Für ein eigenes Hospiz fehlen Geld und Grund
In Sinsheim gibt es großen Bedarf für ein Hospiz - Zur Umsetzung fehlt jedoch Geld und ein passendes Grundstück

Schwerkranke Menschen, bei denen keine Aussicht auf Heilung besteht, werden in einem Hospiz professionell betreut. Dies stellt in den meisten Fällen auch eine große Entlastung für die Angehörigen dar. Symbolfoto: Thinkstock
Von Christian Beck
Sinsheim. Kranke Menschen werden oft zu Hause gepflegt - von Angehörigen, meist mit professioneller Unterstützung. Doch irgendwann geht auch das nicht mehr. Wenn das Lebensende kurz bevorsteht, kommen viele Menschen in ein Hospiz - ein Haus, das Sterbende und deren Angehörige auf ihrem letzten Weg begleitet. Doch genau so etwas gibt es hier bislang nicht. Seit längerer Zeit setzt sich der Verein Kraichgau-Hospiz deshalb dafür ein, dass Sinsheim ein stationäres Hospiz erhält.
"Wir bekommen jede Woche zwei Anfragen", berichtet die Vorsitzende Gertrud Schreiter. "Die müssen wir alle nach Wiesloch verweisen." Doch im dortigen Hospiz "Agape" gibt es acht Betten - viel zu wenig, um auch den hiesigen Raum abzudecken. Und wer in Sinsheim oder der Umgebung lebt, möchte seine letzten Tage eben auch dort verbringen, erzählt Schreiter.
Für ein Hospiz braucht es eine ganze Menge. Einiges davon können Schreiter und ihre Mitarbeiter vorweisen. Erfahrung zum Beispiel. Über Jahre hinweg betrieb die gelernte Krankenschwester und Lehrerin für Pflegeberufe mit anderen Vereinsmitgliedern ausschließlich auf Ehrenamtsbasis ein kleines Hospiz in Adersbach. Sie verfügt über ein gutes Netzwerk mit anderen Pflegekräften, die für die Arbeit in einem Hospiz qualifiziert sind und gerne dort arbeiten möchten.
Hintergrund
Hintergrund Hospiz
In einem Hospiz werden schwerstkranke Menschen professionell betreut, die keine Aussicht auf Heilung haben. "Einen großen Teil der Arbeitszeit widmen sich die Mitarbeiter aber auch der Betreuung der Angehörigen", berichtet Gertrud
Hintergrund Hospiz
In einem Hospiz werden schwerstkranke Menschen professionell betreut, die keine Aussicht auf Heilung haben. "Einen großen Teil der Arbeitszeit widmen sich die Mitarbeiter aber auch der Betreuung der Angehörigen", berichtet Gertrud Schreiter. Denn während sich Sterbende meist schon über längere Zeit mit ihrem Schicksal arrangiert hätten, bedeute der bevorstehende Tod für Angehörige einen Ausnahmezustand.
Bewohner eines Hospizes verweilen dort bis zu ihrem Tod, manche Tage, andere Wochen, äußerst selten Monate. Ein Hospiz muss über mindestens acht Betten verfügen. 95 Prozent der während des Betriebs anfallenden Kosten übernimmt die Krankenkasse, der Restbetrag muss vom Verein getragen werden, der das Hospiz betreibt. In der näheren Umgebung gibt es Hospize unter anderem in Wiesloch, Heidelberg, Speyer, Bad Friedrichshall, Erbach und Walldürn. (cbe)
Doch zwei wichtige Dinge fehlen noch: Geld und Grund. Seit langer Zeit informiert sich Schreiter, wo ein Hospiz entstehen könnte - sei es in einem Gebäude, das umgebaut werden könnte, oder ein Grundstück für einen Neubau. Aktuell hat sie ein Doppelhaus in der Kernstadt im Blick, auch in den Stadtteilen gebe es Flächen, die dafür in Frage kämen. Mehrere Fachkräfte aus der örtlichen Baubranche beraten sie im Hintergrund, stehen mit Fachwissen und Kontakten zur Seite. Und auch der Bundestagsabgeordnete Albrecht Schütte hat seine Unterstützung bereits angeboten.
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Der Bau eines Hospizes ist jedoch keine günstige Angelegenheit: auf mehrere Millionen Euro schätzt ein Fachmann das Unterfangen. Schreiter hofft vor diesem Hintergrund auf Sponsoren, die auch vor größeren Beträgen nicht zurückschrecken. Bei einigen anderen Hospizen hätten Privatpersonen große Beträge zur Verfügung gestellt. Und in Wiesloch hat sich die Dietmar-Hopp-Stiftung mit einem Millionenbetrag eingebracht. Dass dies auch in Sinsheim der Fall sein könnte, darauf hofft Schreiter ganz fest. Den Antrag hat sie bereits gestellt, eine Antwort steht noch aus.
Unterstützung hat indes auch Oberbürgermeister Jörg Albrecht zugesagt. Allerdings keine finanzielle: "Wenn wir den Hospizverein unterstützen, müssten wir das bei anderen Vereinen auch machen", erklärt er. Doch auch der OB ist der Meinung, dass es an der Zeit wäre, dass in Sinsheim ein Hospiz entsteht.
"Ich möchte das machen. Das wäre mein Lebenswerk", sagt Schreiter und spricht damit auch für ihre Mitstreiter. "Und ich weiß, die Zeit ist reif dafür. Die Sinsheimer Bevölkerung kennt uns, und sie wird uns tragen, wie sie es all die Jahre hindurch getan hat", ist sie überzeugt. Damit aus diesen Wünschen Wirklichkeit wird, hofft sie auf Unterstützung. Wer von einem geeigneten Grundstück weiß, dieses zur Verfügung stellen kann oder das Vorhaben mit Spenden unterstützen möchte, sollte sich mit Gertrud Schreiter unter Telefon 07261 / 3921 in Verbindung setzen.



