Epfenbach/ Waibstadt: Schnelles Internet zunächst mal abgebremst
Derzeit Low-Speed fürs High-Speed-Netz: Wegen schwieriger Kabelverlegung ist das ehrgeizige Projekt in mehrmonatigem Verzug

Glasfaserkabel sollen das Internet schneller machen. Aber erst müssen die Kabel mal in den Kommunen ankommen. Foto: dpa
Epfenbach/Waibstadt. (kel) Das High-Speed-Netz Rhein-Neckar soll dem Internet Beine machen. Aber das Glasfaserkabel nähert sich den Gemeinden in der südöstlichen Ecke des Landkreises in eher gemächlichem Tempo: Weil die Kabelverlegung nicht so klappt wie vom Zweckverband gedacht, hinkt man dem Zeitplan mehrere Monate hinterher. "Ein Jahr Verspätung" wurde jetzt im Epfenbacher Gemeinderat reklamiert. Diese pessimistische Einschätzung teilt Werner Riek, technischer Leiter des Fibernet-Projekts, nicht. Aber er räumt ein: "Wir brauchen eine komplett neue Planung". Er schätzte den Verzug auf ein halbes Jahr.
"Einen utopischen Preis", so weiß Waibstadts Bürgermeister Joachim Locher, verlangte die Deutsche Bahn dafür, dass der von den 54 Kreiskommunen getragene Zweckverband sein Glasfaserkabel in den ohnehin vorhandenen Schächten neben den Schienensträngen verlegen darf. Nach RNZ-Informationen, wollte der Gleiseigentümer DB-Netz AG das Dreifache dessen, was der Zweckverband zu zahlen bereit war. Werner Riek bestätigt dies indirekt: Die DB-Preisvorstellungen seien "kommerziell nicht mehr tragbar" gewesen, weshalb man sich für den Bau einer eigenen Trasse - meist parallel zu den Bahnschienen zwischen Meckesheim und Helmstadt - entschloss. Die Neuplanung, die derzeit laufende Ausschreibung für die Grabarbeiten, die dann anstehenden Gespräche mit den Tiefbaufirmen - "verlorene Zeit, die wir nicht mehr einholen können", sagt Riek. Konkrete Prognosen, wann denn nun die einzelnen Kabelstränge zu den so genannten Backbone-Stationen, von wo dann die Anschlüsse in den einzelnen Gemeinden abgehen, verlegt sein könnten, will Riek nicht abgeben. Zeitliche Zielvorgabe sei Mitte 2017, der Rest auch von der Auftragslage der Baufirmen abhängig.
In Epfenbach hatte man ein Jahr früher mit dem schnellen Internet gerechnet. Im Dorf hadert man immer wieder mit einer schleppenden Verbindung. Derzeit gebe es "fast kein Internet", berichtet Gemeinderat Günter Reichert, und erinnert sich an frühere, offenbar vage Versprechungen, dass Epfenbach wegen dieser misslichen Ausgangslage als eine der ersten Kommune ans "Fibernet" angeschlossen werden sollte. Sein Kollege Manfred Hafner hatte dezidiert "Mitte 2016" im Kopf. Die Verzögerung ärgert Bürgermeister Joachim Bösenecker: "Aber wir können nichts machen".
Waibstadts Rathauschef Joachim Locher, zugleich Vorsitzender des Gemeindeverwaltungsverbands, kann mit der Verzögerung des ohnehin langfristig angelegten Projekts, "zwar leben", wünscht sich aber insbesondere für seinen Stadtteil Daisbach eine möglichst baldige Internet-Verbesserung. Dort hat man oft "nicht einmal ISDN", und die Verbindung per Funk scheint vielen nicht die beste Lösung. "Deswegen sollte Daisbach erste Priorität haben".
Insgesamt 320 Kilometer Kabel will der Zweckverband verlegen, um alle Kreisgemeinden mit den Knotenstationen (Backbones) auszustatten. Von dort aus ist die weitere Kabelverlegung Sache der einzelnen Kommunen bzw. der Hauseigentümer. Der Endausbau dürfte sich bis 2030 hinziehen. Und auch dann ist der Anschluss aller nicht gewährleistet.



