Tod und Trauer aus der Tabu-Ecke geholt
Kirchlich ambulanter Hospizdienst veranstaltet seit 20 Jahren Hospizwochen - Hochkarätiger Festvortrag bei Jubiläumsfeier

Gisela Jungels vom Diakonischen Werk Eppingen hat vor 20 Jahren die Hospizwochen mit ins Leben gerufen - das Jubiläum wird am 18. Februar mit einem ökumenischen Gottesdienst und einem Festvortrag gefeiert. In den Folgewochen finden vier Vorträge zum Umgang mit Trauer und Tod sowie eine Andacht mit Lichtergang statt. Foto: Angela Portner
Von Angela Portner
Eppingen/Bad Rappenau. "Es gibt kein Patentrezept", sagt Gisela Jungels vom kirchlich ambulanten Hospizdienst Kraichgau, der seit 20 Jahren die Hospizwochen in der Kurstadt durchführt. Anlässlich der großen Jubiläumsfeier am 18. Februar warten nicht nur ein ökumenischer Gottesdienst, sondern auch ein hochkarätiger Festvortrag von Dr. Daniela Tausch zum Thema: "Lasst uns sprechen vom Glück der Hoffnung" mit anschließendem gemütlichen Beisammensein auf die Gäste. In den kommenden Wochen finden Vorträge zum Umgang mit Trauer und Abschied statt.
Dass sich dieser in den vergangenen Jahren sehr verändert hat, macht Jungels im Gespräch deutlich: "Vor 20 Jahren war der Tod noch ein Tabuthema." Doch obwohl man heute offener und sensibler damit umzugehen scheint, hat sich die von der Umwelt zugestandene Trauerzeit eher verkürzt. Dabei seien Trauer und Sterben doch immer wieder anders, und der Umgang damit habe viel mit dem Leben und den Beziehungen untereinander zu tun. "Es ist ein Weg", sagt die Sozialpädagogin. Damit dieser nicht stagniert und sich an einer besonders schmerzhaften Stelle manifestiert, sei ein achtsames Umfeld wichtig, das den Betroffenen in dieser schwierigen Situation begleitet und ihn "aushalten" kann. Im Idealfall bekommt die Trauer mit der Zeit einen anderen Stellenwert.
Die stetig wachsende Hospizbewegung macht deutlich, dass Sterbebegleitung auch Lebensbegleitung ist. Träger des kirchlich-ambulanten Hospizdienstes Kraichgau, dem ein monatlich stattfindendes Trauercafé angeschlossen ist, sind die kirchlichen Sozialstationen, Diakonisches Werk, Caritasverband sowie der evangelische Kirchenbezirk und das katholische Dekanat Kraichgau. Die 24 ehrenamtlichen Mitarbeiter sind ausgebildete Trauerbegleiter und betreuen schwerstkranke sterbende Menschen und ihre Angehörigen unabhängig von ihrer Konfession und Weltanschauung.
Schon vor mehr als zwanzig Jahren stellte Jungels, die beim Diakonischen Werk in Eppingen Fortbildungen für Mitarbeiter des Hospizdienstes organisiert, fest, dass der Umgang mit Sterben und Trauer zunehmend von der Bevölkerung nachgefragt wird. Mit drei offenen Vorträgen hat man damals angefangen und ist gleich auf eine große Resonanz gestoßen. Ziel der Hospizwochen ist es, Menschen für das Thema, mit dem jeder im Laufe seines Lebens konfrontiert wird, zu sensibilisieren. Seitdem findet die Veranstaltung jedes Jahr statt. Die erfahrende Mitarbeiterin des Hospizdienstes ist sicher: "Wir glauben, dass sich dadurch einiges bewegt hat."
Einen Rückblick auf die Entwicklung der Hospizarbeit gibt am 26. Februar ein Vortrag von Ulrike Schmid, der "Leben und Werk von Cicely Saunders" thematisiert. Die Engländerin, die 1967 das erste Hospiz der Welt gründete, gilt als Wegbereiterin der Initiative, die den Sterbenden und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt. Eine Woche später stellt Martina Görke-Sauer in ihrem Vortrag verschiedene Möglichkeiten der Trauergestaltung vor, und am 12. März spricht Prälat i.R. Martin Klumpp über das Thema: "Wie finden wir Frieden mit uns selbst". Um "Lebenssatt - das Leben satt?" und das gute Abschiednehmen im Alter geht es am 19. März bei Cornelia Coenen-Marx. Alle Vorträge finden um 19.30 im evangelischen Gemeindehaus Bad Rappenau statt. Am 27. März werden die Hospizwochen mit einer Andacht und Lichtergang in der evangelischen Kirche beendet.
Bei allen Veranstaltungen wird es genug Zeit geben, Fragen zu stellen und mit den Referenten ins Gespräch zu kommen. Auch wenn jeder Fall einzigartig ist und es kein Patentrezept zum Umgang mit dem Thema gibt, kann Jungels Betroffenen einen machbaren Tipp mit auf den Weg geben: "Einfach nur mal zuhören, den Anderen als Person wahrnehmen und nichts bewerten."
Info: Der ökumenische Gottesdienst findet am 18. Februar 10.30 Uhr in der katholischen Kirche Bad Rappenau statt. Um 12.15 Uhr gibt es im evangelischen Gemeindehaus einen Empfang mit Imbiss und Getränken und um 13.30 Uhr den Festvortrag von Dr. Daniela Tausch. Anmeldungen unter Telefon 07262 / 2523022.



