Wasser soll keine Ware werden
Bodensee-Wasserversorgung tauschte sich über europäische Richtlinien und Energiewandel aus

Bad Rappenau. Der Zweckverband Wasserversorgungsgruppe Mühlbach war jetzt Gastgeber einer Regionaltagung der Bodensee-Wasserversorgung, die insgesamt 191 Verbandsmitglieder hat. Themen waren die langfristigen Investitionen, der Umgang mit Energie, der Klimawandel am Bodensee und die europäische Wasserpolitik, die allen Beteiligten Sorgen macht.
"Wasser ist ein öffentliches Gut und keine Handelsware", so die beiden Geschäftsführer der Bodenseewasser-Versorgung, Michael Stäbler und Dr. Marcel Meggeneder. Deshalb suchen sie die Unterstützung ihrer Mitglieder für ihre Forderung, das Wasser aus der von der Europäischen Kommission geplanten Dienstleistungskonzessionsrichtlinie herauszunehmen.
Die Kommunen sollen weiterhin selbst entscheiden dürfen, wie sie die Wasserversorgung vor Ort organisieren wollen. Diese öffentlich-rechtlichen Unternehmensformen - wie sie die Zweckverbände erfüllen - seien europaweit wenig bekannt. In den vergangenen Wochen hatten die Geschäftsführer deshalb mit Abgeordneten Kontakt, um für die Beibehaltung der bewährten kommunalen Strukturen bei der Wasserversorgung zu werben. Die EU will hingegen Trinkwasserkonzessionen öffentlich ausschreiben, wodurch in Deutschland bewährte Strukturen zerstört werden könnten. Der Geschäftsführer des Zweckverbandes Mühlbach, Steffen Heber, gab sein klares Statement ab: "Die Daseinsvorsorge der Kommunen bei der Trinkwasserversorgung sollte auch weiterhin so bleiben."
Über ein weiteres wichtiges Thema haben die Geschäftsführer bei der Regionalversammlung informiert, zu der Vertreter aus 19 Kommunen gekommen sind, darunter Bad Rappenau, Eppingen, Sinsheim, Neckargemünd, Heilbronn und Neckarsulm. Die 1954 gegründete Bodensee-Wasserversorgung ist nun bald 50 Jahre alt, die Lebensdauer der Rohrleitungen wird mit 80 bis 100 Jahren angegeben. Das gesamte Leitungsnetz beläuft sich auf eine Länge von 1700 Kilometern und dient der Versorgung von 320 Städten und Gemeinden.
"Um die Wasserversorgung zu sichern, müssen wir die Leitungen erneuern, bevor sie kaputt gehen", so Dr. Meggeneder. Deshalb gibt es einen Investitionsplan für die nächsten 25 Jahre, in dem pro Jahr rund 25 Millionen Euro für Erneuerungsarbeiten vorgesehen sind. "Eine solch langfristige Planung kann man in keinem Industrieunternehmen vornehmen", sagte Geschäftsführer Stäbler.
Die zusätzlichen Investitionen könnten zu einer Steigerung des Wasserpreises von knapp einem Cent pro 1000 Liter Bodenseewasser führen. "Ohne Strom können wir unsere Pumpen nicht betreiben, die steigenden Kosten durch die Energiewende treffen auch uns", so Dr. Meggeneder. Jährlich werden 125 Millionen Kubikmeter Trinkwasser an alle Verbandsmitglieder geliefert, dafür werden 156 Millionen Kilowattstunden Strom benötigt. Das Thema Energieeinsparung sei für die Bodensee-Wasserversorgung nicht neu. Aber auch die Rückgewinnung durch Wasserkraft ist ein Thema. Derzeit werden dadurch 23 Gigawattstunden erzeugt, so viel wie 5000 Vierpersonenhaushalte im Jahr benötigen. "Die Rückgewinnung wolle man noch steigern. Ebenso könnte man aktiv in den Strommarkt eingreifen, etwa in wind- und sonnenarmen Zeiten unterstützen.
Seit Jahren schon dokumentiert die Bodensee-Wasserversorgung die Klimaentwicklungen im See und bewertet die Auswirkungen für die Wasserversorgung: "Nach heutigen Erkenntnissen werden sich zwar die Zuflüsse zum Bodensee zeitlich - nicht aber in der jährlichen Menge deutlich verändern", so Dr. Meggeneder.



