Investitionen und Netzausbau - Wasser wird künftig teurer
Stadtwerke-Chef Uhler spricht von etwa 30 Euro pro Jahr bei einer vierköpfigen Familie

Der "Wasserpfennig" steigt erst 2019, aber Sinsheimer Wasser wird teurer: Der Kubikmeter um neun Cent; der Zähler-Anschluss wird 1,50 Euro im Monat mehr kosten. Foto: Tim Kegel
Von Tim Kegel
Sinsheim. Die "klassische vierköpfige Familie" dürfte künftig rund 30 Euro im Jahr mehr für ihr Wasser zahlen. So sagte es Andreas Uhler, Leiter der Stadtwerke, auf RNZ-Nachfrage. Tags zuvor hatte der Hauptausschuss des Gemeinderats eine Erhöhung der Gebühr vorberaten und es ist davon auszugehen, dass der Gemeinderat am 5. Dezember die Erhöhung beschließt.

Der Kubikmeter Wasser, 1000 Liter, wird damit um 9 Cent teurer als bislang und kostet dann 1,78 Euro. Die Grundgebühr für den Standard-Wasserzähler erhöht sich von bislang zwei Euro auf 3,50 Euro monatlich. Uhler kündigte an, man plane, "den Wasserpreis für die kommenden drei, vier Jahre stabil zu halten." Das Wasserentnahmeentgelt, der "Wasserpfennig", steigt ab dem Jahr 2019 von 8,1 Cent auf zehn Cent pro Kubikmeter. Dieses Geld werde ans Land abgeführt, schildert Uhler. Die Einnahmen flössen zweckgebunden in den Hochwasserschutz.
Ursachen der Verteuerung seien hauptsächlich Investitionen: "Wir machen das nicht gern", sagt Uhler über die Erhöhung. Allerdings gebe es gerade "Millioneninvestitionen im Bereich der Kläranlage und der Hochbehälter". Die Kläranlage erhält künftig eine neue Rechentechnik, neue Steuergeräte und Technikräume. Nahezu alle Hochbehälter nutzen veraltete Technik oder sind baulich marode. In Hoffenheim läuft die Sanierung, andere Behälter wurden oder werden bald saniert, in naher Zukunft auch der Dührener Hochbehälter. Ein Millionenprojekt wird auch die Kanalsanierung der Ortsdurchfahrt Waldangelloch, die 2018 beginnt. Durch die Beitragserhöhung wird mit Mehreinnahmen von rund 370.000 Euro gerechnet.
Rohrbrüche: Eine genaue Zahl der Rohrbrüche nennt Uhler nicht, spricht aber von "aggressiven Böden", die regelmäßig Lochfraß verursachten. Auch die Altbausubstanz und viel Durchgangsverkehr in Dörfern spielen eine Rolle. Bis zur Hauskante sind die Stadtwerke für Rohrbrüche, deren Reparatur und Übernahme der Kosten zuständig.
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Wasser als "hohes Gut": Eine Erhöhung der Wassergebühr sorgt immer für Missmut. Das weiß auch Andreas Uhler. Allerdings habe er einen Wandel festgestellt. Wo früher "lediglich das Geld" eine Rolle gespielt hätte, habe ein Bewusstseinswandel stattgefunden, nähmen "sich Menschen mehr in ihrer Umwelt wahr". Dass ein Ausbau der Versorgungssicherheit und die permanente Verfügbarkeit von Wasser in Trinkqualität ihren Preis hätten, für solche Argumente brächten Kunden "sehr viel Verständnis auf".
Brauchen die Sinsheimer mehr Wasser als früher? Der Durchschnittsverbrauch des "Normalbürgers" habe sich in den zurückliegenden Jahren nicht erhöht, sagt Uhler, "allerdings reduziert er sich auch nicht." Eine Zeit lang habe man technische Neuerungen wie "wassersparende Geschirrspüler" in den Haushalten gespürt, sagte der Stadtwerke-Chef in der Sitzung. Aber: "Diese Entwicklung ist durch." Auch sei nicht mehr "nur Samstag der klassische Autowaschtag". Bemerkbar machen sich "plötzliche Verbrauchsspitzen an völlig normalen Durschnittstagen", etwa wenn Pools gefüllt oder Rasen gesprengt würden. "Auf diese Idee kommen meistens mehrere", sagt Uhler. Eine Reduzierung des Verbrauchs mache sich im gewerblichen Bereich bemerkbar: "Dass Maschinen mit Leitungswasser gekühlt werden, das gibt es heute kaum mehr." Ein Trend sind auch Zisternen, um Regenwasser zu sammeln. Uhler besitzt selbst eine: "Nicht jeder Nachbar, der ständig sein Auto abspritzt, nimmt Leitungswasser."



