt, haben die Vereine den Weihnachtsmarkt abgesagt. Das Ergebnis sei bei der Vereinsvertretersitzung einstimmig ausgefallen. So gibt es dieses Jahr auf dem Rathausplatz keine Stände mit Selbstgestricktem und Marmelade.
> Waibstadt: Stand Freitagnachmittag, findet der Weihnachtsmarkt, den die evangelische Kirche organisiert, auf dem Marktplatz rund um die große Tanne wohl statt – zumindest war Bürgermeister Joachim Locher nichts anderes bekannt. Die Kirche selbst war bis Redaktionsschluss nicht erreichbar. Am Samstag vor dem 1. Advent können dann die Gäste dort, neben jeder Menge Köstlichkeiten und Glühwein, auch wieder Gebasteltes kaufen und den Kindern des Kindergartens beim Singen zuhören. Normalerweise schaut auch der Weihnachtsmann vorbei. Doch "die Lage spitzt sich zu", erklärte Locher. Die Gemeinde sei selbst nicht Veranstalter, würde die Kirche aber unterstützen, da der Bauhof das Gelände einzäunen würde. Das hat vergangene Woche bei der "Kerwe light" laut Locher sehr gut geklappt. Es sei eine "seht entspannte Veranstaltung" gewesen, hätte das Security-Personal ihm gesagt. Die zwei Männer, die die "2G"-Nachweise kontrolliert haben, hätten es genossen, mal nicht mit Menschen zu diskutieren. Seit rund sechs Wochen gebe es immer Ärger bei Veranstaltungen, bei denen die Männer kontrollieren, ob die Regeln eingehalten werden. Das sei in Waibstadt nicht der Fall gewesen. "Die ,2G‘-Regel war kein Problem", berichtete Locher, der sich selbst ein Bild vor Ort gemacht hat.
> Zuzenhausen: Bereits Ende Oktober hat die Gemeinde alle Veranstaltungen abgesagt. Das betrifft auch das Singen unterm Weihnachtsbaum im Rahmen der Aktion "Wünsch dir was". Für den Seniorenadvent ist im Frühjahr eine entsprechende Ersatzveranstaltung vorgesehen. "Da sich jeder von uns nach Geselligkeit und öffentlichen Veranstaltungen sehnt, ist dem Gemeinderat und der Verwaltung dieser Entschluss wahrlich nicht leichtgefallen", sagte Zuber damals. "Im Hinblick auf die aktuell hohen Infektionszahlen hat sich diese frühzeitige Entscheidung (leider) als richtig erwiesen", sagte Zuber am Freitag. Trotzdem werden die Bürgerinnen und Bürger wohl nicht gänzlich auf alle Weihnachtsveranstaltungen verzichten müssen. Die Gemeinde hat schon im vergangenen Jahr die Aktion "Wünsch dir was" ins Internet verlegt. "Stand heute, werden wir das voraussichtlich auch in diesem Jahr tun", sagte der Rathauschef.